Brücke zwischen Medizin und Philosophie
In ihrer Brust schlagen zwei Herzen. Prof. Dr. Dr. Orsolya Friedrich ist Ärztin und Philosophin. Ihre Professur für Medizinethik ist am Institut für Philosophie angesiedelt.
![](../../../../imperia/md/images/presse/fotos/2021/02/friedrich_orsolya_portrait.jpg)
In ihrer Brust schlagen zwei Herzen. Prof. Dr. Dr. Orsolya Friedrich ist promovierte Ärztin und promovierte Philosophin. „Die FernUniversität bietet mir eine besondere Möglichkeit, beide Disziplinen zu verbinden“, sagt sie. „Ich schaue aus einer philosophischen Perspektive auf die Medizin.“ Nach drei Jahren als Juniorprofessorin baut sie Forschung, Lehre und Weiterbildung nun als Professorin für Medizinethik am Institut für Philosophie aus.
Künstliche Intelligenz in der Medizin
Orsolya Friedrich befasst sich vor allem mit philosophischen Fragen, die sich aus der Technisierung und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin ergeben. Wie verändert zum Beispiel der Einsatz von Pflege-Robotern unser Bild von Pflege und den Umgang mit kranken Menschen? „Ein spannender Aspekt ist dabei die Tendenz, Robotern menschliche Eigenschaften zuzuschreiben“, sagt Friedrich. Geforscht wird aber zum Beispiel auch zu Diagnosesystemen, die ebenfalls mit Hilfe von KI agieren und Interaktionen verändern. Mit anderen Systemen, aber auch zwischen Ärztinnen und Ärzten sowie Patientinnen und Patienten. Inwieweit vertraue ich einer solchen Diagnose? Was muss der behandelnde Arzt wissen? Inwiefern kann die Ärztin Verantwortung für das Diagnosesystem tragen? Das sind Fragen aus der Praxis, die wissenschaftlich aufgearbeitet werden.
Auch in der Emmy Noether-Forschungsgruppe, die noch weitere drei Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird, beschäftigt sich Orsolya Friedrich mit dem Schwerpunkt Mensch-Maschine-Interaktion. Ein weiterer zentraler Aspekt sind hier immer kleiner werdende Neurotechnologien, die mit dem menschlichen Gehirn verbunden werden und immer besser Aktivitäten des Gehirns auslesen. „Damit werden ganz neue Formen von Interaktion mit Maschinen ermöglicht, nämlich durch Gehirnaktivität etwas zu steuern“, verweist Friedrich auf ein noch junges Forschungsfeld.
![](../../../../imperia/md/images/presse/fotos/2022/09/ernennung-friedrich-web.jpg)
Forschungsschwerpunkt digitale_kultur
Einer der Gründe, warum die Professorin ihre wissenschaftliche Karriere an der FernUni fortsetzt, ist die gute Vernetzung in der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften, insbesondere im Forschungsschwerpunkt digitale_kultur. „Viele Fragen aus der Medizinethik lassen sich hier mit anderen Disziplinen verbinden“, schätzt sie die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Auch die bunte und erfahrene Studierendenschaft der Hagener Hochschule liegt ihr am Herzen: „Die Lehre macht mir viel Spaß, da unsere Studierenden sehr viel Vorwissen und Neugier mitbringen. Das ist für mich nach wie vor eine tolle Erfahrung.“ Während im Philosophiestudium die Lernenden aus den unterschiedlichsten Bereichen kommen, nehmen in der Weiterbildung vor allem praktizierende Ärztinnen und Ärzte aus allen Fachrichtungen sowie Mitarbeitende im Gesundheitsbereich die Angebote der Medizinethik wahr. Diese hat sie mit ihrem Team um neue Module erweitert. Vermittelt werden nun auch philosophische Grundlagen zu Neurowissenschaften und Psychiatrie, zu Themen der Technik und Mensch-Maschine-Interaktionen. Ein Praxismodul für zertifizierte Ethikberaterinnen und Ethikberater ist zudem in Vorbereitung.
Präsenz-Angebote in Lehre und Weiterbildung könnte es zukünftig neben Hagen an zwei weiteren Campusstandorten geben, die Orsolya Friedrich besonders am Herzen liegen. Mit ihrer Familie lebt sie in München. Ihr Geburtsort ist Budapest. „In beiden Städten würde ich mich gerne vor Ort einbringen.“