Statement von Bob Blume
New Learning bedeutet eine Neubewertung dessen, was Bildung im 21. Jahrhundert ist und sein kann. Es ist ein Lernen unter den Bedingungen einer „Kultur der Digitalität“ (Stalder), die Bildung als Prozess der „produktiven Verwicklung“ (Allert/Asmussen) begreift. Die Grundlage dafür ist, dass das Lernen als Aneignungsprozess in den Vordergrund gestellt wird. 10 Thesen aus meinem Artikel „Was ist zeitgemäßes Lernen?“ skizzieren diesen Ansatz:
New Learning beruht demnach auf den folgenden Grundsätzen:
- Fokussiert sich auf den Prozess des Einzelnen.
- Denkt schulische und nicht-schulische Bildung zusammen.
- Denkt informelles und formelles Lernen zusammen.
- Findet im Rahmen der Kultur der Digitalität statt.
- Denkt Bestehendes und Entstehendes zusammen.
- Öffnet die eigenen Praktiken nach außen und innen.
- Erfordert Filter-/Beurteilungs- und Methodenkompetenz.
- Erfordert das Zusammenspiel von Wissen, Charakter, Haltung und Metalernen.
- Ist also immer reflektiertes Lernen.
- Ist gesamtgesellschaftlich relevant.
- Nimmt den Leitmedienwechsel ernst.
- Integriert digitale Medien als Teil dieses Leitmedienwechsels und der Kultur der Digitalität.
Innerhalb eines solchen Verständnisses sind digitale Medien also keine „Werkzeuge“, sondern jene Umgebung, in der die Aneignung des Wissens, Könnens und Arbeitens stattfindet. Anstelle einer Antwort, besteht die Herausforderung zunächst in der Fragestellung: Wie wollen wir zusammen lernen?
Die Ausgangslage ist in Deutschland deshalb eine Herausforderung, weil die Beurteilung von digitalen Medien hier oftmals in einer starken Verkürzung auf den „Mehrwert“ der digitalen Medien in Bezug auf alte Zielsetzungen gesetzt worden ist. Defizite bestehen also nicht nur in den technischen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen, sondern auch in einem Blickwinkel, der das Digitale als Umgebung einer „digitalen Gesellschaft“ (Nassehi) ernst nimmt.
Um den Wandel hin zu einem New Learning zu organisieren, braucht es vor allem Zeit für den produktiven Austausch, sei es durch Vernetzung oder Treffen vor Ort. Dabei geht es nicht um einen Termin, sondern um regelmäßige, in die alltägliche Arbeit eingebundene Zeitfenster, in denen alle an der Bildung und dem Lernen Beteiligten über den digitalen Wandel und seine Wirkung für die Bildung nachdenken und sich austauschen können. Das schließt auch Schülerinnen und Schüler und Eltern ein.
Über Bob Blume
„Netzlehrer“, Lehrer und Blogger
- Lehrer, Autor, Blogger und Referent für digitale Unterrichtsszenarien
- Oberstudienrat am Windeck-Gymnasium in Bühl für Englisch, Deutsch und Geschichte
- Betreiber eines Youtube-Kanals und eines Blogs und von Social-Media-Kanälen (u.a. @blume_bob auf Twitter), in denen er vor allem über Schule und Unterricht in der Kultur der Digitalität schreibt. Hier beschäftigen ihn besonders neue, durch die Digitalität erweiterte Lernformen.