Am 29. und 30. November fand an der RWTH Aachen zum fünften Mal das e-Prüfungs-Symposium statt. Ungefähr 150 Teilnehmende konnten sich über didaktische und technische Aspekte rund um e-Prüfungen informieren. Es zeigte sich, wie ähnlich die Herangehensweisen bei der Einführung von elektronisch gestützten Prüfungsformaten sind und wie wertvoll ein regelmäßiger Austausch auf diesem Gebiet sein kann.
Eröffnet wurde das Symposium mit einer Keynote von Dr. habil. Malte Persike, der viele interessante Beispiele zum Thema „Data Analytics und elektronische Prüfungen“ vorstellte. Dabei stellte er die Frage, wie Big Data zur Vorbereitung auf Prüfungen und zur Vorhersage von Studienerfolg genutzt werden kann. Details zu seinen Beispielen können den Präsentationsfolien entnommen werden (s. eingebetteter Tweet).
Die zweite Keynote zielte auf „Blockchain-gestützte elektronische Prüfungen“ ab. Diese Technologie kann genutzt werden, um eindeutige Zuschreibungen zu Personen vorzunehmen. Diese Möglichkeiten werden am Lehrstuhl von Prof. Klaus Wehrle an der RWTH Aachen erforscht. Der Autor dieser Zeilen muss aber kleinlaut zugeben, dass er nicht wirklich folgen konnte.
Abhilfe kam prompt aus der Twitter-Sphäre:
Es lohnt sich, mal reinzuhören…
Viele Beispiele aus der Praxis
Was im Folgenden präsentiert wurde, war dann schon zugänglicher. An der ETH Zürich werden kompetenzorientierte Prüfungen mit digitalen Werkzeugen unterstützt. Bei Statistik-Prüfungen kann die Software R eingebunden werden, mit der Studierende Berechnungen vornehmen müssen, die dann in die E-Klausur eingefügt werden. In der Biologie wird mit Mikroskopen gearbeitet, die an Tablets angeschlossen sind. So können Studierende in der Prüfung die Bilder der Mikroskope speichern und Anmerkungen auf dem Tablet einfügen. Mit einem virtuellen Herbarium wird die Kompetenz der Pflanzenbestimmung abgetestet. Und schließlich werden Prüfungen in der Informatik komplett über Programmierumgebungen geleistet. Auch einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen wie Erkennung und Bewertung unterschiedlicher Lösungswege, Open-Book-Exams und Handskizzen über Tablets wurde gegeben. Allerdings steht hier auch die ETH erst am Anfang der Entwicklung.
Vertreter*innen der UDE gingen auf das Thema „Faires Prüfen“ ein. Wie können zum Beispiel in Statistik-E-Klausuren unterschiedliche Fehlertypen erkannt werden, die dann eventuell unterschiedlich bewertet werden? Hier wurden einige Lösungen vorgestellt. Tippfehler werden zum Beispiel nicht toleriert und dies wird den Studierenden vorher kommuniziert, sodass diese darauf besonders achten können. Dagegen werden durchaus Rundungstoleranzen in den Aufgaben eingestellt, sodass kleinere Rundungsfehler keine Rolle spielen (übrigens geht das auch in Moodle). Durch mehrstufige Aufgaben können Folgefehler sichtbar gemacht werden, sodass nicht die komplette Aufgabe als falsch bewertet werden muss. Kontrovers diskutiert wurde die Möglichkeit, Hinweise gegen Punkteabzug zu bekommen. Das ist sicher auch eine interessante Frage, die an der FernUni eine Rolle spielen könnte.
Hier ein kleiner Hinweis in eigener Sache: Am 17.1.2019 wird das nächste Interne Netzwerktreffen für die Zertifikatsteilnehmenden der FernUni stattfinden. Wir konnten dazu das Dezernat 2.4 gewinnen, das einen Workshop-Teil zum Thema „Prüfungsrecht und die Weiterentwicklung von Prüfungsformen“ gestalten wird. Anmeldung wie immer über das interne Fortbildungsverzeichnis.
Ein Heimspiel war das Symposium dann für die folgenden Vortragenden: das E-Klausur-System Dynexite wird an der RWTH entwickelt und ist momentan vor allem dort im Einsatz. Interessant war hier, dass die Handlungsempfehlungen des Projekts e-assessment nrw die Grundlage bildeten, über ein Prüfungssystem neu nachzudenken. Niedergeschlagen hat sich dies in der Tatsache, dass die Abläufe bei elektronischen Prüfungen gut sichtbar in System umgesetzt worden sind. Ab 2020 soll die Lösung als Open Source zur Verfügung stehen.
Viele Beispiele aus der Praxis, Teil 2
Auch der zweite Tag bot viele interessante Aspekte rund um das Thema, von denen hier nur einige aufgelistet werden sollen:
- An der ETH wurde ein WiFi Resilience Plugin für Moodle entwickelt, da dort E-Klausuren mit Moodle geschrieben werden. Das Plugin sorgt dafür, dass auch bei Verbindungsabbruch im WLAN keine Daten verloren gehen, indem zunächst alles lokal gespeichert wird. Ist die WLAN-Verbindung wieder aufgebaut, werden die lokalen Daten mit denen auf dem Server synchronisiert.
- In der Medizin der Universität Basel können sich Studierende in abschließenden Prüfungen selbst bewerten. Diese Bewertung wird dann mit der Bewertung der Prüfenden verglichen und das Ergebnis thematisiert. So lernen die Studierenden idealerweise, zu einer realistischen Selbsteinschätzung zu gelangen.
- Die Virtuelle Akademie für Nachhaltigkeit stellte eine Case Study zum forschenden Lernen vor, bei der Studierende unter anderem Blogs und Videos als Beiträge erstellen müssen. Die Akzeptanz bei den Studierenden ist sehr hoch, allerdings liegt auch der Betreuungsaufwand über dem Durchschnitt.
- Mitarbeiter der Universität Siegen stellten das elektronisch gestützte Organisations- und Prozessmanagement für E-Prüfungen vor. Viele kleine Details unterstützen hier bei einem komplexen Prozess. So werden bei Reviews von Klausurfragen häufige Probleme als Vorauswahl angeboten, damit der Reviewprozess schneller absolviert werden kann.
Dass der letzte Punkt im letzten Vortrag zur Sprache kam, war kein Zufall. Das nächste e-Prüfungs-Symposium wird am 26. und 27. September 2019 in Siegen stattfinden.