Immer hungrig auf Titel und Bachelor-Abschluss
Die 1:2-Niederlage in Wembley gegen England tut noch weh. Fußball-Nationalspielerin und FernUni-Studentin Kathrin Hendrich blickt im EM-Interview zurück und nach vorn.
Die 1:2-Niederlage in Wembley bei der Fußball-Europameisterschaft der Frauen tut noch weh. Nationalspielerin Kathrin Hendrich braucht Zeit, um die Niederlage gegen England zu verarbeiten. Doch nach der EM ist vor dem nächsten Titel: Nach einer Auszeit mit Familie und Freunden startet die neue Saison bei ihrem Verein, dem deutschen Meister VfL Wolfsburg. Im Trainingsalltag sorgt das Studium der Bildungswissenschaft an der FernUniversität in Hagen für Ausgleich. Fünf Fragen an Verteidigerin und FernUni-Studentin Kathrin Hendrich.
FernUniversität: Herzlichen Glückwunsch zu einer tollen Europameisterschaft und zum Vize-Titel. Was erleben Sie seit Ihrer Rückkehr aus England?
Hendrich: Die vergangenen Tage waren sehr emotional. Obwohl wir das Finale verloren haben, haben wir mit Familie und Freunden die ganze Nacht gefeiert. Der Empfang am Frankfurter Römer war einmalig. Wir hatten Freudentränen in den Augen. Ich bin noch immer dabei, die vielen Nachrichten zu lesen und zu beantworten, die mich erreicht haben. Wir haben leider nicht lange frei. Ein Urlaub ist nicht mehr drin. Freunde und Familie haben jetzt Priorität.
Wie fällt Ihre persönliche EM-Bilanz aus?
Die Niederlage im Finale ist sehr ärgerlich. Ich brauche noch Zeit, um das zu reflektieren und werde irgendwann sicherlich mit Stolz auf die Europameisterschaft zurückblicken. Vor dem Turnier haben wir selbst nicht mit unserer Dominanz und dem Einzug ins Finale gerechnet. Ich bin immer selbstkritisch. Aber wir können recht zufrieden sein. Das gesamte Team von vorne bis hinten hat mit einer enormen Defensivlust gespielt. Kleinigkeiten entscheiden. Wir hätten gerne gewonnen. Aber auch England hat ein starkes Turnier gespielt.
Was wird nachhaltig nach dieser Europameisterschaft bleiben?
Die Einschaltquoten und Zuschauerzahlen kannte man so bisher nicht. Ich hoffe, die Begeisterung hält auch nach der EM an. Ich wünsche mir, dass gesehen wird, wieviel Potenzial im Frauenfußball steckt und mehr Sponsoren einsteigen. Es ist wichtig, den Frauenfußball angemessen zu fördern und Anpassungen in der Frauen-Bundesliga vorzunehmen, um die Akzeptanz weiter zu stärken. Dazu gehört auch, dass Spielerinnen in den Bundesliga-Klubs Vollzeitfußball spielen können.
Wie geht es jetzt für Sie sportlich weiter?
Mit dem VfL Wolfsburg bin ich endlich zum ersten Mal deutsche Meisterin geworden. Wir wollen das bestätigen. Titel werden hier erwartet. Unser Motto ist: „Immer hungrig“. Das ist das Wolfsburg-Gen. Da wird sich nie ausgeruht und in jedem Training Vollgas gegeben. In der Nationalmannschaft haben wir durch die EM einen Schub bekommen und blicken jetzt auf die Weltmeisterschaft 2023 in Australien und Neuseeland. Ich hoffe, dass wir als Team zusammenbleiben.
Wie passt das Fernstudium ins EM-Jahr rein?
Fußball ist meine Priorität. Ich bin unheimlich viel mit der Nationalmannschaft unterwegs. Mit dem Verein spielen wir in drei Wettbewerben: in der Champions League, im Pokal und um die deutsche Meisterschaft. Daher läuft das Fernstudium gerade etwas schleppend. Aber das Lernen ist immer ein guter Ausgleich und den Bachelor-Abschluss habe ich fest eingeplant. Es ist nur eine Frage der Zeit. Aktuell schreibe ich den Bericht über mein Praktikum im „grün-weißen Klassenzimmer“ beim VfL Wolfsburg. Mir haben die Workshops für Schulklassen zu Themen wie gesunde Ernährung und Diversity viel Spaß gemacht. Die Kombination aus Sport und Bildung ist perfekt. Da sehe ich später beruflich viele Möglichkeiten.