In der Reihe „Innovative Lehrprojekte“ stellen wir die Projekte vor, die im Rahmen der Zertifikatsprogramme HD-NRW und E-Teaching-Zertifikat entstanden sind. Diesmal mit: Julia Ganser aus der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft. Sie hat eine digitale Selbstkontrollarbeit entwickelt, die Studierende zur selbstständigen Überprüfung des Lernfortschritts und zur Klausurvorbereitung nutzen können.
Wie bist du auf die Idee zu deinem Projekt gekommen?
Zum Wintersemester 2021/2022 wurde das Wahlpflichtmodul „31661 Organisation: Theorie, Gestaltung, Wandel“ umfassend überarbeitet. Im Zuge der Überarbeitung der dritten Einheit „Organisation III: Organisationaler Wandel und aktuelle organisatorische Leitvorstellungen“ ist das sechste Kapitel „Aktuelle Veränderungen, organisatorische Leitvorstellungen und organisationaler Wandel“ hinzugekommen. Das neue Kapitel umfasst ca. 80 Seiten und befasst sich inhaltlich mit aktuellen Themen, z. B. der Agilität in Organisationen, die bisher im Modul nicht behandelt wurden. Zu diesem Kapitel gibt es aktuell nur wenige Übungsaufgaben für die Studierenden.
Des Weiteren wurde das Klausurformat im Rahmen der Online-Klausuren angepasst, sodass die Klausur aktuell aus 60% geschlossenen Aufgaben und 40% offenen Fragen besteht. Bislang umfasst das Lehrangebot des Lehrstuhls nur vereinzelte Übungsaufgaben, mit denen die Studierenden explizit das neue Klausurformat in Aufgabenteil A der Klausur üben können. Aus diesem Grund bestand der Bedarf an neuen Übungsaufgaben, die einerseits die Inhalte des neuen Kapitels umfassen und andererseits zur Vorbereitung auf das neue Klausurformat dienen sollen. In der Lehre hat sich bereits in den letzten Jahren das Format der Selbstkontrollarbeit etabliert, bei dem der Lehrstuhl Einsendearbeiten mit Lösungen zur Selbstüberprüfung des Wissenstands zur Verfügung stellt. Diese bestehen aus offenen Fragen und die Studierenden können damit den Aufgabenteil B der Klausur üben. Schließlich kam mir die Idee, das bestehende Format der Selbstkontrollarbeit in eine digitale Anwendung zu überführen. Vor diesem Hintergrund war das Ziel des Lehrprojekts, eine digitale Selbstkontrollarbeit mit automatisierten Rückmeldungen zu dem ausgewählten Kapitel zu entwickeln.
Welche Überlegungen lagen der Umsetzung des Projekts zugrunde?
Grundsätzlich erfüllt die digitale Selbstkontrollarbeit zwei zentrale Funktionen. Erstens können die Studierenden mit den Aufgaben ihren individuellen Lernfortschritt selbstständig überprüfen. Zweitens können die geschlossenen Aufgaben zur Vorbereitung auf den Aufgabenteil A der Klausur genutzt werden. Die Gestaltung der Aufgaben orientiert sich an dem aktuellen Klausurformat, sodass die Aufgabentypen Einfachauswahl „Wahr/Falsch“, Mehrfachauswahl „x aus n“, Einfachauswahl „Matrixformat“ sowie „Begriffe“ abgefragt werden. Für die Umsetzung in Moodle wurde die Aktivität „Moodle-Test“ genutzt. Dafür wurden aus dem ausgewählten Kapitel sieben Themenbereiche herausgegriffen, sodass sieben Moodle-Tests mit insgesamt 70 Aufgaben erstellt wurden. Die Tests sind zu Übungszwecken beliebig oft wiederholbar und können von den Studierenden zu verschiedenen Zeitpunkten im Semester, z. B. parallel zur Erarbeitung der Studienbriefe oder zur Klausurvorbereitung, eingesetzt werden. Hervorzuheben ist, dass die Moodle-Tests semesterübergreifend genutzt werden können und somit möglichst viele Studierende langfristig davon profitieren. Didaktisch orientiert sich das Projekt an dem Konzept des Constructive Alignments, sodass konkrete Lehrziele formuliert wurden, die mit der Prüfungsform in der Klausur und den Lernaktivitäten der Moodle-Tests abgestimmt sind. Um den Studierenden den Einstieg in das neue Format der digitalen Selbstkontrollarbeit zu vereinfachen, habe ich im Videostudio ein kurzes Einführungsvideo gedreht. Das Video vermittelt zentrale Informationen zu der Bearbeitung der unterschiedlichen Fragetypen, erklärt die Zuordnung des Inhalts zu den sieben Moodle-Tests und präsentiert die Lehrziele.
Welche Herausforderungen sind dir während der Planung und der Durchführung begegnet?
Die Planung und die Umsetzung des Projekts verliefen zufriedenstellend und ohne große Probleme. Das Lehrprojekt konnte wie geplant erstmals im Sommersemester 2023 für die Studierenden zur Klausurvorbereitung eingesetzt werden. Zu erwähnen ist, dass ich mich zunächst in die technische Umsetzung der Moodle-Tests einarbeiten musste. Zwar haben sich hierbei keine großen Probleme ergeben, jedoch hat dies etwas Zeit gekostet. Positiv überrascht war ich von den vielen Umsetzungsmöglichkeiten in Moodle. Auch mit einem geringen Vorwissen zu den Moodle-Tests kann die Aktivität gut eingesetzt werden, da die Anwendung größtenteils selbsterklärend ist. Lediglich bei der technischen Umsetzung der Multiple-Choice-Fragen hat es Schwierigkeiten in Moodle gegeben, sodass ich letztlich den Fragetyp „Kprime“ anstatt des vorgegebenen Formats für Multiple-Choice-Fragen genutzt habe. Mit Hilfe eines Experten aus dem Zentrum für Lernen und Innovation konnte das Problem aber direkt gelöst werden.
Auf die Planung und die Umsetzung meines Lehrprojekts wurde ich durch die Schulungen des HD-NRW-Zertifikatsprogramms gut vorbereitet. Besonders hilfreich waren die Schulungen zu mediendidaktischen Grundlagen, der Selbstlernkurs zu „Microlearning“ sowie die Schulungen „Keine Angst vorm roten Licht“ und „Schreiben fürs Sprechen, Schreiben fürs Hören“ für die Erstellung des Einführungsvideos im Videostudio. Während des Projekts waren keine weiteren Schulungen notwendig.
Wie war die Reaktion der Studierenden?
Zwar steht die digitale Selbstkontrollarbeit erst seit dem Sommersemester 2023 zur Verfügung und wurde somit nur von einem Durchgang der Studierenden genutzt, jedoch ist die Anzahl der bislang ausgefüllten Feedbackbögen in Moodle sehr zufriedenstellend. Die ausgesprochenen Rückmeldungen sind bis jetzt durchweg positiv.
Was planst du noch für die Zukunft im Zusammenhang mit dem Projekt?
Aktuell ist noch keine Weiterentwicklung meines Projekts geplant. Natürlich können in der Zukunft weitere Aufgaben eingefügt und auch die anderen Einheiten des Moduls eingebaut werden. Zudem lässt sich das Format problemlos auf die anderen Module des Lehrstuhls übertragen. Letztlich hängt die Weiterentwicklung aber vor allem davon ab, wie gut die digitale Selbstkontrollarbeit langfristig bei den Studierenden ankommt. Aus diesem Grund hoffe ich, dass die Studierenden weiterhin Feedback geben.