Innovative Lehrprojekte – Interview mit Ina Pumpe

Schmuckgrafik ohne inhaltliche Funktion
Illustration: FernUniversität in Hagen

In der Reihe „Innovative Lehrprojekte“ stellen wir die Projekte vor, die im Rahmen der Zertifikatsprogramme HD-NRW und E-Teaching-Zertifikat entstanden sind. Diesmal mit: Ina Pumpe vom Lehrgebiet Bildungspsychologie (Fakultät für Psychologie). Sie hat sich mit der Neugestaltung eines Präsenzseminars beschäftigt und dieses in ein virtuelles Setting übertragen, in dem sich die Teilnehmenden selbständig den Zugang zu Fachartikeln erarbeiten sollen.

Wie bist du auf die Idee zu deinem Projekt gekommen?

Im Bachelorstudiengang Psychologie müssen die Studierenden im Lauf des Studiums an zwei sogenannten Präsenzveranstaltungen teilnehmen. Die bisherige Veranstaltung hatte immer einen eher repetitiven Charakter durch längere Vortragseinheiten der Dozentin in Kombination mit wenigen Kleingruppenarbeiten passend zu den jeweiligen thematischen Abschnitten unseres Moduls (Bildungspsychologie). Auch wenn die Studierenden hier durchaus in den zwischendurch stattfindenden Gruppenübungen ihre Sozialkompetenz trainieren konnten, war die Veranstaltung insgesamt doch sehr lehrendenzentriert. Als wir während der Pandemie auch unser ganzes Modul umgebaut und neu gegliedert haben nach Grundlagen, Anwendungs- und Forschungsvertiefung, fand ich es passend, neben der anderen Veranstaltung, die vor allem Grundlagen und Anwendung bedient, etwas im Bereich der Forschungsvertiefung anzubieten, was gleichzeitig die Studierenden stärker aktiv einbindet und hier den Fokus neben dem Ausbau von Fach- und Methodenkompetenzen vor allem auf die Stärkung der Sozialkompetenz auszurichten. Hier erschien es sinnvoll, das Zusammenfassen von Forschungsartikeln zu üben und dies damit zu verbinden, die so aufbereiteten Fachartikel gemeinsam als Kleingruppe anderen Mitstudierenden zu präsentieren.

Welche Überlegungen lagen der Umsetzung des Projekts zugrunde?

Aufgrund der anhaltenden Covid-19-Situation hatten wir unsere Präsenzveranstaltung auf ein virtuelles Format umgestellt. Dies sollte auch für die neue Präsenzveranstaltung gelten. Diese sollte gleichzeitig ein Testlauf sein, in Zukunft (also jenseits der Pandemie) solch ein Format auch als freiwilliges virtuelles Angebot im Rahmen des Moduls weiterhin anzubieten.

Das Modul Bildungspsychologie ist im Bachelorstudiengang Psychologie ein Wahlpflichtmodul, das üblicherweise erst am Ende des Studiums kurz vor der Bachelorarbeit belegt wird. Die Studierenden befinden sich folglich in einem fortgeschrittenen Stadium ihres Studiums. Obwohl Studierende bis dahin schon einige Fachartikel zusammenfassen mussten (und sei es nur für die Prüfungsvorbereitung), fällt ihnen das auffallend schwer, was wir auch immer beim Schreiben der Abschlussarbeiten bemerken. Während des Schreibens der Bachelorarbeit ist es allerdings zu spät, um über Feedback hier noch viel zu nachzusteuern. Insofern erscheint eine solche Übungsgelegenheit mit der Möglichkeit zum Feedback durch Peers und durch Lehrende noch deutlich vor Beginn der Abschlussarbeit zu diesem Zeitpunkt gerade richtig zu sein.

Welche Herausforderungen sind dir während der Planung und der Durchführung begegnet?

Als besonders herausfordernd habe ich empfunden, so viel Kontrolle abzugeben. Eine Veranstaltung, die vor allen Dingen durch die Studierenden gestaltet wird, birgt die Gefahr, dass wenige von den geplanten Lehrzielen erreicht werden, wenn man nicht genügend Schritte im Vorfeld plant, um nachsteuern zu können bzw. braucht das Konzept klare Anker. Auch das Thema Aktivierung fand ich in dem Zusammenhang und im Zusammenhang mit einer virtuellen Veranstaltung recht herausfordernd.

Wie war die Reaktion der Studierenden?

Die Reaktionen waren tatsächlich durchweg positiv. Es wurde dankbar angenommen, so eine Übungsgelegenheit zu bekommen und sich auch mal sozial vergleichen zu können, wie andere an solch eine Aufgabe herangehen. Interessanterweise hatten die meisten Teilnehmenden auch richtig Lust dazu, die Veranstaltung zu gestalten. Dies war insofern etwas überraschend, als dass wir auch schon oft genug erlebt haben, dass Studierende sich besonders passiv gaben in solchen Veranstaltungen und eher hofften, möglichst viel Input von den Lehrenden zu erhalten.

Was planst du noch für die Zukunft im Zusammenhang mit dem Projekt?

Wir haben diese Veranstaltung beibehalten. Es war sogar so, dass wir am Ende der Pandemie unsere andere Präsenzveranstaltung durch dieses neue Konzept ersetzt haben und ich dieses nun auch tatsächlich in Präsenz durchführe. Seitdem habe ich die Veranstaltung allerdings etwas modifiziert, z.B. dadurch, dass ich selbst zwischen den einzelnen Anteilen der Kleingruppen aktivierende Elemente durchführe, die das von den Studierenden präsentierte aufgreifen, ergänzen und mir ggf. so die Möglichkeit bleibt, falsche Sachverhalte nochmal zu korrigieren, um damit auch einen inhaltlichen Standard zu gewährleisten.



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert