Wissenschaft im Dialog über Klima und Energie

„Wir brauchen evidenzbasiertes Wissen, um Krisen wie Klimawandel und Energieversorgung zu lösen“, lautet das einmütige Fazit des Berliner Symposiums der FernUniversität.


Einen Tag lang diskutierten Menschen aus der Forschung und aus der Praxis miteinander dazu über aktuell drängende Fragen und Herausforderungen – auf Initiative und Einladung des interdisziplinären FernUni-Forschungsschwerpunkts „Energie, Umwelt & Nachhaltigkeit“ um Direktor Prof. Dr. Alfred Endres gemeinsam mit dem Berlin-Büro für Transfer & Kooperation. Die FernUniversität bot den Rahmen und den Raum dafür an ihrem Campusstandort Berlin, direkt am neuen Kranzler Eck auf dem Kudamm.

Das Berliner Symposium selbst hielt eine gelungene Mischung aus Präsenz- und Hybridformaten parat: eine Keynote-Lecture, Tandem-Referate aus Wissenschaft und Praxis, Workshops aus verschiedenen Forschungsclustern und eine abschließende Podiumsdiskussion. Den ganzen Tag über nahm Publikum vor Ort teil sowie eine konstante Zahl an Online-Teilnehmenden aus der ganzen Republik, die über den moderierten Chat an die Diskussionen eingebunden waren.

Haushalte und Unternehmen zielgenau entlasten

Live in Berlin stimmte Prof. Dr. Karen Pittel, Leiterin des ifo Instituts für Energie, Klima und Ressourcen in München, auf die Agenda des Tages ein. Die Volkswirtin analysierte anschaulich, ob der Ukraine-Krieg dem Klimaschutz einen weiteren Push geben wird oder ob er zu verstärktem Widerstand – Pushback – gegen Klimapolitik führt. „Kommen wir schneller oder langsamer zum Ziel Klimaneutralität bis 2045?“ Sie beschrieb dabei treffend das Dilemma der derzeitigen Entwicklung hoher Energiepreise – und machte aus ihren persönlichen Überzeugungen keinen Hehl: „Die hohen Preise sind ein gutes Signal für den Umstieg auf erneuerbare Energien, verursachen aber hohe Zusatzkosten für Haushalte und Unternehmen.“ Deshalb brauche es eine „zielgenaue Entlastung“.

Klimaschutzmaßnahmen nicht verschieben

Wie die ausfallen kann, sei nicht einfach zu lösen, machte Politikberaterin Pittel am Beispiel der Gaspreiskommission, der sie angehört, selbstkritisch deutlich. „Wir müssen soziale Aspekte mitdenken und Verteilungsgerechtigkeit berücksichtigen. Das haben wir als Ökonomen lange Zeit zu sehr vernachlässigt.“ Ob der Ukraine-Krieg nun für Push oder Pushback sorgt, lasse sich noch nicht abschließend beurteilen. „Ich hoffe auf einen Push, denn eine Transformation des Energiesektors ist nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für die Energiesicherheit und Energiesouveränität.“ Was wir nicht brauchen: Klimaschutzmaßnahmen zu verschieben.

Umstieg auf E-Autos

Die Spielräume umweltpolitischen Handelns loteten weitere Beiträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der FernUniversität aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven aus. Dazu gab es Input aus der unternehmerischen Praxis, etwa vom Automobilhersteller Volkswagen AG: Eine Dekarbonisierung in der Automobilindustrie könne nur über den Umstieg batteriebetriebene E-Autos funktionieren.

Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Zum Abschluss der Tagung führte eine Podiumsdiskussion mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Technologie-Industrie unterschiedliche Ansätze und Perspektiven zu Digitalisierung und Nachhaltigkeitsanstrengungen zusammen. Dabei wurde durchaus kontrovers diskutiert, wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammenpassen. Sorgt Digitalisierung eher für noch mehr Konsum und Verbrauch oder leistet sie einen Beitrag zu Einsparungen? Moderatorin und Ökonomin Dr. Katharina Ebner, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FernUniversität, brachte es abschließend auf den Punkt: „Es gibt keine große Lösung für das komplexe Problem Nachhaltigkeit.

Prof. Alfred Endres zeigte sich am Ende eines langen Tages zufrieden: „Mit unserem Berliner Symposium ist es uns gelungen, ein breites Spektrum an Interessentinnen und Interessenten anzusprechen. Wir freuen uns sehr über die lebhafte Beteiligung der Anwesenden aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.“


Keynote: „Push oder Pushback – Putins Krieg und die Energie- und Klimapolitik“


Akzeptanz als Grenze des umweltpolitisch Machbaren?

Foto: Thomas Rosenthal

Podiumsdiskussion über Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Foto: Thomas Rosenthal

Moderation: Dr. Katharina Ebner, FernUniversität in Hagen

Podium: Hans Ehm, Infineon Technologies AG, München; Prof. Dr. Lars Mönch, FernUniversität in Hagen; Johannes Osterhoff, Leiter eines internationalen Design-Teams für SAP HANA Cloud; Prof. Dr. Tilman Santarius, Technische Universität Berlin, Einstein Center Digital Future

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Grußwort Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger

Foto: Thomas Rosenthal

Grußwort FernUni-Rektorin Prof. Ada Pellert

Foto: Thomas Rosenthal

Weitere Videos der Sessions und Beiträge aus dem Tagungsprogramm finden Sie auf der Tagungswebseite des Berliner Symposium.

Anja Wetter | 24.10.2022