Inhalte und Lerneinheiten (Kurse)
Im Vordergrund des Moduls steht, ausgewählte qualitative Erhebungs- und Auswertungsmethoden in den Kontext der Entwicklung qualitativer Sozialforschung (und des interpretativen Paradigmas) insgesamt einzuordnen, in ihre methodologischen Grundlagen einzuführen und die Durchführung empirischer Studien transparent zu machen. Die Kurse des Moduls erörtern grundlegende Fragen, Charakteristika und Probleme qualitativer Methoden und vertiefen diese anhand der Einführung in die wissenssoziologische Hermeneutik, die Grounded Theory Methodologie und das narrative Interview bzw. die Narrationsanalyse. Da die Kurse aufeinander aufbauen, sollten sie in der folgenden Reihenfolge bearbeitet werden:
- LE3 „Theorie und Praxis der qualitativen und interpretativen Sozialforschung“ führt anschaulich in die Geschichte, die zentralen Begriffe, die theoretischen Grundlagen sowie in die Praxis der qualitativen und interpretativen Sozialforschung ein. Er behandelt systematisch alle Phasen der Forschung: Planung, Praktiken und Probleme der Datenerhebung (Interview, Feldforschung), die Aufbereitung der Daten, Verfahren der Datenauswertung und das Erstellen eines Forschungsberichts. In der Erläuterung und Gegenüberstellung von Inhaltsanalyse und hermeneutischen Verfahren macht der Kurs das Gemeinsame, aber auch das Trennende relevanter Ansätze der qualitativen und insbesondere der interpretativen Sozialforschung sichtbar. Zudem werden anhand ausführlicher Interpretationsbeispiele die unterschiedlichen Methoden der Datenauswertung erläutert und geübt.
- LE2 „Grounded Theory Methodology: Beiträge zur Einführung“ führt in die grundlegende Haltung, zentrale Terminologien und methodische Verfahrensschritte der Grounded Theory ein. Entlang von Anwendungsbeispielen werden zentrale Methoden und Phasen einer empiriegegründeten Theoriebildung nachvollziehbar vorgestellt. Im Fokus steht dabei vor allem eine Variante der Grounded Theory, die mit Blick auf ihre Rezeption, die populärste ist: die Grounded Theory in Anlehnung an Anselm Strauss. Die in der Lerneinheit vorgestellten Texte skizzieren die theoretischen Grundlagen des Vorgehens ebenso wie die wesentlichen methodischen Kernelemente des Strausschen Ansatzes und sie zeigen, wie sich der Forschungsstil im Verlauf der letzten Jahrzehnte weiterentwickelt und ausdifferenziert hat.
- LE1 „Soziologisch forschen mit narrativen Interviews“ führt in die Erhebungsmethode des narrativen Interviews ein. Im Zusammenhang mit theoretischen und methodologischen Überlegungen wird zunächst auf den Entstehungshintergrund dieses Verfahrens eingegangen, bevor die Erzähltheorie vorgestellt und die Grenzen des narrativen Interviews diskutiert werden. Anschließend werden die einzelnen Phasen eines Forschungsprozesses – von der Formulierung einer Forschungsfrage bis zur Auswertung und Interpretation – an einem Forschungsbeispiel illustriert. Thematisiert werden dabei sowohl Fragen zum (Erzähl-)Stimulus, Sampling und möglichen Problemen der Datenerhebung, als auch Fragen zur Transkription und Anonymisierung von Daten. Darüber hinaus werden zwei konkrete Auswertungsverfahren vorgestellt und ein Überblick über zentrale texthermeneutische Verfahren gegeben. Der Kurs informiert des Weiteren über Forschungsfelder und Anwendungsbereiche, in denen narrative Interviews zum Einsatz kommen, und sensibilisiert für die Kulturabhängigkeit dieser Methode.
Um zur Modulabschlussprüfung zugelassen zu werden, müssen Sie das Modul 26602 ordnungsgemäß belegt haben.
Zugang zu den Lernmaterialien und weiteren studienrelevanten Informationen sowie Kontakt zu den Betreuenden und den Mitstudierenden erhalten Sie in der
moodle Lernumgebung des Moduls.
Die Lernumgebung wird zu Beginn des Semesters für die BelegerInnen des Moduls automatisch geöffnet.
Lernergebnisse/Kompetenzen
Die Studierenden erhalten einen Überblick über grundsätzliche methodologische Prinzipien der qualitativen Sozialforschung. Auf dieser Grundlage gewinnen sie vertiefte Kenntnisse in ausgewählten Erhebungs- und Auswertungsmethoden, und zwar sowohl mit Blick auf deren methodologische Hintergründe und grundlegende Begrifflichkeiten als auch mit Blick darauf, wie diese Methoden in der Forschungspraxis angewendet werden. Die Methoden werden jeweils anhand von empirischen Beispielen in ihren zentralen Schritten nachvollziehbar gemacht.
Fachkompetenzen:
- Die Studierenden kennen die grundlegenden Begriffe, die methodologischen Grundannahmen und Prinzipien sowie die Gütekriterien der qualitativen Sozialforschung. Diese können sie wiedergeben und erläutern. Sie können Zusammenhänge zwischen Theorie, wissenschaftlicher Fragestellung, Untersuchungsdesign und Methodik herstellen und methodologisch einordnen. Sie sind befähigt, eine spezifische Fragestellung zu formulieren und methodologisch begründet zu entscheiden, welche Methoden zur deren Beantwortung gegenstandsangemessen sind. Die Studierenden können ein entsprechendes Untersuchungsdesign entwickeln und dieses im Rahmen eigener Abschlussarbeiten anwenden.
- Die Studierenden verfügen über vertiefte Kenntnisse der Grounded Theory Methodologie sowie über ein Verständnis von deren theoretischen Hintergründen und Anwendungsmöglichkeiten. Sie verfügen außerdem über einen praxisorientierten Einblick in die computergestützte Analyse qualitativer Daten. Sie können die Voraussetzungen und Grenzen der Grounded Theory Methodologie beurteilen und ihr theoretisches Methodenwissen auf konkrete Anwendungsbeispiele transferieren. Die Studierenden können das Untersuchungsdesign empirischer Studien reflektieren und unter methodologischen Gesichtspunkten bewerten. Sie sind in der Lage, Datenerhebungen und -auswertungen vorzunehmen und die gewonnenen Daten in einer wissenschaftlich adäquaten Weise zu interpretieren und darzustellen. Dabei können sie auch Software zur Analyse qualitativer Daten nutzen.
- Die Studierenden verfügen über vertiefte Kenntnisse der Datenerhebung mittels narrativer Interviews und ihrer Auswertung mittels einer Narrationsanalyse. Ferner verfügen Sie über ein Verständnis der theoretischen Hintergründe und Anwendungsmöglichkeiten narrativer Verfahren. Deren Voraussetzungen und Grenzen können die Studierenden erläutern, beurteilen und mit denjenigen anderer Erhebungs- und Auswertungsmethoden der qualitativen Sozialforschung vergleichen. Sie können das methodische Vorgehen dieser Methoden zueinander in Beziehung setzen und fachlich einordnen. Die Studierenden sind in der Lage, die Prinzipien der qualitativen Sozialforschung sowie ausgewählte Erhebungs- und Auswertungsmethoden auf verschiedene Forschungskontexte anzuwenden.
Weitere Schlüsselkompetenzen:
- Die Studierenden bauen ihre Fähigkeit zum selbstorganisierten Lernen aus, indem sie zeit- und ortsunabhängig lernen, ein Zeitmanagement erstellen und dessen Umsetzung und Einhaltung eigenständig organisieren.
- Die Studierenden nutzen und gestalten das Angebot verschiedener digitaler Medien zum Selbststudium sowie zur Teilnahme an Online-Lerngruppen synchron und asynchron. Sie können im Rahmen der individuellen und/oder kooperativen Bearbeitung der Modulinhalte Lern- und Arbeitsprozesse zeitlich, sachlich und sozial organisieren.
- Die Studierenden können durch die Teilnahme an der Moodle-Lernumgebung, an Präsenz- und Online-Seminaren sowie an Methodenkolloquien kooperativ lernen.
- Die Studierenden üben durch die Teilnahme an Methodenkolloquien die Anwendung methodologischer Verfahren und Vorgehensweisen. Dabei schulen Sie ihre Präsentationskompetenz sowie die Entwicklung und Verteidigung eigener wissenschaftlicher Positionen im Rahmen kritischer Diskussionen.
- Die Studierenden erweitern durch die Integration digitaler Lehr-/Lernformen innerhalb des Moduls ihre Fähigkeiten im Umgang mit neuen Medien und können differenziert mit unterschiedlichen medialen Lernangeboten umgehen.
- Die Studierenden erweitern durch das Studium der Kurse ihre englische Sprachkompetenz.
- Die Studierenden erlangen durch die Prüfungsvorbereitung und die Prüfungsform der mündlichen Prüfung die Fähigkeit, komplexe Inhalte auf fachwissenschaftlichem Niveau in unterschiedlichen Medien zu recherchieren, relevante Ergebnisse zu identifizieren und auf eine von ihnen entwickelte Themenstellung zu beziehen. Die Ergebnisse der Recherche können sie kommunikativ darstellen, indem sie diese in komprimierter Form und an der Themenstellung orientiert mündlich präsentieren, im Rahmen der Diskussion im Prüfungsgespräch in einen größeren Bedeutungszusammenhang argumentativ einbetten und weiterführende Fragen kommunikativ kompetent beantworten.
Modulbeauftragte
Lehrgebiet Soziologie III, Organisationssoziologie und qualitative Methoden
Prof. Dr. Sylvia Marlene Wilz
E-Mail: sylvia.wilz
Telefon: +49 (0) 2331 987-4693
Sprechzeiten: nach Vereinbarung per E-Mail
Lehrgebiet Soziologie III, Organisationssoziologie und qualitative Methoden
Prof. Dr. Sylvia Marlene Wilz
E-Mail: sylvia.wilz
Telefon: +49 (0) 2331 987-4693
Sprechzeiten: nach Vereinbarung per E-Mail
Lehrgebiet Soziologie III / Organisationssoziologie und qualitative Methoden
Dr. Marc Jungtäubl
E-Mail: marc.jungtaeubl
Telefon: +49 (0) 2331 987-2131
Lehrgebiet Soziologie III / Organisationssoziologie und qualitative Methoden
Simone Balčys
E-Mail: soziologie3
Telefon: +49 2331 987-2130
Raum: Gebäude 1, EG, D 0.013
Downloads
Hinweise zur mündlichen Prüfung
Hinweise zur Bachelor- oder Master-Abschlussarbeit
Leitfaden für das wissenschaftliche Arbeiten im Institut für Soziologie
Voraussetzungen für die Zulassung zur Prüfung
Einschreibung in den Studiengang und Belegung der Kurse des Moduls
Prüfungsformen
Form | Prüfungsnummer | Termin | Anmeldeschluss |
Mündliche Prüfung | 107024 |
Die Prüfungstermine finden Sie in der moodle-Lernumgebung des Moduls. Dort können Sie auch Ihren Prüfungstermin buchen. |
15.06.2025 |
Zu Beginn des Semesters gibt es eine Einführungsveranstaltung via Zoom für Studierende des MA Soziologie, Modul 26602/2 sowie MA Soziologie, Modul 26605/5 und BA PVS, Modul 25602/M2:
Donnerstag, …, … Uhr. Die Zugangsdaten finden Sie in der Moodle-Lernumgebung des Moduls.
Weitere Informationen zum Modul
Lehrformen
Selbststudium mit Print- und Onlinematerial
Dauer
1 Semester
Häufigkeit
Das Modul wird im Sommer- und Wintersemester angeboten.
Umfang
Workload: 450 h, ECTS-Punkte: 15
Teilnahmevoraussetzungen
Keine