FernUniversität kooperiert mit Virtuellem Krankenhaus NRW

Mit einem Projekt zur Testphase von Covid-19-Telekonsilen begleitet die FernUniversität in Hagen den Aufbau der telemedizinischen Plattform wissenschaftlich.


eine Ärztin im Gespräch im Zuge eines Telekonsils Foto: Uniklinik RWTH Aachen/Till Erdmenger
Durch den Einsatz von Telemedizin können Ärztinnen und Ärzten in Krankenhäusern auf die Expertise der Universitätskliniken Aachen und Münster zugreifen.

Die Notwendigkeit, medizinisches Wissen zu teilen, hat in der Corona-Krise stark zugenommen. Telemedizin und das Virtuelle Krankenhaus Nordrhein-Westfalen (NRW) in Hagen erhalten Rückenwind durch die Pandemie. Ärztinnen und Ärzte unterschiedlicher Krankenhäuser beraten sich in der Intensivmedizin fachlich per Videokonferenzen. Diese werden als Telekonsile bezeichnet. Mit einem Projekt zur Testphase von Telekonsilen begleitet die FernUniversität in Hagen den Aufbau der telemedizinischen Plattform wissenschaftlich.

Das Virtuelle Krankenhaus NRW ist eine Initiative des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW. Damit bietet NRW deutschlandweit eine Plattform, mit der fachärztliche Expertise digital vernetzt wird. Im Mittelpunkt stehen dabei Telekonsile und der elektronische Austausch von Patientendaten.

Nadja Pecquet, Geschäftsführerinder Virtuelles Krankenhaus NRWgGmbH, hat inzwischen die Arbeit in der Nachbarschaft des historischen Haus Harkorten in Hagen aufgenommen. Von dort aus bereitet sie mit ihrem Team den Pilotbetrieb vor. „Wir freuen uns über die wissenschaftliche Expertise der FernUniversität vor Ort und sind zu verschiedenen Fragen im Austausch“, sagt Pecquet. „Dabei spielt der Wissenstransfer für uns eine zentrale Rolle. Wir profitieren vom Austausch zwischen Forschung und Praxis.“

Regelmäßiger Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis

Als klar war, dass das Virtuelle Krankenhaus am Standort Hagen angesiedelt wird, gab es im Herbst 2020 erste Gespräche zwischen dem Transferbüro der FernUniversität, Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. „Bereits acht Lehrstühle und -gebiete der FernUniversität haben Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet“, zieht Dr. Christian Kurrat aus dem Transferbüro der FernUniversität Bilanz. „Eine erste Kooperation mit dem Lehrstuhl für BWL, insbesondere Betriebliche Anwendungssysteme läuft erfolgreich.“

Pilotphase startet im Herbst

Das Land Nordrhein-Westfalen fördert das Virtuelle Krankenhaus mit knapp 11,5 Millionen Euro. Das „Virtuelle Krankenhaus“ gilt als bundesweit einzigartig. Auf der Online-Plattform wird das Know-how von Fachärztinnen und Fachärzten, Spezialisten und Kliniken gebündelt. Wissen und besondere Erfahrungswerte werden auf diese Weise in die Fläche gebracht, ohne dass Spezialistinnen und Spezialisten vor Ort sein oder Patientinnen und Patienten in einem weit entfernten Krankenhaus vorstellig werden müssen. Im Herbst startet die Pilotphase mit weiteren Indikationen. Dazu gehören Seltene Erkrankungen, Lebertumore, Herzinsuffizienz und Infektiologie.

Wissensaustauch der Covid-19-Telekonsile

Nach Abklingen der dritten Welle starten Prof. Dr. Stefan Smolnik und seine Wissenschaftliche Mitarbeiterin Dr. Karolin Kappler mit ihrem Projekt. Sie evaluieren den Wissensaustausch der Covid-19-Telekonsile seit März 2020 und erarbeiten Handlungsempfehlungen für die weitere Entwicklung. „Welche Informationen werden ausgetauscht? Und auf welche Art wird Wissen generiert?“, fragt Dr. Karolin Kappler. „Wir konzentrieren uns bei der Evaluation auf die Funktionalität der verwendeten Technologien, die Qualität der ausgetauschten Inhalte und das dazugehörige Management von Wissen.“

Auf Initiative der Landesregierung und angesichts der Corona-Krise startete das Virtuelle Krankenhaus früher als geplant mit den Indikationen Intensivmedizin und Infektiologie. Durch den Einsatz von Telemedizin können Ärztinnen und Ärzten in Krankenhäusern der Normalversorgung auf die Expertise der Universitätskliniken Aachen und Münster zugreifen. Seit März 2020 arbeiten Krankenhäuser in NRW bei der Behandlung von Covid-19-Patienten per Videokonferenz mit Expertinnen und Experten aus den beiden Universitätskliniken zusammen. Knapp 3.000 Telekonsile haben bereits stattgefunden.

„Die Corona-Pandemie hat die Telekonsile ad hoc aus der Wiege gehoben“, sagt Karolin Kappler. „Das war eine einmalige Situation. Das Wissen über Covid-19 war zunächst rudimentär.“ Im Herbst wird das FernUni-Team Kurzinterviews mit der Intensivmedizin führen und dabei beide Seiten berücksichtigen – die Expertinnen und Experten der Unikliniken sowie die ratsuchenden Ärztinnen und Ärzte der kleineren Krankenhäuser. Ein Ethikantrag, um Daten erheben und mit ihnen arbeiten zu können, ist gestellt.

Prof. Stefan Smolnik sieht in der Zusammenarbeit mit dem Virtuellen Krankenhaus längerfristig eine forschende Perspektive zum Schwerpunkt digitale Gesundheit. „Wir haben hier sehr früh und gut einen Zugang gefunden.“

Portrait eines Mannes Foto: Hardy Welsch

„Wir haben hier sehr früh und gut einen Zugang gefunden.“

Prof. Dr. Stefan Smolnik

Weitere Kooperationen sollen folgen

Weitere Kooperationen zwischen dem Virtuellen Krankenhaus und der FernUniversität sind im Gespräch. Prof. Dr. Herwig Unger (Lehrgebiet Kommunikationsnetze) hat mit dem „Medical Recommender System“ seine Idee eines medizinischen Empfehlungsdienstes vorgestellt. Im Austausch sind zudem die Lehrstühle und -gebiete Bildungstheorie und Medienpädagogik (Prof. Claudia de Witt), Mediendidaktik (Prof. Sandra Hofhues), Gesundheitspsychologie (Prof. Christel Salewski), Informationsmanagement (Prof. Till Winkler), Multimedia und Internetanwendungen (Prof. Matthias Hemmje) sowie die Juniorprofessur für Medizinethik (Jun.-Prof. Orsolya Friedrich).

 

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