Wenn es um zukunftsfähige Hochschulbildung geht: das Projekt „bne:digital.nrw“

von Frank Wistuba

Hochschulen verstehen sich als Zukunftswerkstätten der Gesellschaft. Deshalb spielen sie im Austausch mit allen gesellschaftlichen Kräften eine wichtige Rolle bei der sozial-ökologischen Transformation der Gesellschaft im Angesicht globaler Herausforderungen. Hierbei erweist sich die Hochschulbildung als zentral für die erforderliche gesamtgesellschaftliche Veränderung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung.

Spätestens seit der zweiten internationalen Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen im Jahr 1992 kommt Bildung eine herausragende Bedeutung bei der Verwirklichung einer nachhaltigen Entwicklung zu. Unter Rückgriff auf den Brundtland-Bericht aus dem Jahr 1987 soll eine solche Entwicklung den Bedürfnissen und Bestrebungen der gegenwärtigen Generation gerecht werden, ohne die der künftigen Generationen zu gefährden. Dieser intra- und intergenerationale Gerechtigkeitsanspruch erfordert, dass soziale, ökonomische und ökologische Dimensionen der globalen Herausforderungen gleichermaßen in den Blick genommen werden.

Stilisiertes SDG-Wheel samt Herz, Kopf und Hand als Lerndimensionen.
Das Zusammenwirken kognitiver, sozioemotionaler und handlungsbezogener Aspekte mit Bezug auf die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030. (Grafik: Silke Newig)

Aktueller programmatischer Ausgangspunkt ist die Agenda 2030 mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen, die 2015 von den Vereinten Nationen als Fortsetzung und Weiterentwicklung vorheriger Programme verabschiedet wurde. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) wird im Teilziel 4.7 dieser Agenda festgeschrieben: Es geht um Wissen, Fähigkeiten, Werte und Einstellungen, die zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen, sowie um das Zusammenwirken kognitiver („Kopf“), sozioemotionaler („Herz“) und handlungsbezogener Aspekte („Hand“). Der Förderung bestimmter Schlüsselkompetenzen, welche diese Aspekte mit Bezug auf die Nachhaltigkeitsziele berücksichtigen, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Mit dem Start des internationalen Rahmenprogramms BNE 2030 im Jahr 2020, das sich eng an die Agenda anlehnt, betont die UNESCO nochmals die Schlüsselrolle von BNE für die Verwirklichung sämtlicher Nachhaltigkeitsziele.

2016 hat NRW die Landesstrategie Bildung für Nachhaltige Entwicklung – Zukunft Lernen erarbeitet, um BNE als Querschnittsthema systematisch in allen Bildungsbereichen zu implementieren. Im September 2020 wurde die Fortschreibung dieser Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen, die momentan im Erstellungsprozess ist. Darüber hinaus verpflichten sich die Hochschulen in der im November 2021 unterzeichneten Hochschulvereinbarung NRW 2026, Beiträge zu BNE 2030 verstärkt zu leisten und der Landesstrategie gerecht zu werden.

Dies alles bildet den Hintergrund für das vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW geförderte Projekt „bne:digital.nrw“, das seit Oktober letzten Jahres mit Silke Newig und Frank Wistuba im ZLI besteht. In einem weitgespannten Netzwerk auf unterschiedlichen Handlungsebenen unterstützt das Projektteam die Hochschulen im Land auf ihrem Weg zu einer zukunftsfähigen Bildung unter den Vorzeichen der Digitalisierung bzw. Digitalität. Konkret gilt es, BNE in der NRW-Hochschullandschaft bekannter zu machen sowie zu deren Implementation in Lehre und Studium beizutragen. Zum einen werden hierfür unterschiedliche digitale Formate bedarfsgerecht unter Einbezug der Zielgruppen entwickelt. Zu den Formaten zählen u. a. eine webbasierte hochschulbezogene Nachhaltigkeitskommunikation, die Entwicklung eines Online-Self-Assessments und die Erstellung didaktischer Materialien. Da die Form den Inhalten entsprechen soll, wird bei der Umsetzung auf die Prinzipien des nachhaltigen Webdesigns geachtet, die eine gute Zugänglichkeit der Inhalte einschließt. Die Bildungsmaterialien werden als Open Educational Resources (OER) im Landesportal ORCA.nrw veröffentlicht. Zum anderen gibt es sowohl persönliche Beratungs- als auch Fortbildungsangebote für Lehrende, damit sie inhaltlich-didaktisch mit BNE vertraut werden und das Konzept in ihrer Lehre wirksam einbinden können. Ferner erfolgt neben Tagungsbeiträgen die Mitwirkung an Veranstaltungen, wie z. B. die Beteiligung an der ersten Ringvorlesung der universitären Nachhaltigkeitsinitiative HumboldtN in diesem Sommersemester.

Bei all den Aktivitäten geht es nicht zuletzt um ein transformatives Handeln, durch das die Institution als Ganze in den Blick gerät. An der FernUni schafft das Projektteam daher gemeinsam mit Beteiligten aus Forschung, Lehre, Transfer und Betrieb weitere Voraussetzungen für einen Whole Institution Approach gemäß einem umfassenden BNE-Ansatz.

Sie möchten mehr über das Projekt erfahren und mit uns in den Austausch kommen? Dann schreiben Sie uns unter: bnedigitalnrw.zli@fernuni-hagen.de



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