Level Up für die psychologische Forschung

FernUni-Forscherin Sarina Schäfer entwickelt ein Videospiel, das als Testumgebung für Studien dient. Eine neue Förderinitiative an der Fakultät für Psychologie hilft ihr dabei.


Videospielfigur, die Sarina Schäfer ähnelt Foto: FernUniversität
Virtueller Avatar von Sarina Schäfer in einer frühen Testversion. Dank der Förderung kann die geplante Software nun noch deutlich an Features und Grafikqualität zulegen.

Soziale Interaktionen sind ein wichtiges Forschungsfeld in der Psychologie. Experimente, die das zwischenmenschliche Verhalten untersuchen, gewinnen an Aussagekraft, je authentischer die getesteten Personen während eines Laborversuchs handeln. Dass sie sich trotz des künstlichen Settings möglichst natürlich verhalten, können insbesondere spielerische Ansätze begünstigen – da ist sich Dr. Sarina Schäfer von der FernUniversität in Hagen sicher. Die Wissenschaftlerin im Lehrgebiet Psychologische Methodenlehre und Evaluation (Prof. Dr. Oliver Christ) arbeitet deshalb an einem außergewöhnlichen Projekt: „Wir programmieren eine virtuelle Spielumgebung in 3D. Der Clou daran ist, dass die Testpersonen sich frei im Spiel bewegen und mit verschiedenen Figuren interagieren können.“ Das Verhalten der Versuchspersonen lässt sich dabei genau auswerten, die Parameter der Testumgebung sind flexibel anpassbar. „Das Schöne ist, dass wir alle Voraussetzungen im Game kontrollieren können.“

Bis hin zur Drittmitteleinwerbung erhält Sarina Schäfer jetzt Unterstützung: Die Fakultät für Psychologie greift ihr mit einer neuen Förderlinie unter die Arme. Schäfer bekommt als „endowed Post Doc“ mehr Beinfreiheit: „Das Projekt war zwar bereits fest eingeplant. Allerdings wäre ich damit wegen meiner Lehrstelle deutlich langsamer vorangekommen. Als die Ausschreibung bekannt gegeben wurde, war mir gleich klar: Damit kann ich bessere Forschung machen!“

Auftrieb für „endowed Post Doc“

In der Lehre stellt sich die Fakultät für Psychologie besonders vielfältig und modern auf. Das hohe Engagement, schränkt jedoch teils die Möglichkeiten zum freien Forschen ein. Um die Forschungsaktivität zu erleichtern, hat das Rektorat der FernUniversität 150.000 Euro aus Eigenmitteln bereitgestellt – eine Summe, die die Fakultät auf zwei einzelne Förderlinien aufgeteilt hat. Die erste Hälfte der Mittel kommt einem herausragendem Forschungsprojekt zugute – vor allem mit Blick auf die erfolgreiche Drittmitteleinwerbung. „Ich finde, diese Maßnahme der Förderung einer exzellenten Nachwuchswissenschaftlerin ist eine tolle Möglichkeit, um den Stellenwert, den Forschung in unserer Fakultät generell hat, deutlich sichtbar zu machen“, erklärt Prof. Dr. Ingrid Josephs, Dekanin der Fakultät für Psychologie.

Maßnahmenpakt für gesamte Fakultät

Mit 75.000 Euro fließt die zweite Hälfte der Fördermittel in ein mehrstufiges Maßnahmenpaket, von dem die gesamte Forschungskultur der Fakultät profitieren soll: Der wissenschaftliche Austausch wird erleichtert – etwa durch die gezielte Förderung von Workshops, Tagungen oder Summer Schools. Insbesondere jungen Forschenden sollen Aufenthalte im In- und Ausland unbürokratisch ermöglicht werden. Ferner erhält die Open-Science-Initiative der Fakultät weiteren Aufwind durch die finanziellen Mittel.

Entlastung an richtiger Stelle

Das Verfahren lief kompetitiv ab. Fakultätsweit konnten sich Post-Docs wie Sarina Schäfer mit ihren Projekten bewerben. Am Ende entschied ein Auswahlgremium nach objektiven Kriterien darüber, welchem Vorhaben die Förderung zukommt. „Das Vorhaben von Frau Dr. Schäfer überzeugte mit der exzellenten Konzeption von Vorarbeiten, die später in den eigentlichen Forschungsantrag bei einer renommierten Förderinstitution einfließen“, so Prof. Josephs, die als Dekanin Mitglied des Gremiums war. Schäfer freut sich über die Chance: „Vom Förderformat ist es genau das, was nötig ist, um jemanden mit einem hohen Lehrdeputat zu entlasten.“ Mit den zweckgebundenen Mitteln hat sie bereits Fachpersonal aus dem Kreis ihrer Studierenden eingestellt. Carina Dürr unterstützt sie künftig in der Lehre, Maria Nidrich direkt im Projekt. „Auf diese Weise wird gleichzeitig der jüngere wissenschaftliche Nachwuchs mitunterstützt“, lobt Schäfer das Förderkonzept. Zudem verbessert sich die Ausrüstung im Hardware- und Software-Bereich – zum Beispiel in Form virtueller Assets und professioneller Tools zur Game-Entwicklung oder moderner Geräte wie VR-Brillen.

Zwei Frauen, lächelnd Foto: FernUniversität
Dekanin Prof. Ingrid Josephs gratuliert Dr. Sarina Schäfer zur Förderung und freut sich auf die Ergebnisse.

Grundlagenarbeit für weitere Forschung

Bis zum Drittmittelantrag wird das Spiel noch wesentlich ausgebaut. Theoretisch sind Grafik und Funktionsumfang kaum Grenzen gesetzt. „In den Räumen der Spielwelt werden später Aliens sitzen“, gibt Sarina Schäfer einen Ausblick auf das, was die Versuchspersonen letztendlich erwartet. Langfristig ist das Science-Fiction-Szenario nur ein Beispiel für das große Potenzial der Idee. Denn steht das Grundgerüst erst einmal, lässt sich das Testprogramm in viele Richtungen programmieren. „Das Projekt ist gerade deshalb so interessant, weil es eine hohe Anpassbarkeit hat“, betont Schäfer. „Gruppenkonstellationen in der Welt, ihre gesellschaftlichen Normen – all das lässt sich in einem Spiel super umsetzen.“


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Benedikt Reuse | 23.06.2022