Inhalte
Das Modul MANDL 5 besteht aus mehreren Kurseinheiten:
(1) Erzähltheorie und Erzähltechniken: In Form eines fiktiven Dialogs führt der Studienbrief erstens ein in einige Grundfragen der Narratologie, die problemorientiert erörtert werden: Was ist überhaupt Erzählen? Ist Erzählen als ein sprachliches Verhalten eine Universalie? Welche Grundformen des Erzählens gibt es? Zweitens gibt der Studienbrief damit zusammenhängend Einblick in zentrale Themenfelder der Narratologie, die einen starken erzähltechnischen und damit auch historischen Aspekt aufweisen; dazu gehören Formen fingierten mündlichen Erzählens, die erzählerische Darstellung von Bewusstseinsprozessen, die Frage nach der Zuverlässigkeit der Erzählinstanz oder der Umgang des Erzählens mit dem Parameter Zeit.
(2) Medien des Erzählens: Während sich die erste Kurseinheit auf die Darstellung des Erzählens mit Worten beschränkte, werden in diesem Studienbrief im Sinne einer intermedialen Narratologie andere Erzählmedien in den Blick genommen und hinsichtlich ihrer spezifischen Erzähllogik analysiert. Nach einer theoretisch orientierten Einführung werden unter anderem vorgestellt: bewegte Bilder, Comics, Bilderbuch, Hörspiel und Pantomime, aber auch spezifische schriftliterarische Erzählmedien wie Briefroman oder Protokoll-Literatur.
(3) Geschichtsschreibung und Geschichtsdarstellung im Roman seit dem 18. Jahrhundert: Die Geschichtsschreibung ist seit der Antike ein hauptsächlicher Einsatzort des Erzählens. In historischer Perspektive stellt der Studienbrief wesentliche Aspekte der narrativen Aufbereitung von Geschichte vor. Probleme des roten Fadens gehören ebenso dazu wie Fragen der Perspektivierung und Didaktisierung, sowie des Verhältnisses von „Fakt und Fiktion“. Zugleich wird auf diese Weise eine Art Vorgeschichte des „historischen Romans“ gegeben, der um 1800 das Feld der Literatur betritt. Dessen Verfahrensweisen werden am Beispiel der Vaterländischen Romane des „deutschen Walter Scott“, Willibald Alexis, vorgestellt.
(4) Populäre Gattungen und Formate des Erzählens: Erzählen findet seit jeher ihn verschiedenen generischen Formen statt. Wie diese Formen entstehen und was an ihnen „volkstümlich“ oder „populär“ ist, war und ist Gegenstand vieler Überlegungen. Der Studienbrief stellt zunächst einige „einfache Formen“ von André Jolles vor (Legende, Märchen, Sage, Witz), schließt hieran die Betrachtung von weiteren traditionellen Kurzformen an (Schwank, Anekdote, Fabel), um dann grundlegend zwischen vier populären Romanformen zu unterscheiden: Abenteuerroman, Liebesroman, Kriminalroman und Fantasyroman. Abgeschlossen wird der Studienbrief mit Überlegungen zu modernen seriellen Formen des Erzählens.
(5) Analyse des narrativen Films: Der Studienbrief nähert sich dem Spielfilm nicht aus einer rein filmwissenschaftlichen, sondern aus narratologischen Perspektive. Er versucht auf der Basis eines Kommunikationsmodells für den fiktionalen Film und unter Verwendung zahlreicher illustrierender Beispiele einerseits die narratologischen Kategorien von Gérard Genette (Begriff der Diegese, Fokalisierung, Erzählebenen, Erzählinstanzen, Analepsen usw.) für die Analyse der Erzählformen des Films nutzbar zu machen, um andererseits auf dieser Folie auch das Spezifische filmscher Narrationen herauszuarbeiten.
(6) Räume sehen / Raum sehen im Film: Als eine Art Gegenstück zum Studienbrief über den narrativen Film thematisiert dieser Studienbrief die besondere Beziehung des filmischen Erzählens zur Kategorie des Raums. Im Unterschied zur literarischen Narration zeigt der narrative Film den Raum „die Diegese“, in dem die Handlung spielt, automatisch mit. Dieses wesentliche Strukturelement filmischen Erzählens wird in seinen verschiedenen Möglichkeiten anhand einer Reihe von Filmen entfaltet. Das geschieht in Form von (überarbeiteten) Protokollen von Gesprächen über diese Filme, die eine Arbeitsgruppe über zwei Semester jeweils nach Sichtung der Filme geführt hat
Der Kurs 37305 muss belegt werden, wenn Sie dieses Modul studieren möchten.
Kurs-Nr. |
Titel |
SWS | |
37305 |
Literatur und Narration: Pflichtkurse
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8 | |
Wahlpflichtkurse
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Wahlpflichtkurse
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Im Rahmen der Belegung der Vertiefungsmodule werden die Studienunterlagen der Pflichtkurse und beider (!) Wahlpflichtkurse („A“ und „B“) versendet. Die Auswahl der Schwerpunkte erfolgt individuell und muss erst später angegeben werden. Soll das Modul mit einer Hausarbeit oder einer mündlichen Prüfung abgeschlossen werden, ist der Wahlschwerpunkt im Rahmen der Themenabsprache mit dem/der Prüfenden festzulegen. Für die Klausur gibt es am Prüfungstag ein gemeinsames Aufgabenheft mit zwei Aufgaben pro Schwerpunkt. Erst durch die Auswahl der Klausuraufgabe wird die Schwerpunktwahl ersichtlich. Zur Prüfungsanmeldung muss noch kein Schwerpunkt angegeben werden.
Zugang zu den Lernmaterialien und weiteren studienrelevanten Informationen, sowie Kontakt zu den Betreuenden und den Mitstudierenden erhalten Sie in der
moodle Lernumgebung des Moduls.
Die Lernumgebung wird zu Beginn des Semesters für die BelegerInnen des Moduls automatisch geöffnet.
Modulbeauftragte
LG Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Medienästhetik
Prof. Dr. Michael Niehaus
Tel.: +49 2331 987-4212
E-Mail: michael.niehaus
LG Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Medienästhetik
Dorothea Rehmus-Fittje
Telefon: +49 2331 987 – 4200
E-Mail: dorothea.rehmus-fittje
Lernergebnisse/Kompetenzen
Nach dem erfolgreichen Abschluss des Moduls sind die Studierenden in der Lage,
- literarisches Erzählen vor dem Hintergrund der allgemeinen Erzähltheorie aufzufassen und in seinen Strukturen zu interpretieren,
- artifizielles Erzählen als ein medienübergreifendes Phänomen zu betrachten und in seinen verschiedenen Erscheinungsformen mit narratologischen Analysekategorien zu vergleichen,
- die Erzählformen der Literatur in historischer Perspektive im Hinblick auf die Entwicklung von Verfahren und Techniken zu analysieren,
- verschiedene Formen des Erzählens als ein menschliches Grundverhalten zu bewerten und die Problematik einer Einteilung des Erzählens in Gattungen abzuleiten,
- Ableitungen aus dem Verhältnis von Literatur und Geschichtsdarstellung als ein Grundproblem der Moderne zu entwickeln,
- narratologische Analysekategorien auf Filme anzuwenden,
- auf der Basis einer differenzierten Filmrezeption Ableitungen über das Verhältnis des Mediums Film zur Narration zu entwerfen.
Die Studierenden haben
- die Fähigkeiten zum selbstorganisierten Lernen ausgebaut, indem sie zeit- und ortsunabhängig lernen.
- die Fähigkeit zum kooperativen Lernen durch die Teilnahme an Online-Kursen, durch Selbststudium innerhalb von Lerngruppen und durch die Teilnahme an Präsenz- und Online-Seminaren eingeübt.
- erweiterte Medienkompetenzen durch die Integration digitaler Lehr-/Lernformen innerhalb des Moduls erworben.
- im Rahmen der individuellen und/oder kollaborativen Auf- und Vorbereitung der Modulinhalte ihre Fähigkeit, Lern- und Arbeitsprozesse zeitlich, sachlich und sozial zu organisieren, entwickelt und gestärkt.
- überdies erlernt, komplexe Inhalte auf fachwissenschaftlichem Niveau zu präsentieren und in einen größeren Bedeutungszusammenhang argumentativ einzubetten.
Prüfung
Prüfungsform | Prüfungsnummer | Termin | Anmeldeschluss |
Klausur | 109053 | Mittwoch, 04.03.2020, 14-18 Uhr | 15.12.2019 |
Hausarbeit | 109052 | Während des Semesters | 15.12.2019 |
Mündliche Prüfung |
109054 |
Während des Semesters |
15.12.2019 |
Weitere Informationen zum Modul
Lehrformen
Studienbrief, Präsenzveranstaltungen, Moodle, Digitale Lehr-/Lernformate
Umfang
Workload: 450 h, Credits: 15 ECTS
Häufigkeit
Das Modul wird im Sommer- und Wintersemester angeboten
Dauer
1 Semester
Teilnahmevoraussetzungen
Keine