Wichtige Hinweise:
Prüfungsinformationen und Studierhinweise für Modul II
Inhalte
Dieses Modul liefert einen Überblick über die zentralen historischen Positionen und Konzeptionen Praktischer Philosophie bis hin zu gegenwärtigen Fragestellungen. Im Zentrum stehen hierbei der Ursprung und die Entwicklung der Ethik und deren Weiterführung in rechtsphilosophischen und politischen Konzepten, die die Perspektive auf die aktuellen Diskussionen um Gerechtigkeit, Glück, Wesen und Würde des Menschen eröffnen. Im Wahlbereich können auch medizinethische Probleme bearbeitet werden.
LerneinheitenLE1: Ethik versteht sich als methodisch-kritische Reflexion auf das Ethos unter der normativen Hinsicht der Differenz von Gut und Böse. Handeln ist kein Naturereignis, sondern ein spezifisch menschlicher Vollzug, d.i. ein willentlicher, aus Überlegung hervorgehender Selbstvollzug. Die Freiheit des Menschen und nicht die Naturkausalität ist das ursprüngliche Phänomen von Kausalität. Im Sinne unseres lebenspraktischen Selbstverständnisses ist bei der Beurteilung der Sittlichkeit die integrale Handlungsstruktur zu berücksichtigen. Nach dem obersten Moralprinzip ist das als gut Erkannte zu tun und das als böse Erkannte zu meiden. Die Bestimmung des jeweils situationsgemäßen Guten erfolgt im Blick auf die vorgegebene Grunddynamik unseres Lebens, die als Rahmenbedingung für die Normenfindung fungiert. Die Bestimmung des jeweils Guten, das es zu vollbringen gilt, ist Sache des (gebildeten, zu bildenden) Gewissens. Die gegenwärtig dominierenden Ethiktypen sind die im Gefolge Kants stehende Sollensethik und der Utilitarismus. Beide kommen darin überein, sich nicht an der integralen Handlungsstruktur, sondern sich einseitig an einem der Strukturmomente zu orientieren. Die eine kann nicht erklären, warum man das Gesollte wollen soll, die andere erlaubt die restlose Funktionalisierung der Person zugunsten des Kollektivwohls. Da Handeln heißt, das Leben vollbringen, muss sich eine Ethik ihrer zentralen, bis in die jüngste Vergangenheit jedoch vernachlässigten Frage nach dem guten Leben widmen und sich in letzter Konsequenz der Endlichkeit des Menschen stellen. Man kann nicht Ethik betreiben, ohne der Frage nach dem Aufenthaltsort des Menschen, d.i. dem ursprünglichen ETHOS nachzugehen.
LE2: Darstellung der Leistung wie der (historischen) Begrenztheit der politischen Philosophie des Aristoteles, als Interpretation zentraler Stücke dieses Denkens zugleich eine Hinführung zum klassischen Text. Themen: Die aktuelle Bedeutung der „Politik“ des Aristoteles. Polis und Staat. Der Staat und der Mensch als „das von Natur aus staatliche Wesen“. Zur Lehre vom Hause (Ökonomie). Verfassung und Ordnung der Bürgergemeinde. Aristotelische und neuzeitliche Staatskonzeption.
LE3: Diese Lerneinheit behandelt die „Nikomachische Ethik“ als klassischen Text der philosophischen Ethik. Sie geht ein auf die Stellung der Nikomachischen Ethik im Gesamtwerk des Aristoteles und im Rahmen seiner praktischen Philosophie, bietet eine Gliederung und Struktur des Textes sowie eine exemplarische Interpretation zentraler Partien des Werks.
LE4 (Neu): Der vorliegende Studienbrief gibt eine einführende Übersicht über das Kantische System der Philosophie. Ausgehend vom Begriff der Freiheit werden die zentralen Momente dieser Philosophie erläutert. Die transzendentale Bedeutung der apriorischen Verstandesbegriffe, der Anschauungsformen sowie deren Verknüpfung zur Erfahrung werden in der ersten Kurseinheit ebenso erläutert wie die unmittelbare Gewißheit der Geltung des Sittengesetzes für jeden Menschen. In der zweiten Kurseinheit wird dann die Einsicht Kants in die Wirklichkeit der lebendigen Natur, die im Menschen ihren höchsten Ausdruck findet, mit besonderem Bezug auf die Kritik der Urteilskraft, die Religionsschrift, Die Metaphysik der Sitten, aber auch auf das Nachlaßwerk, das sog. Opus Postumum deutlich gemacht. Die Begriffe Freiheit und Sittlichkeit zeigen ihre Bedeutung nicht nur für das Leben der Menschen, sondern für die ganze Natur.
LE5: Das Nachdenken über das Handeln, über die Handlungsstruktur sowie über die handlungsleitenden Prinzipien, Kriterien und Normen ist im Mittelalter in erster Linie durch die Auseinandersetzung des christlichen Glaubens mit den Denkströmungen der Antike (Platon, Aristoteles, Stoa) charakterisiert. So zentrale, für die Neuzeit und die Moderne bedeutsame Grundworte wie Vernunft, Gewissen, Freiheit, Wille sind dieser Auseinandersetzung entwachsen und haben durch sie ihre begriffliche Schärfe gewonnen. Diese Lerneinheit thematisiert die wichtigsten Stufen der Ausarbeitung des Handlungsbegriffs bzw. der für das Handeln konstitutiven Strukturmomente.
LE6: Diese Lerneinheit behandelt zunächst das Verhältnis des Menschen zu dem, was nicht von ihm abhängt, dem Nicht-Machbaren, als einer Voraussetzung für menschliches Handeln und als Grundlage der Möglichkeit eines sinnvollen Lebens. Dann wird der Begriff des Glücks erläutert, u. a. die Auseinandersetzung mit dem Hedonismus. Schließlich wird die Erfahrung der technologischen und ökologischen Krise der Gegenwart als eine Herausforderung an die praktische Vernunft interpretiert. Eine neue Ethik des Umgangs mit der Natur wird auf das Prinzip der Ehrfurcht vor dem Leben gegründet.
LE7: Da Leben in der Regel nicht nur als ein wissenschaftlich zu beschreibendes und technisch zu manipulierendes Sein gilt, sondern mit guten Gründen als ein Gut angesehen wird, stellen sich notwendigerweise normativ-ethische Fragen. Was darf man mit welchen Formen des Lebens tun oder auch nicht tun? Die Aufgabe dieser Lerneinheit ist es, den geistesgeschichtlichen Hintergrund und die damit verknüpften Probleme und Aporien sichtbar zu machen, die die Basis für zahlreiche bioethische Fragestellungen der Gegenwart bilden. Es handelt sich um das besondere Anliegen einer Integrativen Bioethik, die Vielschichtigkeit des Phänomens des Lebendigen zu thematisieren und einen begrifflichen wie ethisch-normativen Rahmen für die Bandbreite technischer Anwendungsmöglichkeiten und die damit verknüpften ethischen Konflikte zu erarbeiten. Ziel ist es, mit dem Konzept einer Integrativen Bioethik einen ethischen Rahmen zu entwickeln, der, wie die Schalen einer Zwiebel, in horizontaler Hinsicht immer mehr Kulturkreise und in vertikaler Hinsicht immer mehr Lebensformen und deren Anforderungen umfasst. Dabei werden Person- und Lebensbegriff als Quelle des Normativen erarbeitet. Um Konflikte und Dilemmata sichtbar und die ethisch-normativen Implikationen darzustellen, wird immer wieder exemplarisch auf spezifische Problemfelder und Autoren eingegangen. Hierzu gehören u.a. die Veränderung des Erbguts von Pflanzen, Tieren und Menschen, Organtransplantationen, künstliche Lebensverlängerung, Formen der Sterbehilfe, Stammzellforschung, Klonen und das Programm des „Transhumanismus“.
LE8: Unter dem Stichwort „Integrative Bioethik“ geht es darum, methodologische wie anwendungsbezogene Grundfragen bioethischer Theorie und Praxis, die im Blick auf einen ebenso nicht-reduktionistischen wie ergebnisorientierten Dialog aller betroffenen Perspektiven zu bearbeiten sind, als unverzichtbares Moment philosophisch verantworteter bioethischer Reflexion zu bedenken. In dieser Lerneinheit finden sich Beiträge vereinigt, die sich aus philosophischer, aber auch aus einzelwissenschaftlicher Sicht darum bemühen, den Begriff und exemplarische Problemfelder einer „Integrativen Bioethik“ plastisch werden zu lassen und zugleich methodologisch zu reflektieren. Es zeigt sich dabei, daß „Integrative Bioethik“ in demselben Maße, in dem sie uns dazu auffordert, die Phänomene in ihrer jeweils ganzen Dimension zu bedenken, auch zu einer Selbstwahrnehmung des ethischen Nachdenkens anleiten kann, die ihrerseits gegen Verkürzungen und Naivitäten gefeit und auch insofern philosophisch bedeutsam ist.
LE9: Die Entfaltung des Problemfeldes Anthropologie geschieht im systematischen Teil mit Blick auf die Fülle von Disziplinen, die jeweils auf ihre Weise nach dem Menschen fragen und dem damit sich verbindenden Problem, daß die jeweiligen Antworten auf die Frage: „Was ist der Mensch?“ nicht nur sehr unterschiedlich ausfallen, sondern einander mitunter auch widersprechen. Um sich in einer argumentativ vermittelten Weise als Philosophische Anthropologie zu positionieren und zu den Bereichsanthropologien ins Verhältnis zu setzen, müssen eine Reihe von philosophischen Voraussetzungen zur Sprache gebracht werden, zu denen insbesondere die Herausarbeitung des Unterschiedes von Philosophie und Wissenschaft hinsichtlich ihres thematischen und methodischen Vorgehens gehören. Während ein Vorbegriff von Philosophie im Anschluß an Kants Weltbegriff der Philosophie am Leitfaden seiner Hauptfrage: „Was ist der Mensch?“ entfaltet wird, wird das spezifische Vorgehen der Wissenschaft mit Blick auf die Charakteristika Empirie, thematische Reduktion und methodische Abstraktion entwickelt. Von diesen Voraussetzungen her läßt sich zeigen, daß das, was Menschsein heißt, von wissenschaftlichen Teilgebieten ausgehend nicht bestimmt werden kann – wissenschaftliche Anthropologie wird zur Ideologie, welche philosophische Kritik herausfordert. Die Lerneinheit führt diese kritische Aufgabe mit Bezug auf die Grenzüberschreitungen der Biologie aus, wobei im Zentrum dieser Auseinandersetzung mit dem Versuch einer biologischen Wesensbestimmung des Menschen Konrad Lorenz und seine Schule vergleichender Verhaltensforschung stehen. In ihrem philosophiegeschichtlichen Teil ist es das Ziel der Lerneinheit, das Programm moderner nichtspekulativer Philosophischer Anthropologie am Beispiel der Positionen von Max Scheler, Helmuth Plessner, Adolf Portmann und Arnold Gehlen in seinen Grundlagen und Widersprüchen zur Sprache zu bringen. Für diese Variante Philosophischer Anthropologie ist der Versuch kennzeichnend, das Wesen des Menschen in vergleichender Abhebung von der Daseinsform des Tieres zu klären und die Frage nach dem Menschen auf der Grundlage des Wissens, welches die verschiedenen Wissenschaften vom Menschen erarbeitet haben, zu stellen. Aus diesem Widerspruch zwischen einer grundsätzlich philosophischen Fragestellung und dem Versuch ihrer Beantwortung auf dem Boden empirisch ausgerichteter Einzelforschung resultieren eine Reihe ganz spezifischer Schwierigkeiten, welche die neuzeitliche Anthropologie von Scheler an begleiten. Ihre weitere Entwicklung läßt sich als sukzessives Abgehen vom philosophischen Anspruch beschreiben, die sie beherrschenden Spannungen und Widersprüche, die in Plessners dialektisch gefaßten anthropologischen Grundgesetzen ihren Höhepunkt erreichen, werden dadurch aufgelöst, daß der bestehende philosophische Anspruch zugunsten einer immer stärkeren Beschränkung auf Empirie und Biologie (Gehlen: Anthropobiologie) aufgegeben wird, aus einer philosophischen Disziplin, die sich in der Frage nach dem Menschen der Wissenschaft zuwendet, wird im Laufe ihrer geschichtlichen Entwicklung zwischen Scheler und Gehlen eine Disziplin, die sich von der Philosophie abwendet und das Feld der Biologie überläßt. Zusammenfassend ergibt sich, daß die Frage: „Was ist der Mensch?“ nicht den Wissenschaften überlassen werden darf, sondern eine genuin philosophische Aufgabe bleibt, die nicht das Thema einer ihrer Disziplinen, wie etwa der Philosophischen Anthropologie, sondern das systematische Zentrum des Philosophierens selbst ist. Im Rückbezug auf Herder, der die ihm nachfolgenden Positionen deshalb überragt, weil er den Menschen als Sprachwesen begreift, wird mit Bruno Liebrucks in ersten Schritten der Weg zu einer philosophischen Überwindung des Programms neuzeitlicher Anthropologie auf eine „Philosophie von der Sprache her“ angedeutet.
Das Modul hat einen Umfang von 15 ECTS. Im Rahmen der Modulbelegung werden Ihnen die Studienunterlagen aller Lerneinheiten zur Verfügung gestellt! Sie suchen sich dann neben den verpflichtenden Lerneinheiten (LE1 und L2) individuell weitere Lerneinheiten im Umfang von 5 SWS aus dem Wahlpflichtangebot aus, die Sie studieren möchten.
Zugang zu den Lernmaterialien und weiteren studienrelevanten Informationen, sowie Kontakt zu den Betreuenden und den Mitstudierenden erhalten Sie in der
moodle Lernumgebung des Moduls. Die Lernumgebung wird zu Beginn des Semesters für die Beleger/innen des Moduls automatisch geöffnet.
Bitte beachten Sie in diesem Zusammenhang die allgemeinen Prüfungsinformationen und Studierhinweise für Modul II.
Modulbeauftragte
LG Philosophie II
Prof. Dr. Thomas Sören Hoffmann
Tel.: 02331/987-2156 oder -4636
email: thomas.hoffmann
LG Philosophie II
Dr. Gabriel Rivero
Tel.: 02331/987-4673
email: gabriel.rivero
LG Philosophie II
Kirsten Kötting
E-Mail: sekretariat.philosophie2@fernuni-hagen.de
Telefon: +49 2331 987-4636
Lernergebnisse/Kompetenzen
Das Studium des Moduls vermittelt den Studierenden
- die Fähigkeit, sich durch die erworbene Kenntnis von Grundlegungsfragen wie auch von ausgewählten spezielleren Themen im Gesamtgebiet der Praktischen Philosophie selbstständig zu orientieren,
- eine elementare Übersicht über die exemplarischen Ansätze der philosophischen Ethik wie auch der philosophischen Anthropologie,
- ein umfassendes systematisches Verständnis der Praktischen Philosophie Kants,
- einen Zugang zur Ethik und zur Politischen Philosophie des Aristoteles,
- exemplarische sowie praxisnahe Zugänge zu Themen der Integrativen Bioethik wie auch zum Thema „Glück“.
Prüfung
Form | Prüfungsnummer | Termin | Anmeldeschluss |
Klausur | 1023 | siehe Klausurtermine | 15.06.2025 |
Mündliche Prüfung | 1024 | während des Semesters | 15.06.2025 |
Hausarbeit | 1022 | während des Semesters | 15.06.2025 |
Bitte beachten Sie, dass die Einreichung von Hausarbeiten im Modul II postalisch erfolgt und nicht elektronisch über das Online-Übungssystem. Details finden Sie in unter Prüfungen in diesem Studienportal.
Weitere Informationen zum Modul
Lehrformen
Studienbrief, Präsenzveranstaltungen, Moodle, Digitale Lehr-/Lerntools
Dauer
1 Semester
Häufigkeit
Das Modul wird im Sommer- und Wintersemester angeboten
Umfang
Workload: 450 h, Credits: 15 ECTS
Teilnahmevoraussetzungen
Keine