Termin: 27.09.2019
Das Institut für Geschichte und Biographie in Hagen (IGB) begeht in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen mit einem kleinen Festakt. Dieser wird von einer wissenschaftlichen Tagung eingerahmt, die sich – aus Anlass eines aktuellen Forschungsprojektes am IGB – mit kulturellen Gestaltungsräumen und Formen der Selbstermächtigung in der DDR auseinandersetzen wird. Das Hauptanliegen besteht darin, Einblick in biographische Prozesse zu gewinnen, in denen Bürger der DDR sich mit dem Ziel zusammenfanden, einen Teil ihres persönlichen und sozialen Lebens selbst in die Hand zu nehmen und damit in Bereiche der öffentlichen Sphäre vorzudringen, deren Regelung nominell durch das Regime beansprucht wurde. Derartige Verhaltensweisen liegen einerseits deutlich über dem Niveau des nischengesellschaftlichen Rückzugs, lassen sich andererseits durch Begrifflichkeiten der politischen Dissidenz und Opposition wiederum nicht auf den Punkt bringen. Im Gegensatz zur Vorverurteilung der ostdeutschen Lebenswelt als einer „durchherrschten Gesellschaft“ gehen wir davon aus, dass Phänomene von zivil- und bürgerschaftlich geprägtem „Eigen-Sinn“ in der DDR verbreitet waren, jedoch stellt sich die Frage, wie man sie auffindet und wissenschaftlich nachweist. Nur selten gibt es dazu eine institutionalisierte Erinnerungskultur und die einschlägigen Akten des Ministeriums für Staatssicherheit bilden naturgemäß nur einen unvollkommenen und gefärbten Ausschnitt der dort als deviantes Verhalten wahrgenommenen Wirklichkeit ab.