In der Reihe „Innovative Lehrprojekte“ stellen wir die Projekte vor, die im Rahmen der Zertifikatsprogramme HD-NRW und E-Teaching-Zertifikat entstanden sind. Janina Matern hat die digitale Bearbeitung der Einsendearbeiten im Online-Übungssystem umgesetzt und uns hierzu unsere Fragen beantwortet.
Wie bist du auf die Idee zu deinem Projekt gekommen?
Der Prozess der Bearbeitung der Einsendearbeiten sollte an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät digitalisiert werden. Die Umsetzung erfolgt bei diesem Vorgehen so, dass die Studierenden die Einsendearbeiten im PDF-Format über das Online-Übungssystem bereitgestellt bekommen. Die Studierenden ihrerseits laden nach finaler Bearbeitung die Einsendearbeiten digital im System hoch. Die Einsendearbeiten durchlaufen anschließend einen elektronisch unterstützten Korrekturprozess, der sich an das bereits bestehende Verfahren anlehnt und die Korrektor*innen sowie das Prüfungsamt einbindet.
In diesem Zusammenhang hatten wir an unserem Lehrstuhl die Idee, den Prozess der Bearbeitung der Einsendearbeiten für die drei Wahlpflichtmodule vollständig zu digitalisieren. Die Studierenden sollten die Einsendearbeiten direkt am Bildschirm im Online-Übungssystem bearbeiten und beantworten können. Es sollten hierbei ausschließlich verschiedene automatisch auswertbare Aufgabentypen verwendet werden. Der Vorteil ist darin zu sehen, dass die Korrekturzeit von mehreren Wochen vollständig entfällt, da die Ergebnisse sofort bereitgestellt werden können und keine Korrektor*innen oder das Prüfungsamt mehr eingebunden werden müssen. Darüber hinaus plant der Lehrstuhl auch für die Klausuraufgaben eine Umstellung der Aufgabentypen. Die Studierenden sollten sich über die neue Art der Aufgabenstellung bereits an die zukünftig veränderten Klausuraufgaben gewöhnen.
Welche Überlegungen lagen der Umsetzung des Projekts zugrunde?
Im Zentrum der konzeptionellen Überlegungen lag die Umstellung der Einsendearbeiten im Online-Übungssystem und damit verbunden die Neukonzeption der Aufgaben von offenen Frageformaten zu geschlossenen Abfragen. Für diesen Punkt wurde ein Zeitplan festgelegt und die Neugestaltung der Einsendeaufgaben wurde auf die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen aufgeteilt.
Neben der eigentlichen Neukonzeption der Aufgaben sollten jedoch weitere Bausteine umgesetzt werden, um einen möglichst gelungenen Übergang zu der digitalen Bearbeitungsform zu erreichen. Hierzu gehörte zum einen die Informationsversorgung der Studierenden zu der geplanten Veränderung. Aufgrund dessen wurde ein 5-minütiges Informationsvideo zur Umstellung der Einsendearbeiten mittels Camtasia erstellt, in welchem die wesentlichen Neuerungen dargelegt wurden. In diesem Zusammenhang mussten auch alle bestehenden Informationen zur Bearbeitung der Einsendearbeiten von Grund auf überarbeitet werden. Zum anderen wurde für die Studierenden im Online-Übungssystem eine Übungsumgebung entwickelt, welche das Ziel hatte, den Studierenden die unterschiedlichen Aufgabentypen anhand von einfachen Beispielen zu erläutern, um Sicherheit in der Bearbeitung der unterschiedlichen Aufgabentypen zu erlangen. Die Übungsumgebung wurde im Rahmen der Fortbildung Qualitätskriterien für Lehrmaterialien anderen Teilnehmenden des Zertifikatsprogramms zur Evaluation vorgelegt, wodurch weitere konstruktive Impulse aufgenommen werden konnten. Zur weiteren Qualitätssicherung wurde abschließend festgelegt, dass die Mitarbeitenden am Lehrstuhl untereinander sowohl die neu konzipierten Einsendearbeiten als auch die weiteren Informations- und Übungsmedien kontrollieren sollten. Durch die hieraus gewonnenen Anmerkungen konnten noch einmal kleinere Fehler behoben und Verbesserungen vorgenommen werden.
Welche Herausforderungen sind dir während der Planung und der Durchführung begegnet?
Während des Umstellungsprozesses gab es verschiedene Herausforderungen. Insbesondere der Aufwand für die Gestaltung der neuen Einsendeaufgaben, das Einarbeiten in das Online-Übungssystem sowie die Koordination der Tätigkeiten am Lehrstuhl haben deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen als ursprünglich eingeplant. Die tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Online-Übungssystem hat außerdem dazu geführt, dass es einen stetigen, sehr konstruktiven Austausch mit dem Prüfungsamt und dem ZMI gab, um neue Anforderungen oder kleinere Bearbeitungsschwierigkeiten zu erörtern. Als Beispiel kann hier die Entwicklung des Aufgabentyps „Begriffsfolge/Lückentext“ genannt werden, der gemeinsam implementiert wurde. Für die verschiedenen Aufgaben des Umstellungsprozesses haben mir insbesondere die Fortbildungen „Einführung in Camtasia“, „E-Assessment“, „Kurze Lehrvideos erstellen“ und „Qualitätskriterien für Lehrmaterialien“ sehr geholfen.
Wie war die Reaktion der Studierenden?
Um ein Meinungsbild der Studierenden zu erhalten, wurde eine zusätzliche „Aufgabe“ in die Einsendearbeiten integriert, welche sich am Ende der Einsendearbeiten (im ersten Semester nach der Umstellung der Bearbeitungsform in drei Modulen) befand. Die Studierenden wurden anhand von sechs Auswahlbereichen gefragt, wie sie u. a. die Art der gestellten Aufgaben, die Übungsumgebung zum Kennenlernen der Aufgabentypen sowie die neue Bearbeitungsform der Einsendearbeiten insgesamt beurteilen. Insgesamt haben 595 Studierende (dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 80 %) an der Evaluation teilgenommen. Das Feedback war weit überwiegend in allen Fragekategorien sehr positiv. 81 % der Studierenden haben die Umstellung der Einsendearbeiten insgesamt als gut oder sehr gut bewertet, nur 5 % der Rückläufer waren im ausreichenden oder mangelhaften Bereich. Auch über andere Kommunikationskanäle mit den Studierenden war das Feedback sehr erfreulich, sodass wir die Umstellung insgesamt als gelungen bewerten würden.
Was planst du noch für die Zukunft im Zusammenhang mit dem Projekt?
Die Erkenntnisse des Projektes haben auf verschiedene Weise Einfluss auf die Arbeit am Lehrstuhl genommen. Zum einen ist eine zunehmende Integration von Lehr- und Informationsvideos in die Lehre zu verzeichnen, die nach der Erstellung des Informationsvideos zur Umstellung der Einsendearbeiten begonnen hat. Zum anderen konnten die Erkenntnisse aus dem Projekt bereits für die vergangene Online-Klausurphase genutzt werden. Durch das vorhandene Wissen zum Online-Übungssystem war es für die Mitarbeitenden des Lehrstuhls relativ einfach, die Klausuren in das Online-Übungssystem zu überführen, so dass die Studierenden die Klausur im selben Format wie die Einsendearbeiten absolvieren konnten.