In der Reihe „Innovative Lehrprojekte“ stellen wir die Projekte vor, die im Rahmen der Zertifikatsprogramme HD-NRW und E-Teaching-Zertifikat entstanden sind. Diesmal mit: Dr. Jan-Bennet Voltmer aus der Fakultät für Psychologie. Er hat sich in seinem Projekt mit der Frage auseinandergesetzt, welches das richtige Maß an Gamification in einem Projektseminar an der FernUni ist.
Wie bist du auf die Idee zu deinem Projekt gekommen?
Als Lehrkraft für besondere Aufgaben im B.Sc. Psychologie, Modul 6b, betreue ich Studierende bei der Durchführung von psychologischen Projektstudien. Dabei müssen die Studierenden komprimiert in einem Semester all die Lerninhalte der vergangenen Semester aktivieren und selber einsetzen, sprich: Literaturarbeit, Methodenkenntnisse, Kenntnisse über statistische Analysen, wissenschaftliches Argumentieren und Wissenschaftskommunikation. Noch dazu ist die Projektarbeit eine Gruppenarbeit. Um die Studierenden über das Semester hinweg kontinuierlich „am Ball“ zu behalten, habe ich in meine Lehre früh eine Menge Gamification-Elemente eingebracht. Vieles davon funktionierte sehr gut, aber an einigen Stellen schien Gamification nicht die richtige Lösung für die jeweils anstehenden Herausforderungen zu sein.
Welche Überlegungen lagen der Umsetzung des Projekts zugrunde?
Ich wollte gerne eine Balance finden. Einerseits zwar die Studierenden so spielerisch und selbstständig arbeiten zu lassen, wie ich es zunächst erprobt hatte. Andererseits gab es offenbar die Notwendigkeit, z.B. an einigen Stellen mehr direktes Feedback durch die Betreuung zu erhalten. Daher gibt es im neuen Kurs quasi einen Wechsel aus selbstgesteuerten, automatisch ausgewerteten, eher gamifizierten Aufgaben (z.B. bin ich sehr stolz auf eine Übung, in der die Studierenden per Drag and Drop ein Literaturverzeichnis gemäß Publication Manual der American Psychological Association erstellen sollen, oder auch ein sehr aufwendiges R-Tutorial, in dem die Studierenden sich abwechselnd Videos zur Bedienung von R anschauen und selber R-Skripte durcharbeiten), und klassischeren, weniger automatisierten Aufgaben (z.B. einer Präsentation als Gruppe, oder einem Peer Review Verfahren). Ich glaube, dass die Balance dieser unterschiedlichen Elemente den Kurs für die Studierenden abwechslungsreicher, aber eben auch eindrücklicher im besten Sinne macht.
Welche Herausforderungen sind dir während der Planung und der Durchführung begegnet?
M6b ist und bleibt ein Projektmodul, so dass jedes Semester ein bisschen anders ist. Der Ablauf darf also nicht zu starr werden, um den Studierenden im Projekt die notwendige Freiheit zur Anpassung an ihre jeweiligen Gegebenheiten zu bieten.
Wie war die Reaktion der Studierenden?
Die Studierenden hatten natürlich keinen direkten Vergleich, wie das Modul vorher aussah. Das mündliche Feedback zu den Überarbeitungen während unserer synchronen Meetings in Zoom und Adobe Connect war aber eher positiv.
Was planst du noch für die Zukunft im Zusammenhang mit dem Projekt?
So ein Seminar ist glaube ich ein bisschen wie ein Haus: Ist man am einen Ende fertig mit Renovierungen, fängt man am anderen Ende wieder an. Ich bin immer auf der Suche nach Vereinfachungen, die das Projekt für die Studierenden leichter handhabbar machen, während gleichzeitig die inhaltliche Komplexität natürlich erhalten bleiben soll.