Innovative Lehrprojekte – Interview mit Dr. Sandra Eleonore Johst

Portrait Dr. Sandra Eleonore Johst
Foto: privat

In der Reihe „Innovative Lehrprojekte“ stellen wir die Projekte vor, die im Rahmen der Zertifikatsprogramme HD-NRW und E-Teaching-Zertifikat entstanden sind. Diesmal mit: Dr. Sandra Eleonore Johst vom Lehrgebiet Philosophie I (Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften). Sie hat sich dem Problem angenommen, dass die Kenntnisse von Studierenden zum Thema Wissenschaftliches Schreiben sehr unterschiedlich sein können.

Wie bist du auf die Idee zu deinem Projekt gekommen?

Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrgebiet I Theoretische Philosophie an der Fernuniversität in Hagen gehört es auch zu meinen Aufgaben Gutachten für Haus- und Abschlussarbeiten in den Studiengängen Kulturwissenschaften (BA) und Philosophie im europäischen Kontext (MA) zu erstellen. Dabei sind mir Qualitätsunterschiede hinsichtlich der Praxis des wissenschaftlichen Arbeitens aufgefallen. Einerseits gibt es bereits im BA-Studium Arbeiten, die alle Richtlinien wissenschaftlichen Schreibens konsequent und gründlich befolgen, andererseits gibt es sogar MA-Abschlussarbeiten, in denen sich kein klarer Unterschied zwischen direkten und indirekten Zitaten erkennen lässt.

Fragt man nach dem Grund, fällt zunächst auf, dass unsere Studierendenschaft durch eine spezifische Heterogenität in Bezug auf akademische Vorkenntnisse gekennzeichnet ist. Unter den Studierenden befinden sich Personen, die bereits einen Hochschulabschluss in einer Disziplin oder sogar mehreren Fächern mitbringen, aber auch Studienanfänger ohne Vorerfahrung. Durch das besondere Angebot des Akademiestudiums ist es zudem möglich, als MA-Studierender erste benotete Hausarbeiten verfassen zu müssen, ohne zuvor ein grundständiges BA-Studium der Philosophie absolviert zu haben, in dem das Üben wissenschaftlichen Schreibens üblicherweise gelehrt und gelernt wird. So ist es etwa in dem verbindlichen K-Modul des BA-Studiums Kulturwissenschaften der Fall, das sich den Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens widmet. Also habe ich mich gefragt, was man gegen die offensichtlich in Teilen vorhandenen Unsicherheiten machen könnte.

Welche Überlegungen lagen der Umsetzung des Projekts zugrunde?

Vor diesem Hintergrund habe ich die Idee für die Konzeption und Umsetzung eines regelmäßig pro Semester stattfindenden Workshop-Angebots entwickelt, das unabhängig von dem jeweiligen Fachsemester allen interessierten Philosophiestudierenden offen steht. Keine große und breite Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten, sondern ein eintägiger Samstags-Workshop als Orientierungshilfe zum Verfassen philosophischer Hausarbeiten.

Die Zielsetzung des Projekts ist es, allen Studierenden, die sich Orientierung und Hilfe für das Verfassen philosophischer Haus- und Abschlussarbeiten wünschen, eine regelmäßig stattfindende Gelegenheit zu geben, grundsätzliche Fragen zu klären, in den Austausch zu kommen und die nächsten Schritte anzugehen.

Dieses Lehrangebot ergänzt bereits vorhandene Schreibprojekte an der Fernuni durch die Konzentration auf die spezifischen Heraus- und Anforderungen des Schreibens im Philosophiestudium und schließt die von mir geschilderte Lücke, die sich gerade in Hinblick auf die Übung im wissenschaftlichen Arbeiten durch den Übergang des Akademiestudiums in den Master ergeben kann.

Welche Herausforderungen sind dir während der Planung und der Durchführung begegnet?

Die erste Herausforderung war für mich, dass mein Angebot nicht nur unser Lehrgebiet, sondern das gesamte Institut betraf. Das machte eine Absprache mit den Kollegen und Kolleginnen dringend erforderlich. Dabei war es mir sehr wichtig, nicht als Konkurrenz zu bestehenden schreibdidaktischen Angeboten und Qualitätsinitiativen wahrgenommen zu werden, sondern als Ergänzung. Den zeitintensivsten Teil der Planung und Konzeption nahmen deswegen die Recherche bereits existierender schreibdidaktischer Angebote und die Absprachen mit Kollegen und Kolleginnen ein.

Wie war die Reaktion der Studierenden?

Die Rückmeldungen bestätigen, dass die Studierenden den Workshop für das Verfassen von Hausarbeiten als hilfreich wahrnehmen. Der grundsätzliche Umriss meines Konzeptes erscheint für die Zielgruppe gelungen zu sein. Er orientiert sich an einer philosophischen Unterscheidung des Wissensbegriffs und wendet diese Perspektiven auf das wissenschaftliche Schreiben in der Philosophie an. Es werden zwar theoretische Impulse gegeben, aber die Erarbeitung von Ergebnissen konzentriert sich auf eigenständige Reflexion und Gruppendiskussion. Didaktisch werden so zentrale Aspekte unserer Fachkultur praktiziert. Gelobt wird das kompakte Format, der Wechsel von Praxis, Theorie und Austausch und mein Versuch, als Lehrperson motivierend zu wirken.

Was planst du noch für die Zukunft im Zusammenhang mit dem Projekt?

Da mein Anstellungsverhältnis an der FernUniversität bald endet, denke ich leider nicht, dass der Workshop weiterhin semesterweise angeboten wird. Ob ich ihn in einem anderen Zusammenhang nochmal anbieten werde, wird sich zeigen.



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert