Der Rundumservice fürs Studienmaterial
In unserer Reihe „Was macht eigentlich?“ stellen wir Beschäftigte der FernUniversität vor: Sandra Dettenberg leitet die Abteilung Medienmanagement.
„Barrierearm“ statt „barrierefrei“: Wer mit der 43-Jährigen Hagenerin spricht, lernt schnell: Medien können nur möglichst barrierearm sein, barrierefrei werden sie kaum. Sandra Dettenberg leitet seit Januar 2021 innerhalb des Dezernates Technische Medienadministration (Dez. 5) die Abteilung Medienmanagement. Darunter fallen die Studienmaterialaufbereitung und die technische Medienunterstützung – wichtige Bausteine für das Lehrsystem der FernUniversität.
Ihr Team Studienmaterialaufbereitung prüft und berät etwa dazu, Studienunterlagen barrierearmen umzusetzen, stellt Dokumentvorlagen und auch Informationen dafür bereit, digitalisiert und formatiert Lehrtexte. Außerdem gehört dazu, Reader anzulegen, Lehrmaterialien im Online-Übungssystem und im Lernraum Virtuelle Universität bereitzustellen sowie englische und deutsche Lehrunterlagen zu lektorieren.
Darüber hinaus wirkt das Team Technische Medienunterstützung hinter den Kulissen: Es legt die Medienangebotsstruktur für den Studienbetrieb an, pflegt die Materialstammdaten zur Distribution, übernimmt Prozess-, Software- und Hardwarebetreuung für den Scanbereich oder auch die technische Betreuung des maschinellen Korrektursystems.
Schwaches Internet = schwerer Zugriff
Für Sandra Dettenberg ist es wichtig, die Unterlagen für Studierende – eigentlich alle Unterlagen, die an der FernUni kursieren – so barrierearm wie möglich zu gestalten. „Je digitaler es wird“, sagt Sandra Dettenberg, „desto stärker rückt das Thema Barrierefreiheit in den Vordergrund.“ Auch Nicht-Beeinträchtigte sind von dem Thema betroffen. Denn: Auch der eingescannte Studienbrief erzeugt viel Datenvolumen. „Für Personen mit schwacher Internetleitung wird der Zugriff erschwert. Sehbeeinträchtigte können diese Datei nicht lesen. Wir unterstützen hier mit Hilfe eines Buchscanners, automatisierter Texterkennung und entsprechender Formatierung. Auch möchten sie sich an alle richten, keine Person semantisch auszuschließen. „Wir achten beim Lektorieren auf Wunsch der Lehrenden auch auf gendergerechte Sprache“, so Dettenberg.
In den überwiegenden Fällen geht es darum, wie die Materialien aufgebaut sind. Dafür liegt in der Abteilung Medienmanagement ein Prüfmechanismus vor, anhand dessen die Unterlagen gecheckt werden. Denn die Beratung steht für das Team im Vordergrund, wenn etwa Studienbriefe überarbeitet werden und sich Lehrende melden. Meistens haben sie dabei die Lesbarkeit für Screenreader im Fokus, die sehbehinderte Studierende unterstützen.
Der Rundumservice
Zu den Leitfragen für den Materialiencheck zählt unter anderem die nach der Lesereihenfolge. Denn der Screenreader liest von oben links nach unten rechts. „Was wie etwa eine Marginalie weit rechts steht, würde am Schluss gelesen – sogar nach der Fußnote. Somit geht der Zusammenhang zum Text verloren“, macht Dettenberg aufmerksam.
Schwierig ist es bei Fotos, Abbildungen und Grafiken, für die Screenreader einen alternativen Text benötigen. Grundsätzlich gilt: „Alles ist besser als nichts, die Beschreibung das Mindestmaß und am besten stellt man einen direkten inhaltlichen Zusammenhang her“, rät Dettenberg. Das Angebot der Medienunterstützung: Die Alternativtexte einzupflegen, sofern sie von Lehrenden verfasst werden. Schmuck- oder Symbolfotos kommen mit der Bezeichnung „dekoratives Element“ aus. „Sie transportieren keine weiteren Informationen für das Textverständnis“, so Dettenberg.
Am Schluss steht: Sind die Tags vollständig, also ist das Dokument mit allen erforderlichen Hinweisen für Screenreader versehen? Bis hin zu: Ist das Dokument navigierbar? Ist es mit Überschriften versehen und gegliedert?
Wer auf Nummer sicher gehen will, greift auf den Rundumservice des Medienmanagements zurück: Die Unterlagen werden digitalisiert, barrierearm gestaltet, formatiert und unter allen erwünschten Aspekten lektoriert.
Persönlicher Zugang
Wie sie persönlich zu dem Thema gekommen ist? Sandra Dettenberg ist eine „FernUni-Pflanze“: Sie hat sich beruflich an der Hagener Hochschule entwickelt. Seit 1997 arbeitet sie an der FernUni, parallel zu ihrem damaligen betriebswirtschaftlichen Studium als Teamassistenz in einem Informatiklehrgebiet. Vorher hatte sie eine kaufmännische Ausbildung absolviert. Aus der Fakultät bewarb sie sich 2001 ins Dezernat 5, zunächst in den Bereich Absatzplanung und später auf die Teamleitung Mediendistribution. Die ging auf in das Team Studienmaterialaufbereitung.
„Ich bin in das Thema nach und nach reingewachsen“, sagt sie. Zu ihren Aufgaben gehörte es, Schulungsunterlagen zu entwickeln, sie gehörte einer Arbeitsgemeinschaft an, die sich mit barrierearmen Medien beschäftigte. „Seitdem gucke ich anders auf Medien.“ Kritischer, analytischer. Welche Schriftart, gibt es Alternativtexte zu den Bebilderungen, Hierarchieebenen innerhalb des Textes? „Die Anforderungen sind deutlich gestiegen, vollkommen zurecht“, findet sie.
Das berufliche Auge im Privaten
Mitunter schlägt das „berufliche Auge“ ins Private durch. Etwa, wenn die Tochter eine Facharbeit in der Schule schreibt und die Mutter als Lektorin fungiert. „Eine Überschrift muss eine Überschrift sein und die Gliederung muss stimmen“, zählt Dettenberg Kriterien auf. „Je früher man dafür sensibilisiert – eben schon in der Schule, desto selbstverständlicher erfolgt die Umsetzung.“
Wenn sie Abwechslung braucht, ist sie in der Regel draußen zu finden: mit dem Hund und/oder beim Pferd. Gemeinsam mit einer der beiden Töchter. „Der Stallgeruch, die Wärme des Tieres, die Geräusche – das entspannt mich sofort.“ Ganz abgesehen von den Ausritten in der Sonne…
Was macht eigentlich…?
Die FernUniversität in Hagen ist für rund 1800 Beschäftigte ein attraktiver Arbeitsplatz. Aber unsere Hochschule ist mehr als das. Es sind vor allem die Persönlichkeiten, die die FernUniversität mit Leben füllen und den Betrieb am Laufen halten. In lockerer Folge stellen wir in unserer Reihe „Was macht eigentlich…?“ Mitarbeitende aus allen Bereichen vor.