In der Reihe „Innovative Lehrprojekte“ stellen wir die Projekte vor, die im Rahmen der Zertifikatsprogramme HD-NRW und E-Teaching-Zertifikat entstanden sind. Diesmal mit Fabian Jasper-Möller, der mit Hilfe von H5P Interaktive Videos zur Vermittlung von SPSS in der quantitativen Sozialforschung konzipiert hat.
Wie bist du auf die Idee zu deinem Projekt gekommen?
Erste Anregungen für eine Online-Lernplattform, welche sich der Vermittlung von SPSS im Kontext quantitativer Sozialforschung widmet, bekam ich während der Bearbeitung verschiedener Online-Kurse auf einschlägigen Lernplattformen. Im Rahmen der dort angebotenen Massive Open Online Courses (MOOCs) ist es möglich bspw. verschiedene Programmiersprachen zu erlernen, indem Inhalte zunächst über Lehrvideos vermittelt und im Anschluss eine Weboberfläche angeboten wird, welche den Umgang mit der jeweiligen Programmiersprache simuliert. So werden im Rahmen von Lehrvideos die Lehrinhalte zunächst vermittelt und anschließend Fragestellungen aufgeworfen, welche es zu lösen gilt. Je nachdem, ob die Anwendung gelingt oder nicht, werden im Anschluss an die Bearbeitung teilweise auch unterschiedliche Lehrvideos bzw. Inhalte eingespielt. Insofern ist es möglich, im Nachgang zu einer falsch beantworteten Fragestellung, das Eingangsvideo zu wiederholen, ein Lehrvideo abzuspielen, welches den Lernenden motiviert oder etwa eines, in welchem die Inhalte nochmals vertiefend u. o. vereinfachend wiederholt werden etc.
Während der Bearbeitung derartiger Online-Kurse kam mir der Gedanke, dass sich das beschriebene Lehrsetting hervorragend eignen würde, um Studierenden die Arbeit mit SPSS im Kontext quantitativ empirischer Sozialforschung zu vermitteln.
Welche Überlegungen lagen der Umsetzung des Projekts zugrunde?
Grundsätzlich sehe ich großes Potential im Bereich E-Learning, was die Vermittlung quantitativ empirischer Sozialforschung angeht sowie die hiermit verknüpfte Arbeit mit modernen statistischen Analyseprogrammen bzw. Programmiersprachen, wie z. B. SPSS, Stata, R oder Python. Dies liegt wohl vordergründig daran, dass sich im Zusammenhang mit den genannten Lehrinhalten Tests bzw. Aufgabenstellungen entwerfen lassen, welche automatisiert ausgewertet werden können.
Zudem motivierte mich die häufige Anfrage Studierender, nach bspw. Online-Seminaren oder etwa Aufzeichnungen von Präsenzseminaren etc. Häufig wurde innerhalb des Lehrgebiets thematisiert, auf welche Weise man dieser Nachfrage am besten Rechnung tragen könnte. Folglich war die Frage nach einer zielführenden Umsetzung von entsprechenden E-Learning-Szenarien während meiner Zeit als Lehrender stets präsent.
Welche Herausforderungen sind dir während der Planung und der Durchführung begegnet?
Nachdem ich den Entschluss gefasst hatte, im Rahmen der durch mich besuchten Zertifikatsprogramme ein E-Learning-Szenario zu entwerfen, welches sich der Vermittlung von SPSS im Kontext quantitativer Sozialforschung widmet, besuchte ich gezielt enstprechende Weiterbildungsveranstaltungen. In diesem Rahmen erfuhr ich ebenfalls, dass das Content-Management-System der FernUniversität in Hagen für eine Implementierung derartiger MOOCs mit einer variablen Videoführung und der Anwendung von Lehrinhalten auf entsprechend simulierten Weboberflächen technisch leider (noch) nicht geeignet ist. Im weiteren Austausch mit der Koordinationsstelle für E-Learning und Bildungstechnologien, wurde ich jedoch auf die Möglichkeiten von Lehrvideos in Kombination mit H5P-Elementen aufmerksam. Hierbei handelt es sich um ein freies und quelloffenes Programm zum Erstellen von interaktiven Lerninhalten. So bietet H5P u. a. die Möglichkeit, Videos mit interaktiven Inhalten wie etwa Quiz-Aufgaben, Multiple-Choice-Fragen, Wahr/Falsch-Fragen, Befragungen u. v. m zu verknüpfen. Zudem kann H5P im Rahmen eines Plugins innerhalb der Lernoberfläche Moodle verwendet werden. Insofern erschienen mir mithilfe des Programms Camtasia Studio produzierte Lehrvideos in Kombination mit H5P-Elementen als geeignet, um das angedachte E-Learning-Szenario zu realisieren.
Wie war die Reaktion der Studierenden?
Die Studierenden reagierten sehr positiv auf das produzierte Videomaterial. Im Rahmen einer durch die Arbeitsstelle Quantitative Methoden durchgeführten Evaluation bewerteten Studierende den Einsatz von Videos grundsätzlich als sinnvoll, geben an, dass die angebotenen Videos zum Verständnis der Lehrinhalte beitragen und eine sinnvolle Ergänzung zum schriftlichen Lehrmaterial darstellen. Übungsaufgaben, wie etwa die mithilfe von H5P realisierten, wünscht sich eine Mehrheit der Studierenden.
Welche Anteile aus dem Projekt haben dir etwas für deine jetzige berufliche Tätigkeit gebracht?
Bei meinem Arbeitgeber werden u. a. zur Schulung von Mitarbeitern Lehrvideos für verschiedene Anwendungsprogramme produziert. Hier kann ich meine im Rahmen der Zertifikatsprogramme erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen zur Umsetzung solcher Projekte sowohl aus technischer als auch aus einer didaktischen Perspektive einbringen.
Wie hat sich die Teilnahme an den Workshops des Zertifikatsprogramms auf dein Projekt ausgewirkt?
Die im Rahmen des Zertifikatsprogramms besuchten Weiterbildungen, Workshops und Selbstlernkurse erwiesen sich in vielfältiger Weise als motivierend, förderlich und rahmengebend für das vorliegende Projekt. Besonders hilfreich waren etwa die Fortbildung „Keine Angst vor‘m roten Licht – Lehrmaterialien im Videostudio produzieren“ oder die Selbstlernkurse zu Camtasia Studio und H5P. So konnte ich in diesem Rahmen mein Wissen über Lehrvideos, MOOCs sowie deren Produktion und Implementierung stark erweitern.
Darüber hinaus war natürlich der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen der FernUni sehr zielführend und stets inspirierend. In diesem Zusammenhang gilt mein Dank v. a. Markus Tausendpfund von der Arbeitsstelle Quantitative Methoden und Alexander Sperl von der Koordinationsstelle für E-Learning und Bildungstechnologien für ihre stetige Unterstützung.