Die Digitale Hochschule Nordrhein-Westfalen (DH-NRW) ist ein Verbund von 41 Hochschulen im Land. Ziel ist die Koordination und Förderung der Digitalisierung auf den Gebieten Lehre, Forschung, Infrastruktur und Management. Auf der ersten Konferenz des Verbunds an der FernUniversität in Hagen kamen Akteurinnen und Akteure zum Austausch zusammen.
Die Konferenz bildete zunächst die Ziele der DH-NRW in den drei Hauptvorträgen ab. Mit Vorträgen über die E-Government-Bestrebungen in NRW, der Digitalisierung von „Studium & Lehre“ sowie zum Forschungsdatenmanagement wurde ein vielfältiger Überblick geboten. Anschließend gab Professor Al-Ani einen Ausblick, wie die Digitalisierung die Hochschulen und die Politik herausfordert. Eine Podiumsdiskussion am Ende griff dann noch einmal die sehr unterschiedlichen Aspekte des Tages auf.
Für den Kontext dieses Blogs waren zwei Beiträge besonders interessant. Zum einen referierte Professor Michael Kerres von der Universität Duisburg-Essen unter dem Titel „Digitalisierung von ‚Studium & Lehre‘ – jenseits von E-Learning“ darüber, dass die Digitalisierung alle Bereiche der Bildung durchzieht. Professor Ayad Al-Ani, der zur Zeit als Visiting Professor an der FernUni lehrt, zeigte auf, wie sich Organisationen durch die Digitalisierung verändern und welche Herausforderungen dies für Hochschulen und Politik bereithält.
Als Hochschule die digitale Welt mitgestalten
Michael Kerres‘ zentrale These in seinem Vortrag war, dass die Digitalisierung ein Querschnittsthema im Bereich der Bildung darstellt, das sich nicht nur auf das bezieht, was in der Vergangenheit als E-Learning bezeichnet wurde. Lehrende sehen sich auf allen Ebenen mit der Digitalisierung konfrontiert. Dies schlug sich auch in einer anschließenden Frage aus dem Publikum nieder: Wie man sich dies alles ersparen könne, wurde gefragt. Professor Kerres Antwort darauf war, dass die Hochschulen die Chance nutzen sollten, die digitale Welt mitzugestalten und Einfluss zu nehmen, statt sich von ihr überwältigen zu lassen.
Wichtig sei es, so Kerres zum Ende der Diskussion, das bestehende funktionierende Strukturen nicht fallengelassen, sondern auch nach einem etwaigen Projektende weitergeführt werden. Eine Stärkung der Netzwerke im Bereich Bildung mit allen beteiligten Akteurinnen und Akteuren ist im Hinblick auf die wichtiger gewordene Arbeitsteilung bei der Lehre von zentraler Bedeutung. Lehre wird nicht mehr nur von einer Person im Alleingang geleistet, sondern ist eingebettet in ein Zusammenspiel von Verwaltung, Hochschuldidaktik, Infrastruktur und Qualitätsmanagement.
Eine klare Absage erteilte Professor Kerres einer „Virtuellen Hochschule NRW“. „Es gibt für bestimmte Konzepte bestimmte Zeitfenster. Und in diesem Fall hat sich das Zeitfenster geschlossen“, so Kerres‘ Antwort auf eine Frage aus dem Publikum. Das bedeute aber nicht, dass es keinen Austausch zwischen den Lehrenden geben sollte. Im Gegenteil: In den Bestrebungen der DH-NRW zum Thema „Content Marktplatz“, bei dem es unter anderem um den Austausch von Open Educational Resources geht, sieht er eine gute Plattform.
Neue Lernpfade entstehen
Die weiteren Herausforderungen der Digitalisierung, mit denen sich Hochschulen und Politik in den kommenden Jahren konfrontiert sehen werden, skizzierte Ayad Al-Ani in seinem Vortrag. Die Anforderungen in der Arbeitswelt verändern sich, wenn auch in unterschiedlichen Berufsgruppen unterschiedlich stark. Das Thema „Life Long Learning“ wird sehr viel stärker in den Vordergrund rücken. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehen sich in manchen Berufsfeldern täglich mit neuen Problemen konfrontiert, für die sie Lösungen finden müssen. Wer in diesem Fall nicht das Lernen gelernt hat, wird Probleme bekommen. Viele reagieren aber schon auf diese Entwicklungen. Neue Lernpfade entstehen, die abseits der institutionalisierten Wege liegen. Lernende suchen sich vermehrt die Inhalte bei Anbietern, die ihnen maßgeschneiderte Lösungen bieten können. „Ob Sie sich [als Hochschule] bewegen oder nicht, die Lernenden werden diese Technologien benutzen, ohne dass Sie es wissen“, so Al-Ani.
Als einen möglichen Lösungsansatz zeigte Professor Al-Ani eine selbstgebastelte Version der DH-NRW-Website. Im Zentrum standen dabei zwei Punkte: Lernziele und Lebenslangen Lernen. Interessierte könnten sich über ein Formular auf Basis von gewünschten Lernzielen die entsprechenden Lernpfade heraussuchen. Was auf der Mikroebene didaktischen Handelns immer im Zentrum stehen sollte, wird so auf die Makroebene übertragen. Leider war im Anschluss zu wenig Zeit, diesen interessanten Ansatz noch ausführlich zu diskutieren.
Fazit
Bei der Podiumsdiskussion am Ende des Konferenztages waren sich alle einig, dass die Hochschulen bereits jetzt alle schon auf einem guten Weg seien, dass es allerdings auch noch einige große Herausforderungen zu bewältigen gebe. Der Appell von Dr. Möhler vom MKW lautete dazu: die Hochschulen sollten dabei kooperieren, damit Fehler nicht zweimal gemacht werden müssen. Auf Basis dieser Kooperation, wie sie mit der DH-NRW realisiert worden ist, kann dann die Individualität der Hochschulen Bestand haben.