E-Portfolios in der Community Psychology

in Zusammenarbeit mit Mirjam Hüpeden

Technische Voraussetzungen

Moodle, Mahara, ggf. weitere Software in Abhängigkeit von der Aufgabenstellung (bspw. Software für die Durchführung und Transkription von Interviews)

Vorbereitung

Aufgabenstellungen, Tutorials zu Mahara

Anzahl Studierende

abhängig vom Feedback-Konzept (persönlich, Peer oder automatisiert) zwischen 30 und 100 oder mehr

Beratung

ZLI zur technischen und didaktischen Unterstützung

Diversität

Barrierefreiheit, Auswahl bei den Aufgaben

Beschreibung

Die Community Psychology befasst sich mit Fragen rund um das Erleben und Verhalten von Menschen in ihren Communities. Community kann dabei eine Hausgemeinschaft ebenso sein wie ein ganzes Dorf oder ein Stadtteil. Communities sind vielfältig und gleichzeitig sind Menschen unterschiedlichen Communities zugehörig. Das Feld der Community Psychology umfasst zum Beispiel die Themen Diversität und Inklusion. Besonderheiten der Community Psychology sind die ganzheitliche Herangehensweise unter Berücksichtigung unterschiedlicher Analyseebenen, die klare Herausstellung der Rolle der eigenen Wertvorstellungen, die Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven und die deutliche gesellschaftliche Positionierung mit einem Bestreben soziale Benachteiligung zu reduzieren und das Zusammenleben unterschiedlicher Individuen und Gruppen zu verbessern.

Studierende beschäftigen sich innerhalb des Moduls daher intensiv mit gesellschaftlichen Veränderungsprozessen. Die Konzeption von Maßnahmen zur Prävention oder Intervention gehört ebenso zur Arbeit in der Community Psychology, wie die Evaluation solcher Maßnahmen und die Überlegung wie verschiedene Stakeholder im ganzen Prozess partizipieren können. Im Masterstudiengang Psychologie ist die Community Psychology also ein Anwendungsfach, das neben dem theoretischen Wissen auch Handlungskompetenzen in diesen Bereichen an die Studierenden vermittelt, die in fachliche, methodische, soziale und selbstbezogene Kompetenzen eingebettet sind.

Übersicht der Kompetenzen, Beschreibung im Text
Illustration: FernUniversität

Im Rahmen des Projekts „Kompetenzorientiertes Lernen im Fernstudium stärken (KOLFES)“ aus dem Call Digitalisierung der Uni-internen Förderlinie „Innovative Lehre“ wurden dazu E-Portfolios in den Fokus gerückt, die über Mahara realisiert werden können. Für die Umsetzung wurde ein Aufgabenpool mit verschiedenen Aufgaben erstellt, die die Studierenden im Rahmen der Portfolioarbeit bearbeiten können. Zwei Aufgaben müssen dabei als Prüfungsvorleistungen verpflichtend bearbeitet werden. Durch die Möglichkeit zur Auswahl können die Studierenden interessengeleitet einen eigenen Schwerpunkt wählen. Der Aufgabenpool besteht aus einer Mischung aus lernunterstützenden, praxisorientierten und Reflexionsaufgaben. Das Konzept bietet die Möglichkeit aktuelle gesellschaftliche Themen aufzunehmen. So ist eine Aufgabenstellung zu Beginn der Corona-Pandemie entstanden (Sammlung community-psychologischer Unterstützungsangebote). In den Aufgaben ist die Möglichkeit für gegenseitiges Feedback gegeben. Durch Peer Review Aufgaben kann der Austausch untereinander gestärkt werden und es öffnet sich die Sichtweise von der eigenen Reflexion des Gelernten auf die Sichtweisen der Anderen. Mahara bietet auch die Möglichkeit in Gruppen zusammenzuarbeiten, wodurch ein Schwerpunkt auf die sozialen Kompetenzen der Studierenden gelegt werden kann. Letzteres ist ein Aspekt, der bei E-Portfolios nicht unbedingt zuerst genannt wird, da es sich häufig um ein persönliches, individuelles Werk handelt. Dennoch lässt sich beides gut kombinieren. Die Studierenden können selbst entscheiden, ob sie die Aufgaben als E-Portfolio in Mahara oder als Datei erstellen und in Moodle einreichen.

  1. Lerntagebuch
    Die Studierenden fassen hier in aller Kürze einen Fachtext zusammen. Darüber hinaus reflektieren sie die Inhalte und stellen einen Bezug zu ihrem eigenen Leben/ihren eigenen Erfahrungen her.
  2. Identity Page
    Die Studierenden reflektieren ihre eigenen Kompetenzen und Werte. In der Community Psychology ist die Reflexion der eigenen Werthaltungen von großer Bedeutung. Besonders die Reflexion über die eigenen Berührungspunkte mit der Community Psychology in dieser Aufgabe wurde von Studierenden als hilfreich beschrieben.
Screenshot der eine Seite aus Mahara mit verschiedenen Reflexionselementen zeigt
Screenshot: FernUniversität

Trainingskonzeption zu einem Thema aus dem Kurs

Die Aufgabe basiert auf der didaktischen Methode des „Lernen durch Lehren“, bei der Lernende Lernstoff so aufbereiten, dass sie diesen anderen Lernenden beibringen könnten. Für diese Methode konnten in verschiedenen Studien positive Effekte u. a. auf den Lerngewinn festgestellt werden (z. B. Duran 2016). Das Ziel der Aufgabe ist ein gemeinsam erstellter Konzeptentwurf für ein Training, das sich auf einen der Pflichttexte des Moduls bezieht (beispielsweise zu Themen wie Mikroaggressionen oder interkulturelle Kompetenzen). Somit arbeiten die Studierenden nah an den Wissensinhalten des Moduls und erwerben dabei praktische Kompetenzen für die Trainingskonzeption und die (Online-)Vermittlung von Wissensinhalten.

  1. Gendersensible Sprache
    Bei dieser Aufgabe befassen sich die Studierenden selbstständig mit der Bedeutung gendersensibler Sprache. Danach probieren sie selbst für eine Woche aus gendersensibel zu schreiben und auch zu sprechen. Abschließend reflektieren sie ihre Erfahrungen.
  2. Leichte Sprache
    Hier werden die Studierenden dazu angeleitet sich mit den Regeln der leichten Sprache auseinanderzusetzen und selbst ein eigenes Beispiel in leichte Sprache zu übersetzen. Die Studierenden reflektieren anschließend ihre Erfahrungen und geben sich gegenseitig Feedback. Von Kochrezepten bis zu Hygieneregeln und amtlichen Texten setzten die Studierenden diese Aufgabe bisher sehr vielfältig um.
Screenshot einer Mahara-Seite, auf der in leichter Sprache der Wolf beschrieben wird
Screenshot: FernUniversität

Community-psychologische Unterstützungsangebote

In dieser Aufgabe erarbeiten die Studierenden eine Zusammenstellung von (community-) psychologischen Maßnahmen als Unterstützungsangebote, überlegen sich weitere Maßnahmen und reflektieren diese in Hinblick auf verschiedene Kriterien. Die Sammlung beinhaltet online-Formate, z.B. Podcasts oder Spieletreffs, und Offline-Maßnahmen, z.B. Stadtrundgänge, Aktion Adventskalender, Aktiv-Park, Briefe oder Konzerte. Die Maßnahmen bezogen sich dabei auf unterschiedliche Zielgruppen. Neben einer Beschreibung der Maßnahmen erfolgt die Unterteilung der Maßnahmen in die Kategorien Aufklärung, Beratung, Prävention und therapeutische Maßnahme. Dabei wurden Wirkmechanismen und erwartete Effekte beschrieben, die Umsetzbarkeit sowie notwendige Kompetenzen und Ressourcen reflektiert. Abschließend wurden die verschiedenen Maßnahmen bewertet. Auf diese Weise entstand ein Pool psychologischer Maßnahmen für Krisensituationen (hier: Corona-Pandemie). Die Bearbeitung dieser Aufgabe sensibilisiert für die Rolle von Psycholog*innen und psychologisch geschulten Expert*innen und fördert Kompetenzen in den Bereichen Diversität und Reflexionsfähigkeit. Die Aufgabe kann dem aktuellen Weltgeschehen angepasst werden und bezieht sich derzeit allgemein auf Krisensituationen, wie bspw. den Angriffskrieg auf die Ukraine.

Wichtig ist für den Einsatz eines E-Portfolios in der Lehre, dass die Studierenden von den Vorteilen der Methode in Kenntnis gesetzt werden. Häufig ist die Arbeit an einem Portfolio zunächst mit erhöhtem Arbeitsaufwand auf Seiten der Studierenden verbunden. E-Portfolios eignen sich aber hervorragend dazu, kreativ tätig zu werden, sich des eigenen Lernfortschritts bewusst zu werden und so einen besseren Überblick über die Inhalte eines Themenbereichs zu behalten. Bei Gruppenaufgaben ist zu beachten, dass meistens eine stärkere Begleitung des Entwicklungsprozesses durch die Lehrkraft notwendig ist. Für den Einsatz von E-Portfolioarbeit in einem Studiengang wäre die curriculare Einbettung hilfreich, sodass die Studierenden am Ende des Studiums ein E-Portfolio haben, dass ihnen einen Überblick über alle Kompetenzen, die sie sich im Studium erarbeitet haben, bietet.

Weitere Informationen

Voraussetzungen

  • Auswahl der Lehrziele und Kompetenzen speziell für Portfolioarbeit
  • Umsetzung in Mahara, Nutzung der Funktionalität von Mahara
  • Transparenz zum Einsatz eines Portfolios

Tools

  • Moodle und Mahara
  • evtl. weitere Werkzeuge zur Erstellung unterschiedlicher Medienformate

Hinweise

  • Mahara sollte als Tool eher studiumsbegleitend und nicht punktuell nur für eine Lehrveranstaltung eingesetzt werden.
  • Ergebnisse können auch nach dem Studium einen Nutzen haben. Zwar werden die Mahara-Portfolios nach Studiumsende nicht weiter gespeichert, sie können aber exportiert werden.
  • Aktualität der Aufgabenstellungen sollten im Auge behalten werden.

Literatur

Übersicht

Ziele

  • Kompetenzentwicklung bei den Studierenden
  • Anwendungsorientierung
  • Transfer des Gelernten auf andere Kontexte
  • Überblick über den eigenen Lernprozess behalten

Kontext

  • M. Sc. Psychologie
  • Modul 6: Prävention, Intervention und Evaluation im Kontext kulturell diversifizierter Communities

Problem

  • höhere Förderung von Praxis- und Kompetenzorientierung im Modul angestrebt

Lösung

  • Einführung von Portfolioarbeit
  • praxisorientierte Aufgabenstellungen
  • Reflexion der eigenen Kompetenzen und des Lernfortschritts
  • Förderung des Austauschs unter Studierenden

Vorteile

  • Dokumentation der Entwicklung von Kompetenzen
  • Praxisorientierung und Aktualität in den Aufgabenstellungen
  • Basis für den Austausch
  • Flexibilität bei der Aufgabenauswahl
  • Flexibilität bei der Zeiteinteilung

Nachteile

  • ggf. verpflichtend einsetzen
  • Aufwand bei der Einarbeitung in Mahara
  • hoher Aufwand für die Lehrenden je nach Korrekturvariante


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