Die FernUni ist keine „große Unbekannte“ für Philip Santangelo
Der neue Junior-Professor für „E-Mental Health und Entwicklungspsychologie“ unterrichtete bereits Studierende der Hagener Universität. Und war von ihrer Motivation begeistert.
Wenn Dr. Philip Santangelo am 1. April seine neue Stelle als Junior-Professur für „E-Mental Health und Entwicklungspsychologie“ an der FernUniversität in Hagen antritt, kommt er ein bisschen nach Hause. Denn er hat schon einmal für die Universität gearbeitet und in ihrem damaligen Studienzentrum Karlsruhe Fernstudierenden Statistikwissen vermittelt. Dort begeisterte ihn deren Motivation. So ist er davon überzeugt, dass er zusammen mit Studierenden auch bei seiner neuen Aufgabe spannende Erkenntnisse dazu gewinnen kann, wie sich mit dem Einsatz elektronischer Tagebücher auf mobilen Endgeräten Gesundheitsverhalten diagnostizieren, erfassen und verändern lässt.
Begeistert von FernUni-Studierenden
Bereits während seines Promotionsstudiums hatte er für Studierende der Hagener Universität immer wieder SPSS-Kurse für Statistik und Analyse zur Auswertung empirischer Daten gegeben, zunächst am damaligen FernUni-Studienzentrum Karlsruhe und später an der VHS der badischen Metropole: „Da war ich immer begeistert, wie motiviert die Fernstudierenden aus den Sozialwissenschaften und der Psychologie waren, die sich zu den Kursen in Karlsruhe anmeldeten. Die wollten etwas lernen und mehr wissen. Genau das hat richtig Spaß gemacht! Deshalb freue ich mich auf den Lehrteil, den ich – wenn auch in niedrigem Umfang – an meiner neuen Stelle haben werde.“
Lebenslauf
seit 11/2019 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Angewandte Psychologie/Mental mHealth Lab, Karlsruher Institut für Technologie
11/2018 – 10/2019 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im REPEAT Lab der Universität Syracuse, USA, Interim REPEAT Lab Leitung ab 07/2019
10/2016 – 03/2018 Psychotherapeut in Ausbildung (PiA) an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin sowie an der Hochschulambulanz, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim
10/2009 – 10/2018 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Angewandte Psychologie/Mental mHealth Lab, Karlsruher Institut für Technologie
01/2009 – 06/2009 Wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie, Karlsruher Institut für Technologie
02/2007 – 12/2008 Wissenschaftliche Hilfskraft in der Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapeutische Medizin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim
03/2005 – 12/2007 Wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Erziehungswissenschaften II, Universität Mannheim
Daher freut der 40-Jährige mit deutschen und sizilianischen Wurzeln sich nun auf die Tätigkeit in Hagen: „Die Aufgabenbeschreibung entsprach sowohl meinen wissenschaftlichen Interessen wie auch meinen sehr guten Erfahrungen mit der FernUniversität und ihren motivierten Studierenden. Ich komme ja aus der klinischen Psychologie, habe aber auch im gesundheitspsychologischen Bereich gearbeitet und mit einer Kollegin am Karlsruher Institut für Technologie auch Studien zur Studierendengesundheit durchgeführt. Da würde ich gerne weitermachen.“
Einen Anknüpfungspunkt sieht er bei einer Stressstudie mit Studierenden der FernUniversität, die als Fragebogenstudie durchgeführt wurde. „Ich fände es spannend, da weiterzuarbeiten und mithilfe elektronischer Tagebücher zu schauen, wie es im Alltag aussieht. Natürlich kann man bei solchen Studien nie den Umfang erreichen wie mit Fragebogen und hunderten oder tausenden Teilnehmenden. Aber in einem kleineren Bereich zu schauen, wie die Stressbelastung tatsächlich im Alltag ist, wie sich Studium, Familie und Beruf vereinbaren lassen, wäre höchst interessant.“
In Hagen interessiert ihn auch die Zusammenarbeit mit der psychologischen Beratungsstelle der FernUniversität. Die Studierenden sind ja nicht, wie bei einer klassischen Präsenzuni, vor Ort. Sie können also auch nicht vor Ort Termine bei den Beratungsstellen wahrnehmen. Wie also kann man den Studierenden direkt in ihrem Alltag helfen? Vielleicht über Online-Therapie oder -Beratungsangebote, vielleicht mit einem mobilen Endgerät?
Ab dem 1. Mai wird auch Santangelos Familie in der Volmestadt leben, wenn er, seine Frau, eine Gymnasiallehrerin, und die drei Kinder in ihre neue Wohnung eingezogen sind: „Uns hat die Stadt bei unserem Besuch sehr gut gefallen.“
Elektronische Tagebücher Thema seit 2007
Sein Diplom in Psychologie legte Philip Santangelo 2009 an der Universität Mannheim ab. 2007 hatte er dort einen Kurs bei seinem späteren Chef und Doktorvater Ulrich Ebner-Priemer belegt, in dem es darum ging, elektronische Tagebücher im Alltag zu verwenden: „Das hat mich brennend interessiert.“ Noch vor seinem Diplom hielt er sich im Rahmen eines DAAD-Forschungsaufenthaltes in Southampton auf. Im Zusammenhang mit dem Netzwerk Ambulantes Assessment der damaligen European Society ging es ebenfalls um den Einsatz elektronischer Tagebücher in der Forschung: „Das waren damals noch Personal Digital Assistants, PDAs“, erinnert er sich zurück. Dabei ging es auch um psycho-physiologische Themen wie das Erleben von Stress.
Als er sein Diplom hatte, folgte er seinem Chef ans Karlsruher Institut für Technologie (KIT), um dort bei ihm zu promovieren. Eines seiner Themen war der Einsatz elektronischer Tagebücher in der klinischen Forschung. Dafür befasste er sich viel mit Patientinnen und Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen: „Ein Kriterium ist die Instabilität von Affekt, aber auch von Selbstwert. Das erfasst man am besten über wiederholte Messungen des momentanen Zustandes. Rückblickende Erhebungen überfordern die Patientinnen und Patienten dagegen.“ Das Wichtige bei dieser Assessment-Forschung ist also das Arbeiten „im Feld“ und nicht im Labor: „Wir wollen wiederholt den momentanen Zustand erheben, um die Gefahr von ‚rückblickenden Verzerrungen‘ zu vermindern.“
Wissenschaftliche Mitarbeit in den USA
Eine wichtige Station war für Santangelo seine wissenschaftliche Mitarbeit von November 2018 bis Oktober 2019 im REPEAT Lab der Universität Syracuse im US-Bundesstaat New York, das er ab Juli 2019 kommissarisch leitete: „Emily Ansell vom REPEAT Lab nutzt im gesundheitspsychologischen Bereich ebenfalls das Ambulante Assessment.“ Sie will ergründen, wie sich bei Studierenden der Genuss von Cannabis im Alltag psychologisch auswirkt: „Im Staat New York war das damals noch illegal, aber trotzdem weit verbreitet.“