In der Reihe „Innovative Lehrprojekte“ stellen wir die Projekte vor, die im Rahmen der Zertifikatsprogramme HD-NRW und E-Teaching-Zertifikat entstanden sind. Diesmal mit: Dr. Fabian Walke, der im Seminar „Digitalisierung im Öffentlichen Sektor“ das Forschende Lernen ins Zentrum gerückt hat.
Wie bist du auf die Idee zu deinem Projekt gekommen?
Die Idee für das Seminar „Digitalisierung im Öffentlichen Sektor“ entstand aus der Kombination mehrerer Faktoren. Zum einen war mir bewusst, dass Studierende der FernUniversität in Hagen, die oftmals berufsbegleitend studieren, ein flexibles und innovatives Lehrformat benötigen, das auf ihre unterschiedlichen Bedürfnisse und Lebensrealitäten eingeht. Eine asynchrone Durchführung war deshalb für mich ein entscheidender Aspekt. Zum anderen wollte ich ein Thema wählen, das sowohl eine hohe Relevanz im gesellschaftlichen Kontext als auch eine enge Verknüpfung mit empirischer Forschung aufweist. Das Thema der Digitalisierung des öffentlichen Sektors bietet hier spannende Anknüpfungspunkte. Die Studierenden sollen durch die Anwendung qualitativer und quantitativer Methoden auf ein aktuelles gesellschaftliches Thema ein tieferes Verständnis für empirische Forschung entwickeln, was sie auf ihre späteren Abschlussarbeiten vorbereiten soll. Der Mix aus qualitativen und quantitativen Methoden (Mixed-Method) war zudem eine Möglichkeit, Studierenden ein breites Repertoire an Forschungsmethoden zu vermitteln und deren Anwendung praxisnah zu gestalten.
Welche Überlegungen lagen der Umsetzung des Projekts zugrunde?
Bei der Umsetzung des Projekts spielte die didaktische Struktur eine zentrale Rolle. Ziel war es, den Studierenden ein aktives, forschendes Lernen zu ermöglichen, das nicht nur auf Theorie, sondern auf der selbständigen Durchführung von Forschungsprojekten basiert. Die Vorgabe der Anfertigung eines Studienprotokolls, das den gesamten Forschungsprozess von der Themenwahl über die Methodenauswahl bis hin zur Datenerhebung abbildet, half dabei, das Seminar für die Studierenden klar zu strukturieren und gleichzeitig den Studierenden genügend Freiraum für eigene Ideen zu lassen. Der Peer-Review-Prozess war ein weiteres didaktisches Element, das den Studierenden ein tiefes Verständnis für Qualitätssicherung in der Wissenschaft und die Bedeutung des Austauschs innerhalb der akademischen Gemeinschaft vermittelte. Zudem war mir wichtig, dass das Seminar vollständig virtuell und zum großen Teil asynchron durchgeführt wird, um die Flexibilität für die Studierenden zu maximieren. Das Seminar sollte ihnen ermöglichen, in ihrem eigenen Tempo zu arbeiten, ohne an feste Anwesenheitszeiten gebunden zu sein.
Welche Herausforderungen sind dir während der Planung und der Durchführung begegnet?
Eine der größten Herausforderungen lag in der Bereitstellung geeigneter Tools, um einen reibungslosen Seminarablauf zu gewährleisten. Die Studierenden mussten sich mit neuen Programmen und Arbeitsweisen vertraut machen, was anfangs zu Unsicherheiten führte. Um dem entgegenzuwirken, habe ich vorab Tutorials bereitgestellt und Kick-Off Veranstaltungen angeboten, um praktische und theoretische Fragen zu beantworten. Auch die Brücke zwischen qualitativer und quantitativer Forschung zu schlagen war eine Herausforderung. Manche Studierende hatten Schwierigkeiten, die beiden Methoden miteinander zu kombinieren und gleichzeitig die richtigen Auswertungsstrategien zu finden. Hier half es, mehr Unterstützung bei der Datenanalyse anzubieten und den Studierenden Online-Sprechstunden zur Verfügung zu stellen.
Wie war die Reaktion der Studierenden?
Die Studierenden reagierten insgesamt sehr positiv auf das Seminar. Besonders geschätzt wurde die Flexibilität des Formats, da sie ihre Zeit individuell einteilen konnten. Die Kombination von theoretischem Wissen und praktischer Anwendung fand großen Anklang. Besonders das Peer-Review-Verfahren wurde als lehrreich empfunden, da es den Studierenden nicht nur dabei half, ihre eigenen Arbeiten zu verbessern, sondern auch den Austausch mit Kommiliton*innen förderte. Einige Studierende äußerten jedoch, dass sie zu Beginn Schwierigkeiten hatten, die unterschiedlichen Forschungsmethoden zu kombinieren und ein klares Verständnis für den Ablauf des Forschungsprozesses zu entwickeln. Das Feedback zeigte mir, dass ich künftig noch mehr Zeit für die Erklärung der Methodenkombination und der Auswertung einplanen sollte.
Was planst du noch für die Zukunft im Zusammenhang mit dem Projekt?
Da das Projekt nun abgeschlossen ist, plane ich keine weiteren Anpassungen oder Evaluierungen mehr. Der Fokus liegt jetzt darauf, die gewonnenen Erfahrungen zu reflektieren und in zukünftige Projekte einfließen zu lassen. Das Seminar hat seine Ziele erreicht, und ich bin zufrieden mit den durchgeführten Phasen und Ergebnissen. In Zukunft könnte ich jedoch ähnliche Formate mit anderen Themen und Zielgruppen ausprobieren, um neue Erkenntnisse zu gewinnen und weitere innovative Lehrmethoden zu testen.
Wie hat sich die Teilnahme an den Workshops des Zertifikatsprogramms auf dein Projekt ausgewirkt?
Die Teilnahme an den Workshops des Zertifikatsprogramms war für mich sehr bereichernd. Besonders der Austausch mit Kolleg*innen aus anderen Fachbereichen und die gemeinsamen Diskussionen über innovative Lehrmethoden haben mich inspiriert, neue didaktische Ansätze auszuprobieren. Einige der vorgestellten Tools und Szenarien habe ich direkt in mein Seminar integriert. Der kollegiale Austausch war auch eine wertvolle Unterstützung, um meine Ideen zu hinterfragen und weiterzuentwickeln.