Es könnte momentan ein bisschen der Eindruck entstehen, dass das Thema Künstliche Intelligenz im Hype-Zyklus auf dem Weg ins Tal der Ernüchterung ist. Tatsächlich ist es aber so, dass wir unmöglich sagen können, wo wir uns beim Hype-Zyklus gerade befinden und ob er bei dieser Technologie mit all ihren Auswirkungen auf unser Leben überhaupt zur Anwendung kommt. Für die Hochschulen ist weiterhin ein wichtiges Thema, wie mit den technischen Entwicklungen umgegangen werden soll. Wir haben ein paar Lese- und Hörtipps zusammengestellt, die in unserem Uni-internen Chat zum Thema geteilt wurden.
Los geht’s mit ein bisschen Entmystifizierung. Die Autor*innen Julius-David Friedrich, Jens Tobor und Martin Wan haben bereits im Februar ein Diskussionspapier zu „9 Mythen über generative KI in der Hochschulbildung“ zusammengestellt. Es räumt mit Mythen auf, die dadurch entstehen, dass Chatbots menschliche Verhaltensweisen simulieren. Das Papier ist beim Hochschulforum Digitalisierung erschienen.
Zwei Hör- und Sehbeiträge, die zum Weiterdenken einladen, was das Thema KI in der Lehre anbelangt, wurde mit und von Wissenschaftler*innen produziert, die sich um KI und Didaktik schon lange Gedanken machen. Doris Weßels und Klaus Zierer sind vom Portal heise.de im Rahmen des Formats KI-Update interviewt worden. Dabei soll die Frage beantwortet werden: KI in der Bildung – Fluch oder Segen? Jörn Loviscach stellt auch eine Frage und formuliert in seinem Vortrag „Acht Thesen zu KI in der Hochschullehre – Googlest du noch oder lässt du schon denken?“
In einer groß angelegten Studie wurde der „Einsatz, Nutzen und Grenzen von ChatGPT und anderen Large Language Modellen an den bayerischen HAWs“ untersucht. Über 1500 Personen wurden quantitativ befragt, weitere 27 interviewt. Tatsächlich sind die Ergebnisse der Studie deckensgleich mit den Erfahrungen, die an vielen anderen Hochschulen gemacht wurden. So wurde unter anderem herausgefunden, dass die Einsatzhäufigkeit von generativer KI noch eher gering ist, da entweder die Nützlichkeit als eher gering angesehen wird oder manche Tools schlicht nicht bekannt waren. Dennoch wird die Bedeutung von KI generell als sehr hoch eingeschätzt.
Wichtig ist die Auseinandersetzung mit generativer KI vor allem im Bereich des wissenschaftlichen Schreibens. Sarah Brommer und Stephanie Heimgartner haben im Projekt VK:KIWA dazu einen sehr interessanten Blogbeitrag veröffentlicht: KI-basierte Tools beim wissenschaftlichen Schreiben – mit Studierenden gemeinsam Anwendungen erbroben und evaluieren. Barbara Geyer hat sich Gedanken zu den Dokumentation von KI-Anteilen in wissenschaftlichen Arbeiten gemacht: Herausforderung KI-Dokumentation – Wie wir den Einsatz von KI-Tools dokumentieren können. Beide Beiträge sind lesenswert für alle Studierenden und Lehrenden, die schriftliche Arbeiten einreichen bzw. begutachten müssen. Also eigentliche alle…
Zum Schluss noch ein Hinweis auf ein Paper, das beim Lesen des Titels vielleicht ein bisschen irritierend scheint. Bereits vor einigen Wochen hatten Aljoscho Burchardt und Xenia Kersting im Tagesspiegel dafür plädiert, von generativer KI erzeugte Texte, die schlicht falsch sind, nicht von Halluzieren zu sprechen. Es handelt sich schlicht um Merkmale der Systeme, was wieder auf die am Anfang erwähnten Mythen verweist. In „KI-Systeme halluzinieren nicht“ sprechen Sie davon, dass man sie einfach „statistisch generierten Texte“ nennen sollte. Einen Schritt weiter – und da sind wir jetzt beim Paper mit dem irritierenden Titel – gehen Forscher der Universität Glasgow. Im Artikel „ChatGPT is bullshit“ beziehen sie die Definition von Harry Frankfurt auf die Ausgaben von generativer KI und argumentieren, dass der Begriff Bullshit hilfreicher bei der Beschreibung von „Halluzinationen“ ist.
Danke an alle Mitglieder des FernUni-internen Chat für den Input. Falls Sie FernUni-Angehörige*r sind und gerne dem Chat hinzugefügt werden möchten, schreiben Sie gerne eine Mail an zli@fernuni-hagen.de.