Die Entstehung und Ausbildung einer diskursiven Öffentlichkeit Öffentlichkeit im 18. Jahrhunderts gilt als eine entscheidende Station auf dem Weg der Herausbildung der europäischen Moderne. Dem entspricht bereits das Selbstverständnis der Akteure; das Stichwort "Aufklärung" bezeichnet einen Gutteil der damit verbundenen Prozesse. Deren Voraussetzungen sind ebenso vielfältig wie ihre Inhalte, sie lassen sich aber entlang bestimmter Problemlinien bündeln, die mit dem Stand der Reproduktion und Verbreitung literarischer Medien in engem Zusammenhang stehen und denen strukturelle Bedeutung zukommt. Die öffentliche Kommunikation wissenschaftlicher Ergebnisse auf der einen, dem höfischen Leben vielfältig verbundener Kunstformen auf der anderen Seite verändert diese nicht nur, sondern dynamisiert sie im Kern: ein Prozess, der wesentlich den Inhalt von Moderne vor jedem partikularen "Stand" in den Bereichen von "Wissen" und "Handeln" bezeichnet. Dass das "Leben" sich nicht über beliebige Zeiträume in "überlebte" Formen pressen lasse, gehört zu den früh erworbenen und das "Bildungsbewusstsein" der Zeitgenossen nachhaltig prägenden Einstellungen, die Jugend und Veränderungswillen mit einer gewissen Selbstverständlichkeit in Analogie setzen. Der von Autoren wie Lessing und Goethe im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts geprägte Begriff der dynamisch, in Erfahrungsprozessen sich bildenden Person nimmt diese Vorgaben auf und formt das Idealbild des "mündigen" Individuums, das, gleichermaßen Bürger und Bourgeois, sich als Teilhaber und Subjekt der anstehenden Umwälzungen versteht.
Das Modul zielt darauf ab, die diskursiven Voraussetzungen und Grundlagen der Transformation Alteuropas in der von Koselleck u.a. so genannten "Sattelzeit" anhand einzelner zentraler Problem- und Motivkomplexe zu thematisieren. Dazu gehören neben Entstehung und Wandel der Öffentlichkeit das Wechselverhältnis zwischen Technik und Verbreitung der Printmedien auf der einen und Lese- und Schreibeinstellungen auf der anderen Seite, die Transformation der Wahrheitsfrage mitsamt ihren praktisch-ethischen Folgerungen (Lessing), die Frage nach der personkonstitutiven Funktion von "Bildung" (Goethe), das reformatorische Pathos studentischer Bewegungen und die Neuorientierung erzählerischer Weltvergewisserung im Wandel von Poetik und Geschichtsschreibung.
LG
Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Medientheorie
Prof. Dr. Ulrich Schödlbauer
Tel.: 02331/987-2519
email: ulrich.schoedlbauer
Wahlpflichtkurse (8 SWS sind zu wählen): | ||
34233 | Entstehung und Wandel der Öffentlichkeit in Deutschland | 2 SWS |
04506 | Geschichte als Erzählfiktion | 2 SWS |
04197 | Studentische Reformbewegungen 1750-1850 | 2 SWS |
04452 | Lessings 'Nathan der Weise' im Kontext | 4 SWS |
04528 | Goethes 'Wilhelm Meisters Lehrjahre' | 2 SWS |
34564 | Mediengeschichte und kultureller Wandel | 2 SWS |
34568 | Sozialphilosophie des 18. Jahrhunderts | 2 SWS |
Hausarbeit, Klausur oder mündliche Prüfung
Wintersemester 2007/2008 | Termin | Anmeldeschluss |
Klausur | Dienstag, 04.03.2008, 14-18 Uhr | 14.12.2007 |
Mündliche Prüfung | während des Semesters | 14.12.2007 |
Hausarbeit | während des Semesters | 14.12.2007 |
Sommersemester 2008 | Termin | Anmeldeschluss |
Klausur | Dienstag, 02.09.2008, 14-18 Uhr | 16.06.2008 |
Mündliche Prüfung | während des Semesters | 16.06.2008 |
Hausarbeit | während des Semesters | 16.06.2008 |