Ich bin seit 20 Jahren im Bereich E-Learning unterwegs. Dadurch habe ich auch schon einige Trends kommen und gehen sehen. Eine Frage hat mich allerdings immer begleitet: Wie können Technologien in einer didaktisch sinnvollen Weise im Schul- und Hochschulkontext eingesetzt werden? An verschiedenen Stationen habe ich mich damit auseinandergesetzt, gemeinsam mit Anderen Antworten auf diese Frage zu finden.
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Meine ersten Erfahrungen im Bereich E-Learning konnte ich als Studentische Hilfskraft bei Prof. Dr. Jürgen Handke an der Philipps-Universität Marburg sammeln. Angefangen habe ich dort im Herbst 1997. Ich war unter anderem für Grafiken für die CD-ROM „The Interactive Introduction to Linguistics“ zuständig, die im Hueber Verlag erschien.
E-Learning war damals noch ein Experimentierfeld, nicht alles war didaktisch sinnvoll. Aber nur durch gute und schlechte Erfahrungen kann man Wissen ansammeln, welche Szenarien den Lernerfolg verbessern.
Weitere CD-ROMs wie „The Mouton Interactive Introduction to Phonetics and Phonolgy“, die Prof. Handke für den Verlag Mouton DeGruyter erstellte, kamen hinzu. Sehr bald wurde aber klar, dass sich die Internet-Technologien in eine Richtung entwickelten, die es möglich machte, multimediale Elemente online umzusetzen.
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Der Virtual Linguistics Campus entstand im Rahmen des Förderprogramms „Neue Medien in der Bildung“, das das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Jahr 2000 ausschrieb. Durch die Entwicklung von Macromedia Flash wurde es möglich, multimediale und interaktive Elemente ohne großen Aufwand im World Wide Web zur Verfügung zu stellen. Als Wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Handke konnte ich die vom Linguistic Engineering Team selbstentwickelte Lernplattform vor allem im Bereich Web Design aber auch bei der didaktischen Konzeption mitgestalten.
Da ich in dieser Zeit auch Lehrveranstaltungen an der Philipps-Universität durchführte, die ich als Blended-Learning-Format unterrichtete, konnte ich viel Erfahrung im Bereich der Lehre sammeln. Übrigens haben wir damals schon ein Inverted Classroom Model eingesetzt, ohne dass wir von dem Begriff wussten. Wir brachten die Studierenden dazu, Online-Inhalte vor der Präsenzphase durchzuarbeiten, um dann mit praktischen Übungen weiterarbeiten zu können.
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2006 wurde das Virtuelle Zentrum für Lehrerbildung ins Leben gerufen, das leider seit Anfang 2017 nicht mehr finanziert wird. Ziel der Plattform war es, Lehrkräfte in Hessen in allen drei Phasen (Studium, Referendariat und Beruf) der Aus- und Weiterbildung in den Bereichen Medienpädagogik und Mediendidaktik fit zu machen. Ein Ziel, das heute aktueller ist denn je.
In Online-Kursen mit Betreuung wurden unterschiedliche Themen behandelt, wie z.B. der Einsatz von Handys im Unterricht, Grundlagen der Medienpädagogik, Interaktive Whiteboards usw. Die Plattform wurde an der Philipps-Universität Marburg, aber auch an anderen Hochschulen, für Blended-Learning-Szenarien eigensetzt.
Da die Kurse für alle drei Phasen modular unterschiedlich zusammengesetzt werden konnten, mussten bestimmte Inhalte nur einmal erstellt werden. Gleichzeitig bot sich die Chance für die Teilnehmenden der drei Phase, in den Ausstausch zu gehen und von den jeweiligen Expertisen zu profitieren.
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Zum Inverted Classroom Model wurde 2012 eine Konferenz für den deutschsprachigen Raum ins Leben gerufen. Sie war gleichermaßen für Lehrkräfte an Schulen und Hochschulen und für Didaktiker*innen gedacht. Spätestens seitdem ist das Konzept des Inverted Classroom dabei, sich in den Hochschulen zu verbreiten. Vor allem auch dank der Vorreiter in Deutschland: Jürgen Handke, Jörn Loviscach und Christian Spannagel.
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Im gleichen Jahr erwartete mich eine neue Aufgabe an der Justus-Liebig-Universität in Gießen. Das Projekt „WM³ Weiterbildung Mittelhessen“ hatte sich zum Ziel gesetzt, wissenschaftliche Weiterbildungsangebote an den drei mittelhessischen Hochschulen zu entwickeln. Dass dabei auch die Digitalisierung eine große Rolle spielen würde, lag auf der Hand. Schließlich sollten mit diesen Angeboten neue Zielgruppen angesprochen werden, die meist nicht vor Ort sein konnten. Ein Aspekt der an der FernUni der Normalzustand ist.
In Gießen war ich für das Projekt zunächst für die E-Learning-Beratung der Angebote zuständig. In der zweiten Förderphase untersuchte ich mit meinem Kollegen Heiko Müller von der THM die entstandenen Studienmaterialien und E-Prüfungen. Unter anderem entstand dabei ein Werkzeug für die Qualitätssicherung von Studienmaterialien.
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Seit Juni 2017 bin ich nun Teil der Koordinationsstelle für E-Learning und Bildungstechnologien an der FernUni. In der e-KOO bin ich gemeinsam mit Tanja Adamus für die Zertifikatsprogramme in der Hochschuldidaktik zuständig. Das heißt, dass wir das Workshopprogramm gemeinsam mit der Personalentwicklung planen, die Workshops teilweise konzipieren und durchführen und die Zertifikatsteilnehmenden beraten.
Ich hoffe, dass ich durch meine bisherige Erfahrung, die ich an den verschiedenen Stationen gesammelt habe, neue Impulse in die Lehre an der FernUni bringen kann.