Projekt

Kurzbeschreibung

Mit den in den 1990er Jahren einsetzenden Kommunalverfassungsreformen hat sich die Kommunalpolitik in vielen Bundesländern grundlegend verändert. Die Kommunalvertretungen haben ihre Kompetenzen mithin abgeben müssen. Die nun direkt gewählten Bürgermeister_innen haben sich in nicht wenigen Fällen zur „exekutiven Führerschaft“ aufschwingen können. Trotz dieser Entwicklung erstaunt die geringe Anzahl der aktuellen Beiträge zur Bürgermeisterwahlforschung.

Noch größer ist die Forschungslücke in der Genderforschung. Hier gibt es meist nur qualitative Fallstudien, die es kaum zulassen, Hypothesen zu den möglichen Ursachen der Unterrepräsentanz von Frauen im höchsten kommunalen Amt systematisch zu testen. Das ist auch für die Praxis problematisch, insofern anders als auf Bundes- und Landesebene Frauen nicht zunehmend in den politischen Spitzenpositionen ankommen, sondern der niedrige Frauenanteil im Bürgermeisteramt sogar noch zurückgeht. Im Genderranking deutscher Großstädte beträgt der Frauenanteil beim Oberbürgermeisteramt im Jahr 2017 nur noch 8,2%, während er 2008 noch bei knapp 18% lag.

Daraus folgt die Frage, welche Einflussfaktoren für diese extreme Frauenunterrepräsentanz im höchsten kommunalen Amt verantwortlich sind? Nach einer Bestandsaufnahme des Forschungsstandes zu Bürgermeisterinnen in Deutschland und den allgemeinen Auswirkungen des Mehrheitswahlrechts aus der Genderperspektive (unter Einschluss des Konzepts der ‚gläsernen Klippe‘ bzw. der ‚Glass Cliff‘), wurden Hypothesen für die Ursachen der Unterrepräsentanz entwickelt. Anschließend wurden die in bivariaten und multivariaten Analysen getestet.

Fördernde Einrichtung: Interne Forschungsförderung der Fernuniversität Hagen

Publikation:
Holtkamp; Lars/Garske, Benjamin/Wiechmann Elke 2020: Die Wahl von Bürgermeister_innen in Deutschland – Ursachen der Unterrepräsentanz von Frauen. In: Gender, Heft 1/2020, 127-145