Inhalte
Das Modul ist eine Einführung in die Digital Humanities und entstand in Zusammenarbeit der Fachgebiete Informatik, Literaturwissenschaft, Philosophie und Geschichte. Durch die kontinuierlichen Fortschritte der digitalen Technologien und die Digitalisierung der Gesellschaft gewinnt die junge Disziplin zunehmend an Bedeutung. Geisteswissenschaftler*innen sehen sich vermehrt mit der Frage konfrontiert, welche digitalen Hilfsmittel die geisteswissenschaftliche Forschung qualitativ und quantitativ fördern, erweitern und verbessern können und welche Konsequenzen sich daraus für die universitäre Lehre ergeben. Diese Fragen werden in den Kursen des Moduls aufgegriffen, aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und mit unterschiedlichen Ansätzen untersucht.
Das Ziel des Moduls besteht darin, praktische und theoretische Grundkenntnisse in den Digital Humanities zu vermitteln.
1811: Digital Humanities haben Digitalisierung nicht nur zum Gegenstand, sondern auch zur technischen Voraussetzung. Das sind gleich zwei Gründe, wissen zu wollen, was Digitalisierung überhaupt ist oder, genauer, welches ihre technischen Grundlagen sind. Weiß man das nicht, bewegt man sich ausschließlich auf von anderen geschaffenen Abstraktionsebenen und kommt nicht mehr weiter, wenn es einmal klemmt; schlimmer noch, man weiß noch nicht einmal, warum es klemmt und wo man sich Hilfe besorgen kann. Der Kurs „Modellierung in den Geisteswissenschaften“ besteht aus einem Leittext (der die Nr. 1811 trägt) und einem Basistext mit dem Titel „Einsen und Nullen: Grundlagen der Digitalisierung“. Der Basistext hat Buchcharakter und ist als PDF über einen Link im Leittext zugänglich. Auch wenn das Ziel des Basistextes Allgemeinbildung ist, sollten alle dargestellten Inhalte für die Digital Humanities relevant sein. Der Leittext soll zudem eine Brücke zwischen den anderen Kursen des Moduls „Digital Humanities“ und dem Basistext herstellen; als fachübergreifendes Thema wurde dafür die Modellierung von Untersuchungsgegenständen der Humanities identifiziert, und zwar Modellierung mit dem Ziel, die Untersuchungen mit den Mitteln der Digitalisierung durchzuführen. Leittext und Basistext, obschon als PDF für den Druck auf Papier produziert, nutzen selbst Digitalisierung: Mittels einer dazugehörigen Papier/Digital-Brücke in Gestalt einer App kann man sich die gedruckten Texte (auch ohne PDF) vorlesen und alle darin vorkommenden Hyperlinks auflösen lassen. Wie dies funktioniert, wird ebenfalls im Leittext beschrieben. Probieren Sie es aus!
33437: Mit den Digital Humanities treten neue, datenbasierte Methoden als Herausforderung in den Kulturwissenschaften in der Vordergrund. Die philosophische Reflexion dieser Entwicklung bezieht sich weniger auf die Methoden selbst, als auf deren wissenschaftstheoretische Voraussetzungen. Damit sollen Fragen beantwortet werden können wie: Was wissen die Digital Humanities? Wie können sie es wissen? Wie ändern sich die Aufgaben der Wissenschaften durch algorithmusbasierte Forschungsmethoden? Der Studienbrief versucht Grundlagen zur Bearbeitung dieser Fragen bereitzustellen, indem er klassische Unterscheidungen (Erklären vs. Verstehen) auf neue Gegebenheiten anwendet.
33438: Der Kurs „Digital Humanities und historisch-biografische Forschung“ bietet eine Einführung in die Möglichkeiten digitaler Bearbeitung und Analyse der verschiedenen biografischen Quellengattungen wie Tagebuch, Autobiographie, Briefsammlungen und Audio- und Videointerviews. Digitale Erfassung, Aufbereitung, Edition und Archivierung werden exemplarisch vorgeführt und im Hinblick auf ihren Zugewinn für den Forschungsprozess hinterfragt. Es werden unter anderem Grundlagen quantitativer Textauswertung in der Programmiersprache Python vermittelt, in die Nutzung der Transkriptionsplattform „Transkribus“ eingeführt und mit MAXQDA ein Programm zur qualitativen Aufbereitung und Erschließung von Text-, Ton- und Bildquellen präsentiert. Von großer Bedeutung ist der breite Raum, der der eigenständigen Auseinandersetzung und den praktischen Übungsaufgaben gewidmet wird. In einem auf der moodle-Plattform verfügbaren Übungsraum kann selbständig oder in Gruppenarbeit mit verschiedenen Werkzeugen die Bedeutung der digitalen biografischen Forschung konkret nachvollzogen werden.
33439: Jede Form digitaler Textanalyse benötigt zunächst eine geeignete Datengrundlage. Schriftliches Quellenmaterial muss so dargestellt (kodiert) werden, dass es mitsamt seiner wesentlichen textuellen Merkmale maschinenlesbar ist. So soll die digitale Edition eines Dramentextes nicht nur den zu sprechenden Text der verschiedenen Rollen präsentieren, sondern auch Rollennamen und Bühnenanweisungen als zwei verschiedene Arten nicht zu sprechenden Texts kenntlich machen; während dem menschlichen Leser die Unterscheidungen von Sprechtext, Bühnenanweisungen und Rollennamen aufgrund der typographischen Konventionen leicht fällt, macht die computerbasierte Auswertung andersartige Zeichen zur Darstellung solcher textueller Merkmale erforderlich. Benötigt wird eine Darstellung auf der Grundlage einer formalen Sprache. Der Kurs vermittelt den formalen syntaktischen Rahmen, nämlich die eXtensible Markup Language (XML), und das formale Vokabular der Text Encoding Initiative (TEI), mit welchen heute Texte für die Zwecke der Digital Humanities dargestellt werden. Das sind aus der Sicht der klassischen geisteswissenschaftlichen Fächer erst einmal ganz fremde, von der Mathematik und Informatik beschriebene Gegenstände. Der Kurs setzt die Bereitschaft voraus, sich mit diesen formalen und abstrakten Mitteln auseinanderzusetzen, allerdings nur selten auf einer abstrakt mathematischen, sondern meist auf einer praktischen, die Anwendung in den Geisteswissenschaften betreffenden Ebene: Sie müssen den Gebrauch einer formalen Sprache lernen.
Der Kurs erarbeitet Prinzipien der Textkodierung in den digitalen Geisteswissenschaften, zeigt Ansätze zu ihrer Realisierung auf und führt in gängige Standards ein. Welche Art Analysen durch maschinenlesbare Texte realisierbar werden, wird am Beispiel digitaler Dramenanalyse gezeigt. Übungs- und Praxisformen: Der sichere Umgang mit den technisch-formalen Grundlagen, insbesondere XML, wird in einer Reihe von Übungsaufgaben geschult. Konkrete Editionsaufgaben kleineren Umfangs geben Gelegenheit, die Herausforderungen kennen zu lernen, die bei jeder digitalen Edition im Detail stecken.
Alle Kurse müssen belegt werden, wenn Sie dieses Modul studieren möchten.
Kurs-Nr. |
Titel | SWS |
33437 | Wissenschaftstheorie der Digital Humanities |
2
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33438 | Digital Humanities und historisch-biografische Forschung |
2
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33439 | XML und Textkodierung |
2
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1811 | Modellierung in den Geisteswissenschaften |
2
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Zugang zu Informationen zur Prüfung in diesem Modul sowie zu weiteren studienrelevanten Informationen erhalten Sie in der moodle-Lernumgebung:
moodle Lernumgebung des Moduls.
Die Lernumgebung wird zu Beginn des Semesters für die BelegerInnen des Moduls automatisch geöffnet.
Modulbeauftragte
LG Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Medienästhetik
Prof. Dr. Michael Niehaus
Tel.: 02331/987-4212
email: michael.niehaus
LG Philosophie III
PD Dr. Steffen Herrmann
Tel.: 02331/987-2705
email: steffen.herrmann
Institut für Geschichte und Biographie
Apl. Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch
Tel.: 02331/987-4007
email: arthur.schlegelmilch
LG Philosophie III
Christoph Düchting
E-Mail: christoph.duechting
Tel.: +49 2331 987-2791
Lernergebnisse/Kompetenzen
Die Studierenden
- sind sensibilisiert für die digitale Modellierung kulturwissenschaftlicher Fragestellungen und Methoden
- haben Standards für Datengrundlagen digitaler Methoden kennengelernt
- haben zentrale Werkzeuge zur digitalen Bearbeitung und Analyse historisch-biographischer bzw. literarischer Quellen kennengelernt und können sie anwenden
- vermögen die methodischen Implikationen in die Geschichte kulturwissenschaftlicher Methodenreflexion einzuordnen
- erkennen Herausforderungen, die die Digital Humanities an das wissenschaftliche Subjekt stellen
Schritte zur Modulprüfung
Semester-Teilaufgaben
Durch verpflichtende Übungsaufgaben in den Kursen 33437, 33438 und 33439 sollen Sie zeigen, dass Sie sich grundlegende Kenntnisse des Moduls angeeignet und zentrale Kompetenzen erworben haben. Die Bearbeitung der folgenden Teilaufgaben aus allen drei Fachdisziplinen während des Semesters ist für alle Studierenden des Moduls verpflichtend:
(a) Philosophie: Im Kurs 33437 müssen Sie kooperativ mit anderen Studierenden eine Social-Reading-Aufgabe bearbeiten, die sich mit den Methoden, Praktiken, Intentionen und Ergebnissen der Digital Humanities beschäftigt.
(b) Geschichte: Für den Kurs 33438 werden zwei Teilaufgaben angeboten, von denen wiederum eine Teilaufgabe ausgesucht, bearbeitet und eingereicht werden muss. Folgende Teilaufgaben stehen Ihnen zur Auswahl:
1) Sie müssen mit dem Programm MAXQDA vorgegebene historische Quellen analysieren und auswerten.
2) Sie müssen mit dem Programm ›Python‹ eine vorgegebene historische Quelle zur quantitativen und qualitativen Analyse aufbereiten.
(c) Literatur: Im Kurs 33439 müssen Sie einen kurzen literarischen Text, z.B. ein Gedicht, mit den im Kurs vorgestellten formalen Mitteln kodieren, also in XML und mit dem Vokabular der Text Encoding Initiative oder alternativ mit einem selbst angefertigten Vokabular.
Das „Handwerkszeug“, um die Teilaufgaben zu bearbeiten, erwerben Sie im Laufe des Semesters durch die Bearbeitung des Studienmaterials und unterstützt durch eine enge Betreuung in Moodle.
Modulabschlussprüfungen
Wenn Sie alle Teilaufgaben der jeweiligen Bereiche eingereicht und bestanden haben, können Sie das Modul mit einer Prüfung in einem der folgenden Fächer ablegen:
(a) Philosophie: Als Modulabschlussprüfung steht Ihnen in der Philosophie die Form der mündlichen Prüfung zur Verfügung. Für die Prüfung selbst wählen Sie drei Primärtexte aus einer bereitgestellten Themenliste aus und erstellen ein kurzes Themenpapier, das als Grundlage für die Prüfung dient.
(b) Geschichte: Als Modulabschlussprüfung können Sie im Fachgebiet Geschichte eine mündliche Prüfung ablegen oder eine schriftliche Hausarbeit einreichen. Für eine praxisorientierte Hausarbeit wäre beispielsweise die Untersuchung einer historischen Quelle mit dem Programm ›Python‹ denkbar, für die Sie einfache Algorithmen selber verfassen, oder die Analyse historischer Quellen mit ›MAXQDA‹ unter geschichtswissenschaftlichen Fragestellungen. Die wissenschaftliche Reflexion der angewandten Methoden und Verfahren für die Geschichtswissenschaft ist obligatorisch für jede Hausarbeit.
Für die mündliche Prüfung sollen zwei Themenkomplexe vorbereitet werden, die innerhalb des Geschichtskurses behandelt werden. Sowohl für die mündliche Prüfung als auch für die schriftliche Hausarbeit müssen Sie vorher ein Exposé verfassen, das an die zuständigen Prüfer und Prüferinnen zu senden ist. Sie erhalten dann von dort Rückmeldung und ggf. weitere Hinweise.
(c) Literatur: Als Modulabschlussprüfung können Sie eine mündliche Prüfung ablegen oder eine schriftliche Hausarbeit einreichen. Als stärker praxisorientierte Form der Hausarbeit kommt z.B. ein digitales Editionsprojekt mittleren Umfangs in Frage; aber auch dann wird eine wissenschaftliche Reflexion der zur Anwendung kommenden Prinzipien und Verfahren erwartet. Analog können solche praktischen Arbeiten und deren Reflexion ein Gegenstand mündlicher Prüfungen sein. Zur Vorbereitung der Prüfung ist ein Thesenpapier bzw. ein Exposé vorzulegen. Die mündliche Prüfung muss zwei Themenkomplexe abdecken. Details Ihrer Prüfungen werden mit den zuständigen Prüfern und Prüferinnen besprochen.
Der Kurs 1811 „Modellierung in den Geisteswissenschaften“ ist nicht Gegenstand der Prüfung.
Prüfungen
Prüfungsform | Prüfungs-Nr. | Termin | Anmeldeschluss |
Hausarbeit | 103472 | Ende des Semesters | 15.06.2020 |
Mündliche Prüfung | 103474 | Ende des Semesters | 15.06.2020 |
Weitere Informationen zum Modul
Lehrformen
Studienbrief, Online-Kurse, Moodle, Digitale Lehr-/Lerntools
Dauer
1 Semester
Häufigkeit
Das Modul wird im Sommer- und Wintersemester angeboten
Umfang
Workload: 450 h, Credits: 15 ECTS
Teilnahmevoraussetzungen
Keine