Statement von Dr. Jörg Dräger

Foto: @Arne Weychardt, Hamburg

„New Work“ erfordert „New Learning“. Wir müssen heute so lernen wie wir morgen arbeiten werden: projektbasiert, teamorientiert und datenintelligent. Die Verschränkung von digitalem und analogem Lernen ist dabei kein Selbstzweck, sondern ermöglicht einen personalisierten und flexibilisierten Lernpfad, der auf die Studierenden zugeschnitten ist und Lehrenden Zeit für das Wesentliche gibt. So können Bildungsgerechtigkeit gefördert und die Studierenden auf eine digitale Arbeitswelt und Gesellschaft vorbereitet werden.

Die Corona-Pandemie zeigt, dass die Hochschulen agiler sind als vielfach angenommen: Nach jahrelanger Vernachlässigung ist die Digitalisierung schnell in der Breite der Hochschulen angekommen. Allerdings dient Digitalisierung in der jetzigen Situation vornehmlich dazu, die Lehre zu dem Einzelnen mit überwiegend „alten“ Methoden nach Hause zu bringen. Der Einsatz von digitalen Medien in Hochschulen schöpft das Potenzial noch längst nicht aus und bleibt weiter hinter der gesellschaftlichen Realität der Digitalisierung zurück. Für ein „New Learning“ bedarf es neben Infrastruktur, Lernplattformen, Support-Strukturen und Fortbildungen für Lehrende auf der Ebene von Hochschulen und Politik auch Strategien für die Hochschulbildung im digitalen Zeitalter.

Die digitale Bildungsrevolution ist eine pädagogische, keine technische Revolution. Es gilt einerseits, Digitalisierung als Hilfsmittel für personalisiertes Lernen zu nutzen und andererseits die digitalen Kompetenzen zu identifizieren und in den Curricula zu verankern, die für unser zukünftiges Leben und Arbeiten nötig sind. Kern der bildungspolitischen Handlungsbedarfe sind somit Fortbildungen für eine neue, die Digitalisierung nutzende Didaktik und die Festlegung international anschlussfähiger Bildungsziele für das 21. Jahrhundert.


Dr. Jörg Dräger

Bertelsmann Stiftung, Vorstand für die Bereiche Bildung, Digitalisierung und Integration