Projekt

Ethnische und sozio-ökonomische Konflikte in Lateinamerkika - demokratische Beteiligungsmöglichkeiten als Mechanismen der Konfliktregelung

Projektleitung:
Prof. Dr. Michèle Knodt,
Prof. Dr. Michael Stoiber
Mitarbeitende:
Marie-Sophie Heinelt
Status:
abgeschlossen
Laufzeit:
April 2013 bis März 2015
fördernde Einrichtungen:
Deutsche Stiftung Friedensforschung
Projektbeteiligte:
Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Darmstadt

Kurzbeschreibung

Konfliktpotenzial ethnisch fragmentierter und sozio-ökonomisch ungleicher Gesellschaften in Lateinamerika

Das besondere Konfliktpotenzial ethnisch fragmentierter Gesellschaften ist in der Forschung bisher vornehmlich in regionalen Studien zu (Ost-)Europa, Afrika und Asien in den Blick genommen worden. Auch in vielen Ländern Lateinamerikas ist eine Politisierung ethnischer Konfliktlinien spätestens seit der (Re-)Demokratisierung zu beobachten. Die meisten Länder des Subkontinents sind von ethnischer Fragmentierung geprägt, auch wenn die Anteile Indigener und Afro-Latinos von Land zu Land variieren. Ein weiterer Faktor erhöht das Potenzial gewaltsamer Konfliktaustragung in der Region zusätzlich: Ethnische Trennlinien überlagern sich häufig mit sozio-ökonomischen Konfliktlinien.

Friedliche Konfliktaustragung durch demokratische Beteiligung?

Das Projekt nimmt innerstaatliche Konflikte in Lateinamerika als Probleme in den Blick, die sich aus ethnischer Fragmentierung und sozio-ökonomischer Ungleichheit ergeben. Als zentrale Fragestellung lässt sich formulieren: Wie werden Konflikte in ethnisch fragmentierten und sozio-ökonomisch ungleichen Gesellschaften in Lateinamerika ausgetragen und warum kommt es zu der jeweiligen Art der Konfliktaustragung? Unser Vorhaben geht von folgender Grundannahme aus: Je stärker ein Land ethnisch fragmentiert und je ausgeprägter sozio-ökonomische Ungleichheit ist, desto höher ist das Ausmaß an gesellschaftlichen Konflikten. Als zu prüfende Leithypothese ergibt sich: Ein geeignetes Angebot an Partizipationsstrukturen und deren effektive Nutzung führen zu einer Verringerung gewaltsamer Konfliktaustragung.

Institutionelle Prozesse, zivilgesellschaftliche Organisationen und Bürger

Wir ziehen einen Ansatz der empirischen Demokratieforschung heran, der gesellschaftliche Fragmentierung in ein Modell zur Bestimmung demokratischer Qualität integriert (Stoiber 2011). Im Projekt sollen unterschiedliche demokratische Regelungsmechanismen für ethnische und sozio-ökonomische Konflikte in Lateinamerika empirisch analysiert werden. Dafür nimmt unser Projekt insgesamt eine Verknüpfung dreier Analyseebenen vor: So analysieren wir a) die Effizienz institutioneller Prozesse und Verfahren zur Einbindung gesellschaftlicher Gruppen (Makroebene), denkbar etwa in Form von Autonomievorkehrungen oder Verhältniswahlsystemen. Daneben müssen b) relevante intermediäre Organisationen berücksichtigt werden (Mesoebene), über die konfliktäre Interessen in das politische System eingespeist werden. Schließlich sind c) die Einstellungen und Handlungsmotive der BürgerInnen relevant (Mikroebene).

Forschungsdesign

Die systematisch vergleichende Analyse von 14 lateinamerikanischen Ländern ermöglicht Erkenntnisse über Muster und die Identifikation kausaler Zusammenhänge und somit auch die Prüfung konkreter Hypothesen. Im Projektverlauf wird eine Kombination aus qualitativen und quantitativen Datenerhebungs- und Auswertungsverfahren angewendet. Final zusammengeführt werden alle Daten mittels einer fuzzy-set-QCA zur Prüfung unserer Leithypothese. Die Frage nach der Nutzung gegebener Partizipationsstrukturen soll vertiefend in vergleichenden Fallstudien von 4 Ländern mittels Prozessanalysen untersucht werden.

Enger Austausch von Wissenschaft und Praxis

Das Projekt sieht eine enge Zusammenarbeit und den Austausch mit lateinamerikanischen WissenschaftlerInnen und ExpertInnen vor Ort vor.

Kooperationspartner

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Prof. Dr. Gonzalo Delamaza
Universidad de los Lagos, Chile

Prof. Dr. Franklin Ramírez
FLACSO, Ecuador

Prof. Dr. Enrique Peruzzotti
Universidad Torcuato di Tella, Argentinien

Prof. Dr. Marilin Rehnfeldt
Universidad Católica Nuestra Señora de La Asunción, Paraguay

Prof. Dr. Jesús Alan Arias Marín
Universidad Nacional Autónoma de México

Simona Violeta Yagenova
FLACSO, Guatemala

Marxa Nadia Chávez León
Universidad Mayor de San Andrés, Bolivien

Prof. Dr. Felipe Arocena
Universidad de la República, Uruguay

José Eugenio Sosa Iglesias
CLACSO, Honduras

Prof. Dr. Virginie Laurent
Universidad de los Andes, Kolumbien

Dr. Miguel Gonzalez
York University, Kanada

Prof. Dr. Marco A. Gandásegui, Jr.
Universidad de Panamá

Prof. Dr. María Pilar García-Guadilla
Universidad Simón Bolivar, Venezuela

08.04.2024