Inhalte
Um zur Modulabschlussprüfung zugelassen zu werden, müssen Sie das Modul 26608 ordnungsgemäß belegt haben.
Lern-Einheit | Titel | Vorschau |
LE1: | Reziprozität. Annäherungen an eine Grundlegung der Kultur- und Sozialwissenschaften | |
LE2: | Lebenslauf und Sozialisation | |
LE3: | Rekonstruktive Paar- und Familienforschung |
Am Anfang des Moduls steht die LE1 „Reziprozität. Annäherungen an eine Grundlegung der Kultur- und Sozialwissenschaften“. Die Sache der Reziprozität findet sich in alltäglichen Phänomenen wie dem des Grüßens und des Sich-Verabschiedens, des Dankens und des Schenkens. Überall dort und in vielen weiteren Phänomenen erkennen die Akteure sich wechselseitig als Personen an. Um die Sache der Reziprozität auf den Begriff zu bringen, wird ihr zunächst exemplarisch nachgespürt, indem Protokolle dieser alltäglichen Phänomene mit der Objektiven Hermeneutik analysiert werden. So wird ein erster Begriff struktureller Reziprozität entwickelt: Durch die bloße durch sie selbst wahrnehmbare Ko-Präsenz von zwei oder mehr Angehörigen der Gattung Mensch sind diese so aufeinander bezogen, dass das, was auch immer einer von ihnen tut, objektiv ein Bezugnehmen auf den anderen darstellt und ihm und damit zugleich sich selbst einen Ort im geteilten Universum der Gattung zuweist. Mit diesem Begriff im Gepäck wird sodann eine Reise durch die systematisierenden Deutungen, theoretischen Explikationen und philosophischen Systematisierungen von Reziprozität durch Marcel Mauss, Claude Lévi-Strauss und Marcel Hénaff unternommen. Auf dieser Reise wird deren anhand ethnographischen Materials und philosophischer Reflexionen entwickelte Begrifflichkeit von Gabe und generalisiertem Tausch mit den an alltäglichen Phänomenen zunächst gebildeten, an der Re-Analyse von Teilen des Materials und der argumentativen Überprüfung der Reflexionen weiterentwickelten eigenen Erkenntnissen konfrontiert. So wird ein empirisch gesättigter und theoretisch weiterentwickelter Begriff der strukturellen Reziprozität gewonnen. Im Verlauf der Darstellung wird immer wieder auf leicht zugängliche Phänomene hingewiesen, die den Studenten Forschungsmöglichkeiten zur Prüfung und Anreicherung der Argumentation biete.
LE2: Lebenslauf und Sozialisation. Der Studienbrief widmet sich zwei wichtigen mikrosoziologischen Forschungszweigen: der Soziologie des Lebenslaufs und der Sozialisationsforschung. Zudem geht er den Verbindungen zwischen beiden Sachverhalten nach. Im ersten Teil werden klassische und einflussreiche Studien der Lebenslaufforschung vorgestellt, die unter anderem – wie die Studie „The Polish Peasant“ von Florian Znaniecki und William Isaac Thomas – als Pionierleistungen der empirischen Sozialforschung gelten. Außerdem wird das begriffliche Repertoire der Lebenslaufsoziologie (Kap. 3), die Relevanz des Lebenslaufkonzepts für die Analyse sozialen Wandels und die Perspektive der Sozialisationsforschung – ebenfalls mit Bezug auf den Lebenslauf – argumentativ entfaltet (Kap. 3 – 5). Der erste Teil bietet somit das begriffliche und theoretische Grundgerüst. Im zweiten Teil werden die grundlegenden methodischen Perspektiven (qualitativ, quantitativ) und ihre offenen Fragen anhand beispielhafter Studien vorgestellt (Kap. 6 – 8). Lebensläufe können dabei als Abfolge von sozialen Positionierungen und als Sozialisations-Geschichte individueller Erfahrungen rekonstruiert werden. Der dritte Teil behandelt aktuelle Herausforderungen der Lebenslauf- und Sozialisationsforschung, z. B. die Bedeutung einer Lebenslauf- und Sozialisationsperspektive für moderne Bildungsprozesse, der Einfluss von Medien und Computertechnik auf Sozialisation, die Herausforderungen neuerer bio- und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse für die Lebenslauf- und Sozialisationsforschung oder der Vergleich von Lebenslaufregimen in einer globalisierten Gesellschaft (Kap. 9 – 14).Abschließend wird ein sozialtheoretisches Grundkonzept zur Integration von Lebenslauf- und Sozialisationsforschung skizziert, das als Ausgangspunkt einer Soziologie der modernen Subjektivität fungieren kann.
LE3: „Rekonstruktive Paar- und Familienforschung“ flankiert im Mastermodul „Reziprozität und Sozialisation“ die anderen Lerneinheiten und stellt zu diesen eine sinnvolle Ergänzung dar, da hier für die Studierenden am Beispiel einer konkreten Forschungspraxis, die in den Beiträgen auf ganz unterschiedliche Weise dokumentiert und zur Anschauung gebracht ist, nachvollzogen werden kann, was eine rekonstruktive Paar- und Familienforschung ausmacht. Das Basso Continuo der Beiträge ist ihr rekonstruktionslogischer Zugriff auf die Forschungsgegenstände Paar und Familie. Sie unterscheiden sich aber in ihrer jeweiligen Schwerpunktsetzung: (a) In einer Gruppe von Beiträgen steht der Prozess der methodischen Erschließung des Datenmaterials im Zentrum, durch den gezeigt wird, wie rekonstruktiv verfahrende Interpretation verfährt. (b) Die Darstellung von Forschungsergebnissen erfolgt ergebnisorientiert unter Verwendung von Beispielen. (c) Es werden methodologische Aspekte herausgestellt und forschungsbezogen diskutiert. Was die Beiträge aber untereinander sortiert, auch wenn sie verschiedene Forschungsfragen behandeln und das rekonstruktive Moment auf unterschiedliche Weise zum Leuchten bringen, ist der Fokus auf das Paar bzw. die Familie als Gegenstände einer materialfundierten Forschungspraxis, die über die methodologischen Grundlagen eines rekonstruktiven Ansatzes verfügt.
Zugang zu den Lernmaterialien und weiteren studienrelevanten Informationen sowie Kontakt zu den Betreuenden und den Mitstudierenden erhalten Sie in der
moodle Lernumgebung des Moduls.
Die Lernumgebung wird zu Beginn des Semesters für die BelegerInnen des Moduls automatisch geöffnet.
Lernergebnisse/Kompetenzen
Die Studierenden setzen sich mit soziologisch relevanten Grundfragen aus dem Bereich der sozialen Welt der Mikroformationen auseinander. Sie erinnern relevante Theorien, Modelle und Begriffe, die den Zusammenhang von Individuum und gesellschaftlicher Theoriebildung betreffen.
Fachkompetenzen:
Die Studierenden können das Phänomen der Reziprozität in alltäglichen Handlungen und die Fundamentalstruktur struktureller Reziprozität erläutern. Des Weiteren erinnern die Studierenden verschiedene Ansätze aus dem Bereich Biografie- und Lebenslaufforschung und sind imstande, den Stellenwert einzelner Forschungen zu reflektieren und zu beurteilen. Die Studierenden kennen relevante Theorien und Begriffe aus dem Bereich der Paar- und Familiensoziologie. Sie sind in der Lage, das forschungspraktische Vorgehen ins Verhältnis zu setzen mit theoretischen und methodischen Annahmen und können dieses Verhältnis kritisch reflektieren. Letztlich können die Studierenden selbstständig eine Fragestellung für eine qualitative Studie erarbeiten sowie die entsprechenden Daten erheben, sie sind in der Lage, die Daten auszuwerten, Ergebnisse zu präsentieren und mit bestehenden Theorien zu verknüpfen.
Weitere Schlüsselkompetenzen:
Die Studierenden
- können im Rahmen der individuellen und/oder kooperativen Bearbeitung der Modulinhalte Lern- und Arbeitsprozesse zeitlich, sachlich und sozial organisieren;
- bauen die Fähigkeiten zum selbstorganisierten Lernen aus, indem sie zeit- und ortsun- abhängig lernen, ein Zeitmanagement erstellen und dessen Umsetzung und Einhaltung eigenständig organisieren;
- haben durch die Integration digitaler Lehr-/Lernformen innerhalb des Moduls ihre Fähigkeiten im Umgang mit neuen Medien erweitert und können differenziert mit unter- schiedlichen Medialen Lernangeboten umgehen;
- können Angebote verschiedener digitaler Medien zum Selbststudium sowie zur aktiven Teilnahme in Online-Lerngruppen synchron und asynchron nutzen und aktiv mitgestalten;
- sind imstande durch die Teilnahme an Präsenz- und Online-Seminaren kooperativ zu lernen.
Die Studierenden haben durch die Prüfungsvorbereitung und Prüfungsform der mündlichen Prüfung die Fähigkeit erlangt, komplexe Inhalte auf fachwissenschaftlichem Niveau in unterschiedlichen Medien zu recherchieren, relevante Ergebnisse zu identifizieren und auf eine von ihnen entwickelte Themenanforderung zu beziehen. Die Ergebnisse der Recherche können sie kommunikativ darstellen, indem sie diese in komprimierter Form und an der Themenstellung orientiert mündlich präsentieren, im Rahmen der Diskussion im Prüfungsgespräch in einen größeren Bedeutungszusammenhang argumentativ einbetten und weiterführende Fragen kommunikativ kompetent beantworten können.
Modulbeauftragte
Ernsting’s family Stiftungsprofessur
für Mikrosoziologie
Prof. Dr. Dorett Funcke
E-Mail: dorett.funcke
Telefon: +49 2331 987-2704
Sprechzeiten: nach Vereinbarung (per E-mail)
Ernsting’s family-Stiftungsprofessur für Mikrosoziologie
Maria Efstathiadou, Dipl.-Betriebsw. (FH)
E-Mail: sekretariat.mikrosoziologie
Telefon: +49 2331 987-3181
Raum: D.0024
Downloads
E5_wichtige-Hinweise-zu-Prüfungen_SoSe25
Leitfaden-wissenschaftliches-arbeiten
Voraussetzungen für die Zulassung zur Prüfung
Einschreibung in den Studiengang und Belegung der Kurse des Moduls
Prüfungsformen
Form | Prüfungsnummer | Termin | Anmeldeschluss |
Mündliche Prüfung | 107154 | während des Semesters | 15.06.2025 |
Achtung: Bitte achten Sie bei der Wahl der Prüfungsform darauf, dass Sie laut Studienordnung vor der Zulassung zur Master-Abschlussarbeit mindestens 2 Module mit einer mündlichen Prüfung und mindestens 3 Module mit einer Hausarbeit abgeschlossen haben müssen.
Weitere Informationen zum Modul
Lehrformen
Selbststudium mit Print- und Onlinematerial
Dauer
1 Semester
Häufigkeit
Das Modul wird im Sommer- und Wintersemester angeboten.
Umfang
Workload: 450 h, ECTS-Punkte: 15
Teilnahmevoraussetzungen
Keine