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34574: Der Kurs 34574 „Lyrik in der Moderne“ verknüpft systematische und literaturgeschichtliche Fragestellungen: In einem ersten Schritt werden verschiedene Versuche einer Definition der Gattung „Lyrik“ vorgestellt und diskutiert, was die Lyrik in der Moderne kennzeichnet. Das empirisch angeleitete Verständnis, was ein Gedicht sei, wird in einem zweiten Schritt am Beispiel von Gedichten Stefan Georges auf den Ebenen des Sprachgebrauchs, des Reims und der Versifikation erprobt. Die Lyrik Georges wird in einem dritten Schritt im Rahmen einer Mediengeschichte in den Blick genommen: Die Analysen fokussieren auf die Materialität von Schrift und Sprache sowie auf die Performanz des Gedichtvortrags. Abschließend werden an ausgewählten Gedichten von „Klassikern der Moderne“ (Hugo von Hofmannsthal, George, Bertolt Brecht) exemplarische Lektüren angestellt, die aufzeigen, wie die Kursinhalte in konkreten Lektüren operationalisiert werden können. Allerdings sind diese Lektüren keine Anwendungen einer Methode, die Anleitung gäbe, wie Gedichte zu interpretieren seien. Vielmehr versuchen sie zu demonstrieren, dass Gedichte bzw. die in ihnen angelegten Problemstellungen zu Lektüren herausfordern, die zwar eingeübt, nicht aber allgemein vorgegeben und festgelegt werden können.
weiterlesen...34576: Der Begriff der ‚Sattelzeit‘ um 1800 beschreibt denjenigen Zeitraum, in dem der epochale Umbau der Gesellschaft – hin zur Moderne – vollzogen und reflektiert wird. Dies gilt auch und besonders für die Literatur, die, zunächst über die Figur des genialen Individuums, ihre Autonomie begründete und damit eine Reflexionstheorie auf den Plan rief, deren diskursiver Status sich von den normativen Poetiken in aristotelischer Tradition radikal unterschied. Gegenstand des Kurses ist diese Blüte der ästhetischen Theorie um 1800, die 1790 mit Kants Kritik der Urteilskraft beginnt und 1818 mit Hegels Vorlesungen über die Ästhetik endet. Ausgehend von einer Skizze des alteuropäischen Kunstverständnisses wird eine systematische Perspektive auf die philosophische Reflexion der Literatur um 1800 entfaltet, die – neben Kant und Hegel – mit solch glänzenden Namen wie Schiller, Friedrich Schlegel, Schelling und Schopenhauer verknüpft ist. Dem Autonomiepostulat, das den kleinsten gemeinsamen Nenner dieser Positionen ausmacht, setzt die Kunstphilosophie Friedrich Nietzsches ein Entdifferenzierungsvorhaben entgegen, das die avantgardistischen Kunsttheorien des 20. Jahrhunderts entscheidend prägen sollte – und das Ende der Blütezeit der Ästhetik markiert.
04445: Kein literarischer Text versteht sich von selbst und keiner lässt sich endgültig verstehen. Um diese Herausforderung an die Literaturwissenschaft nachzuvollziehen und ihre Konsequenzen zu bedenken, eignen sich in besonderer Weise die Texte von Franz Kafka (1883-1924), über die Theodor W. Adorno (1903-1969) schrieb: „Jeder Satz spricht: deute mich, und keiner will es dulden“. Über die Texte keines deutschsprachigen Autors wurde so viel geschrieben wie über Kafkas Texte, und in unzähligen dieser Forschungsbeiträge wird explizit darauf hingewiesen, dass diese Texte auch mit der jeweils vorgeschlagenen Deutung ihre grundlegende Rätselhaftigkeit nicht einbüßen. Im Kurs werden eine Reihe von methodischen Zugängen zu Kafkas Texten vorgestellt und deren Verhältnis zueinander behandelt. Im Spannungsfeld von Handschriftenlektüre, Literatur- und Diskurstheorie erweisen sich Kafkas Texte als komplexe ästhetische Gebilde, die durch die literaturwissenschaftliche Analyse an Wert gewinnen und im besten Falle ihren Reiz und ihre Fähigkeit zu überraschen behalten.
03549: Der Kurs stellt den Philosophen und Literaturkritiker Walter Benjamin (1892-1940) als theoretischen und literarischen Autor vor, der die Modernebewegung am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Artikulation einer grundlegenden Krise von Wahrnehmungsweisen und ihrer künstlerischen Formgebung beschrieben hat: Benjamin zufolge ist die Moderne nicht nur eine Phase des gesellschaftlichen und ästhetischen Umbruchs, sondern zugleich das Ende jeglicher Möglichkeit, die Wahrnehmung der Welt in Form geschlossener Erzählungen wiederzugeben. Damit wird Diskontinuität zum entscheidenden Kennzeichen von Geschichte und Literatur. Der Kurs rekonstruiert diese Stoßrichtung von Benjamins Denken mit Blick auf seine theoretischen Entwürfe zu Gedächtnis, Erinnerung und Tradition im Spiegel der modernen Medienentwicklung und analysiert vor diesem Hintergrund Benjamins eigene Versuche, Gesellschaftsgeschichte und Lebenserinnerungen unter den Bedingungen der Moderne zu rekonstruieren. Auf diese Weise wird Benjamins Theorie der Moderne als Grundlage für die kritische Theorie einerseits, für gegenwärtige Theorien des medialen Wandels andererseits, kenntlich.
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Kurs-Nr. |
Titel | SWS |
34574 | Lyrik in der Moderne | 2 |
34576 | Ästhetik der Literatur in der Zeit um 1800 | 2 |
04445 | Franz Kafka: Die Aufgabe der Deutung | 2 |
03549 | Krise und Kritik: Walter Benjamins Theorie und Poetik der Moderne | 2 |
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Modulbeauftragte
LG Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Mediengeschichte
Prof. Dr. Peter Risthaus
Tel.: 02331/987-2579
email: peter.risthaus
LG Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Mediengeschichte
Prof. Dr. Peter Risthaus
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LG Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Mediengeschichte
Christoph Düchting
E-Mail: christoph.duechting
Telefon: +49 2331 987 – 2119
Lernergebnisse/Kompetenzen
Die Studierenden
- lernen zwischen 1850 und 1920 entstandene, literarischen Strömungen (u.a. Symolismus, Impressionismus, Futurismus, Dadaismus, Expressionismus) von traditionellen und klassizistischen Ästhetiken abzugrenzen,
- problematisieren, dass die retrospektive Bezeichnung dieser Strömungen als ‚klassische Moderne’ in gewisser Weise eine paradoxe Etikettierung darstellt, da auch die ‚Avantgarden’ mittlerweile Bestandteil dieses Kanons geworden sind,
- analysieren das Konzept der literarischen Moderne innerhalb einer Literaturgeschichtsschreibung, die bei der Diagnose eines grundlegenden Kultur- und Traditionsbruchs um 1900 ansetzt,
- können argumentieren,, dass die Modernebewegung am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Artikulation einer grundlegenden Krise von Wahrnehmung und ihrer künstlerischen Formgebung interpretiert werden kann, sind fähig, die zentralen Erkenntnisse der erarbeiteten Texte zu rekonstruieren und gegenwärtige Theorien des medialen Wandels kritisch zu analysieren und zu beurteilen.
Prüfung
Prüfungsform | Prüfungsnummer | Termin | Anmeldeschluss |
Klausur | 104373 |
Donnerstag, 03.09.2020, 14-18 Uhr |
15.06.2020 |
Hausarbeit | 104372 | während des Semesters | 15.06.2020 |
Mündliche Prüfung | 104374 | während des Semesters | 15.06.2020 |
Weitere Informationen zum Modul
Lehrformen
Studienbrief, Präsenzveranstaltungen, Moodle, Digitale Lehr-/Lerntools
Umfang
Workload: 450 h, Credits: 15 ECTS
Häufigkeit
Das Modul wird im Sommer- und Wintersemester angeboten
Dauer
1 Semester
Teilnahmevoraussetzungen
Keine