Statement von Prof. Dr. Dr. Ayad Al-Ani

Beim New Learning sollte es darum gehen, Lernen selbstbestimmter, effizienter, freier und demokratischer zu gestalten.

Dies bedeutet, dass das Individuum lernen kann, was es will und wann es will und dass es hierbei Teil einer unterstützenden Community ist. Diese weitgehende Entschulung der Pädagogik führt zu lebenslangen Lernpfaden und ist Grundvoraussetzung demokratischer Verfahren in den digitalen Konzentrationsprozessen, denen Gesellschaften ausgesetzt sind: „Die Akademie wird das ganze Leben, die ganze Welt“ (Joseph Beuys, 1969).

Die „Akademie“ selbst durchlebt hierbei Anpassungsprozesse: Die Lehrenden müssen nicht mehr selbst alle Lerninhalte vermitteln, sondern vor allem Lernpfade und Lernziele entwickeln. Diese müssen auch für Zielgruppen zugänglich sein, die in der Digitalisierung neue Inhalte für sich rapide ändernde Berufsbilder lernen und umsetzen müssen.

Die Universitäten müssen hierzu digitale Inhalte und Tools professionalisieren und adaptieren, damit sie nicht weiter Reputation durch „selbstgeschnitzte“ Streams verlieren, die im Netz mit Inhalten konkurrieren, die die Lebenswelt der Lernenden viel besser treffen. Letztlich müssen die Hochschulinstitute mit anderen Instituten – aber auch anderen Institutionen und potenziellen Verbündeten (öffentlich-rechtlicher Rundfunk?) intensiver zusammenarbeiten, um diese neuen Lernpfade umzusetzen.

Das deutsche Bildungssystem ist eines der besten der Welt. Es wird die gegenwärtige Situation nutzen, um neben dem digitalen Krisenmanagement ein neues Zielbild und inhaltliche Produktionsverfahren zu entwickeln. Einige diese absehbaren Änderungen sind schmerzhaft (Konzentration der digitalen Produktionsmittel, inhaltliche oder pädagogische Spezialisierung der Lehrenden, Druck auf das mittlere Angebotssegment, Öffnung der Lernressourcen...) und verlangen wohl ein schrittweises Vorgehen, welches durch einige Leuchtturmprojekte auf nationaler (wenn nicht europäischer) Ebene stimuliert und motiviert wird.