Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung
- Projektzeitraum:
- 01.07.2003 - 30.06.2009
- Kontaktpersonen:
- Prof. Dr.-Ing. Matthias Hemmje
- Gesponsort von:
- Bundesministerium für Bildung und Forschung
- Referenznummer:
- 54231211
- Teilnehmende Institutionen:
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- Die Deutsche National Bibliothek
- Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
- Computer- und Medienservice und Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität Berlin
- Bayerische Staatsbibliothek
- Institut für Museumskunde der Staatlichen Museen zu Berlin / Stiftung Preußischer Kulturbesitz
- Bundesarchiv
- FernUniversität in Hagen, Fakultät Mathematik und Informatik, Lehrgebiet Multimedia und Internetanwendungen
- Geoforschungszentrum Potsdam
- Universität der Bundeswehr München, Institut für Softwaretechnologie
- Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Fakultät für Informatik
- FernUniversität in Hagen, Fakultät Mathematik und Informatik, Lehrgebiet Rechnerarchitektur
Problem
Online-Publikationen gewinnen stetig an Bedeutung: sei es als elektronische Zeitschriften, Fachdatenbanken, Referateorgane oder als selbstständige Veröffentlichungen (digitale Dissertationen, eBooks). Internet-Ressourcen erscheinen vermehrt neben Publikationen auf Papier, lösen diese in Teilgebieten bereits ab.
In Wissenschaft und Forschung erarbeitete Ergebnisse haben digitale Primärdaten als Grundlage und werden ihrerseits bevorzugt über digitale Plattformen veröffentlicht. Auch die nachträgliche Digitalisierung von Veröffentlichungen auf Papier wird mit erheblichem Mitteleinsatz betrieben und erzeugt riesige Mengen digitaler Information.
Archive sind mit elektronischen Aktenbeständen konfrontiert, die in digitale Archivalien überführt und dauerhaft bewahrt werden müssen.
Museen nehmen digitale Artefakte in ihre Bestände auf und sind, ihrem Auftrag zur Vermittlung gemäß, wichtige Akteure bei der Erzeugung digitaler Surrogate.
Alle digitalen Ressourcen mit dauerhafter Bedeutung müssen auch unter den Bedingungen rasanten Technologiewandels und trotz ihrer bereits veralteten Software-Umgebung langfristig verfügbar bleiben. Da einzelne Problemstellungen der Langzeitarchivierung einen gewaltigen Bogen spannen angefangen beispielsweise von der urheberrechtlichen Situation über die Grundsatzfrage der Sammelkriterien bis zur Bereitstellung geeigneter Soft- und Hardware, die in Zukunft das Öffnen eines digitalen Dokuments garantiert oder bis hin zur Suche nach geeigneten Speichermedien, die in der Lage sind Daten und Metadaten in derart großer Menge zu sichern, besteht die Notwendigkeit zum Austausch und zur Zusammenarbeit. Denn für ein dauerhaftes Modell ist es zwingend allen Schwierigkeiten gleichzeitig und gleichermaßen Rechnung zu tragen. Die Bewahrung digitaler Ressourcen als Teil des kulturellen Erbes soll sowohl die Darstellung des Ablaufs unserer gesellschaftlichen, historischen, technischen und künstlerischen Entwicklung ermöglichen, als auch den Zugriff auf bestehendes Wissen sicherstellen. Wissenschaftliches Arbeiten erfordert immer auch die Einbeziehung älterer Wissensstände. Langfristige Verfügbarkeit digitaler Ressourcen ist deshalb wesentlich für die Konkurrenzfähigkeit unseres Bildungs-, Wissenschafts- und Wirtschaftssystems.
Aufgabenstellung
Nestor, der Berater der Griechen in Troja, steht als Symbol für die beratende und unterstützende Funktion des Kompetenznetzwerkes im Bereich der Langzeitarchivierung und Langzeitverfügbarkeit. Aufgelöst ergibt das Akronym nestor "Network of Expertise in long-term STorage and availability of digital Resources in Germany" und ist somit der englischen Übersetzung des offiziellen BMBF-Projekttitels "Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung und Langzeitverfügbarkeit digitaler Ressourcen in Deutschland" entnommen.
Die notwendigen Fachkompetenzen von nestor für den Aufgabenkomplex "Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen" verteilen sich über ein breites Spektrum von Personen, die in vielen Institutionen, Organisationen und Wirtschaftsunternehmen tätig sind. nestor will für diese Personen eine Informations- und Kommunikationsplattform schaffen, um bereits begonnene Aktivitäten zur Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen publik zu machen, synergetisch miteinander in Verbindung zu bringen und weitere kooperative Maßnahmen zur Zusammenarbeit anzuregen. nestor will eine beständige Infrastruktur mittels Online-Foren, Kontaktbörse, Workshops und Arbeitsgruppen anbieten, in der vielfältige Fachkompetenzen zu Themenschwerpunkten zusammenarbeiten, ergänzend zusammenwirken sowie weiterentwickelt und gebündelt genutzt werden können. nestor will außerdem ein bereichsübergreifendes arbeitsteiliges Konzept erarbeiten, das Vorschläge für die effektive und ökonomische Zusammenarbeit aller Institutionen und Organisationen mit Langzeitarchivierungsaufgaben macht. Hierbei ist auch an die Entwicklung von Standards gedacht.
Vorgehensweise
Es wurde Einvernehmen darüber erzielt, dass die Arbeit von nestor in Form eines Anschlussprojekts "nestor II" fortgeführt werden soll.
nestor II wird derzeit beantragt als Verbundprojekt der Partner Deutsche Nationalbibliothek, SUB Göttingen, BSB München, HUB Berlin, Bundesarchiv, Institut für Museumskunde und FernUniversität Hagen. Ein zentrales inhaltliches Anliegen des Projekts wird es sein, die Bereiche e-Science, Grid-Computing und Langzeitarchivierung digitaler Ressourcen zu vernetzen. Eine wesentliche Aufgabe der zweiten Projektphase liegt aber auch darin, die notwendigen organisatorischen, politischen und finanziellen Voraussetzungen für das Kompetenznetzwerk zu schaffen, um eine dauerhafte Verankerung des Themas und der damit verbundenen Aktivitäten in Deutschland zu erreichen. Da diese Aufgabe in gleichem Maße auch für die Erhaltung des schriftlichen (trägergebundenen) Kulturguts in Deutschland gilt, ist eine gemeinsame Initiative von nestor und der ‚Allianz zur Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes' in Vorbereitung.