Rassismus und Ausgrenzung – ein Beitrag zur Prävention

Die Antisemitismus-Beauftragte NRW Sabine Leutheusser-Schnarrenberger informierte sich jetzt über den Forschungsverbund CoVio – Collective Violence.


Drei Jahre lang entwickeln Forschende im Rahmen einer Forschungskooperation der FernUniversität in Hagen und der Ruhr-Universität Bochum (RUB) den neuen weiterbildenden Masterstudiengang „Kollektive Gewalt, Antisemitismus und Prävention“. Der Forschungsverbund CoVio (Collective Violence) wird vom Land NRW mit 1 Million Euro gefördert. Über den Stand der Planungen hat sich die Antisemitismus-Beauftragte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger jetzt an der RUB informiert.

Leutheusser-Schnarrenberger hat sich in intensiven Gesprächen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beider Unis ein Bild von den geplanten Inhalten, dem didaktischen Konzept und dem eng getakteten Zeitplan gemacht. Bis 2023 soll der Master als dauerhaftes, weiterbildendes und berufsbegleitend studierbares Angebot stehen. „Die schrittweise Entwicklung dieser Weiterbildung ist gut geplant, davon konnte ich mich heute überzeugen“, so die nordrhein-westfälische Antisemitismus-Beauftragte. „Der Masterstudiengang wird einen ganz wichtigen Beitrag zur Verstärkung der Prävention leisten. Die Themen Antisemitismus, Rassismus, kollektive Gewalt werden uns leider noch auf Jahrzehnte beschäftigen. Alles, was zur Prävention beiträgt, ist daher besonders wertvoll.“

Bedarf bei Schulen, Justiz, Verwaltungen und Polizei

Leutheusser-Schnarrenberger sieht einen breiten Bedarf für den Master – bei Lehrerinnen und Lehrern, in Verwaltungen des Öffentlichen Dienstes oder der Justiz, bei Polizei und Sicherheitsbehörden. Mit dem Institut für Diaspora- und Genozidforschung der RUB und seiner fachübergreifenden Vernetzung sowie der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften an der FernUniversität stehen die Forschung und künftige Lehre auf einer breiten wissenschaftliche Basis, um das Thema Antisemitismus und kollektive Gewalt zu bearbeiten.

Trauriger Teil des Alltags

Denn auch 76 Jahre nach dem Ende der Naziherrschaft ist Antisemitismus trauriger Teil des Alltags in Deutschland lebender Jüdinnen und Juden. Gleichzeitig erleben wir das Ende der Zeitzeugen. Esther Bejarano, KZ-Überlebende und viele Jahre Vorsitzende des Auschwitz-Komitees, die sich zeit ihres Lebens unermüdlich für die Bewahrung des Gedenkens an den Holocaust einsetzte, ist im Juli 2021 verstorben. Wie aber kann man die Erinnerung an Krieg und Völkermord bewahren und wie erklärt sich die anhaltende Virulenz rassistischer und antisemitischer Einstellungsmuster?

Das Team der FernUniversität in Hagen und der RUB stellt sich nun diesen Fragen und Herausforderungen und entwickeln ein digitales Studienangebot: eine in Deutschland einmalige Möglichkeit zur wissenschaftlichen Weiterbildung im Bereich Antisemitismus und kollektive Gewalt. Das Projekt wird von Prof. Dr. Jürgen Nagel (Hagen) und Privatdozentin Dr. Kristin Platt (Bochum) geleitet.

Anja Wetter | 15.09.2021