Neue Professur für Künstliche Intelligenz
In seiner Promotionszeit war Prof. Matthias Thimm bereits auf dem Hagener Campus unterwegs – seit August leitet er das Lehrgebiet Künstliche Intelligenz der FernUniversität.
Schon als Kind wollte Prof. Matthias Thimm Wissenschaftler werden. Der 39-Jährige, der ursprünglich aus Hattingen im Ruhrgebiet kommt, sagt: „Als ich 14 Jahre war, habe ich bereits Bücher über Künstliche Intelligenz gelesen und wollte später Professor für dieses Thema werden.“
Ziel: Professor für Künstliche Intelligenz
Thimm wuchs in einer Arbeiterfamilie auf und bekam in seiner Jugend den ersten eigenen Computer. Als er sich damals mit einem Bekannten zum Computerspiele-Zocken traf, habe er sich schon früh gefragt, wie ein künstlicher Gegner überhaupt funktioniere, erinnert sich Thimm. „Mich haben die philosophischen Ansätze des Themas beschäftigt wie zum Beispiel die Frage, ob künstliche Intelligenz überhaupt möglich ist.“ Da ihm sein berufliches Ziel bereits in der Jugend klar war, studierte er später Informatik an der TU Dortmund – sein Schwerpunkt natürlich Künstliche Intelligenz. Danach war Thimm Doktorand und lernte in dieser Zeit die FernUniversität kennen. Denn Prof. Dr. Christoph Beierle (Lehrgebiet Wissensbasierte Systeme) war sein Zweitprüfer. „Dadurch kenne ich die FernUni bereits und hatte in der Vergangenheit auch schon Kontakt mit den Studierenden“, betont Thimm. Und heute, 10 Jahre später, übernimmt er sogar das Lehrgebiet seines früheren Prüfers. An der Fakultät für Mathematik und Informatik wird es künftig ein Lehrgebiet „Künstliche Intelligenz“ geben.
Neue Herausforderung
Doch zurück zu Matthias Thimms Werdegang: Nach seiner Promotion wollte sich der Wissenschaftler weiterqualifizieren und arbeitete seit 2011 an der Universität Koblenz-Landau. „Ich war dort in einem großen Team und habe viel mit internationalen Studierenden gearbeitet. Das hat viel Spaß gemacht, aber jetzt möchte ich gerne etwas Anderes machen“, bilanziert Thimm. An der FernUniversität gefällt ihm, dass ihm viel Freiraum in der Forschung gewährt wird. Auch ist die Lehre flexibler gestaltet, was dem Wissenschaftler sehr zusagt. „An einer Präsenzuniversität ist man das Semester schon sehr in die Lehre eingebunden. Bei der FerUni ist die Zeit für Forschung und Lehre gleichmäßiger verteilt“, sagt Thimm. Schon bei seiner Promotion fand er die Lehrform der FernUni interessant und nimmt gerne die neue Herausforderung an, mehr in die Richtung der Erwachsenenbildung zu gehen. „Die Studierenden der FernUni sind bunt gemischt. Auch stehen viele bereits im Beruf, dass finde ich interessant“, meint der Professor.
Philosophische Fragestellungen
In seiner Arbeit widmet sich der Wissenschaftler der symbolischen Künstlichen Intelligenz. „Es gibt zwei große Felder der Künstlichen Intelligenz. Ich beschäftigte mich unter anderem mit grundlagenorientierten Fragestellungen.“ Das sind Fragen wie „Was heißt überhaupt Denken?“ oder „Wie kann Denken formalisiert werden?“ Die Medien berichten oft über das zweite Feld der Künstlichen Intelligenz, das maschinelle Lernen, in der sich ein Computer beispielsweise selbst das Schach spielen beibringen kann. „Im Prinzip steckt hinter dem maschinellen Lernen eine große Excel-Tabelle und man weiß noch nicht genau, wie Vorhersagen getätigt werden. Ich forsche an einer Methodik, um diesen Prozess zu erklären“, betont Thimm. Er beschäftigt sich in seiner Forschung insbesondere mit der formalen Argumentation. Dort formuliert er Argumente und Gegenargumente und schaut dann, welche Schlüsse man daraus schließen kann. So trägt seine Forschung zur einer Schnittstelle zwischen der symbolischen Künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens bei.
Thimm forscht momentan in einigen Forschungsprojekten. Ein Beispiel ist ein Projekt im Anwendungsbereich. Dieses behandelt das Thema ‚Business Rules‘ (Modellierung von Geschäftsregeln). Große Firmen formulieren ihr Wissen in Geschäftsregeln. Dort gibt es gewisse Vorgehensweisen und Regeln, die beachtet werden müssen, zum Beispiel welche Auflagen ein Kunde erfüllen muss, um eine Kreditkarte zu erhalten. Er arbeitet im Projekt daran, eventuelle Widersprüchlichkeiten von Daten aufzulösen und zu analysieren.
„Ich habe immer ein offenes Ohr für die Studierenden“
Bei seiner neuen Arbeit in Hagen nimmt Matthias Thimm sich vor, „immer ein offenes Ohr für die Studierenden“ zu haben. Mit den Studierenden möchte er auch „forschungsnah“ arbeiten. Er wird einige Forschungsgebiete der „Wissensbasierte Systeme“ von Prof. Beierle übernehmen. Aufgrund der neuen Richtung arbeitet Thimm bereits an seinen Kursen. „Ich möchte das Thema Künstliche Intelligenz allgemeiner vertreten und zum Beispiel einen neuen Kurs zur formalen Argumentation anbieten.“
Sein Lehrgebiet ist auch maßgeblich in der Gestaltung des zukünftigen Studiengangs ‚Data Science‘ involviert. Dort wird Thimm Lehrveranstaltungen zu den Themen maschinelles Lernen und der Künstlichen Intelligenz halten. Um den Kontakt zu den Studierenden zu fördern, möchte er Online-Meetings und Q&A-Sessions anbieten. „Damit habe ich in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht“, meint Thimm. Auch durch Seminare und Präsenzveranstaltungen möchte er die Studierenden besser kennenlernen und fördern. Er freut sich auf die neue Herausforderung an der größten Universität in Deutschland. „Im Ruhrgebiet gibt es einige Forschungen zur Künstlichen Intelligenz und die FernUni bietet mir viele Möglichkeiten.“