Europäischer Austausch zu digitalen Prüfungen
Covid-19 hat den Bedarf nach digitalen Prüfungsformen aufgeworfen. Die FernUniversität diskutierte mit anderen europäischen Fernuniversitäten über alternative Formate.

Prüfungen sind ein zentrales Bewertungsinstrument von Studienleistungen (Assessment), momentan werden an den Hochschulen eine Vielzahl von Formaten entwickelt. Da Fernuniversitäten in diesem Kontext besonders gefragt sind und mit ihrer diversen Studierendenschaft ähnliche Bedarfe an Flexibilität haben, hat die FernUniversität ihre Partnerinstitutionen Open University of Jyväskylä, Universidad Oberta de Catalunya (UOC) und Open Universiteit Nederland zu einer Diskussionsrunde eingeladen.
Hohe Priorität für Proctoring
„Proctoring ist derzeit an der FernUniversität ein Thema von hoher Priorität“, berichtet Dr. Andreas Kempka von der Koordinationsstelle für E-Learning und Bildungstechnologien (eKOO). Gemeinsam mit Mitarbeitenden aus dem Zentrum für Medien und IT (ZMI) und aus Rektoratsstabsstellen nahm Kempka an dem Treffen teil. „Insgesamt wird viel in diesem Bereich mit unterschiedlichen Anbietern pilotiert, wobei die datenschutz- und prüfungsrechtlichen Rahmenbedingungen und die Leistungsfähigkeit der betreffenden Systeme die größten Herausforderungen auf europäischer Ebene darstellen.“
Neben der Entwicklung neuer digitaler Prüfungsformate stellt das Online-Proctoring von Prüfungen eine wichtige Strategie zum Umgang mit der Digitalisierung des Prüfungsbetriebs dar. Mit Proctoring können bisher gut skalierende Prüfungsformate wie Klausuren auch aus der Ferne weiterhin unter fairen Bedingungen stattfinden. „In der Psychologie hatten wir Anfang 2020 ein Pilotmodell zu computer-gestützten Prüfungen in den Regionalzentren begonnen, bevor wir mit Corona vor neue Herausforderungen gestellt wurden“, resümiert Prof. Dr. Stefan Stürmer, Dekan der Fakultät für Psychologie. „In Jyväskylä und an der Open Universiteit wird dieses Modell bereits seit einiger Zeit erfolgreich in vielen Zentren, auch in Kooperation mit Präsenzuniversitäten, durchgeführt.“
Die UOC hat ein System entwickelt, das die Organisation und Abnahme von mündlichen Abschlussprüfungen datengeschützt ermöglicht. „Mit unserer App können wir bereits eine große Anzahl von Prüfungen digital durchführen“, erklären Sergi Martinez und Laura Castillo vom eLearn Center der UOC.
Regelmäßige Treffen geplant
Über technische und rechtliche Fragen hinaus werden auch alternative Formate wie Open-Book-Klausuren und Continuous Assessment, also die durchgängige Bewertung von Studienleistungen, diskutiert. Alle Beteiligten sind sich einig, dass diese beiden Treffen erst der Anfang des Austauschs sind, der vom International Office der FernUni ins Leben gerufen wurde.
„Wir werden uns 2021 regelmäßig austauschen, da wir von den Erfahrungen der Partner nur profitieren und gemeinsam weiterkommen können“, bemerkt Markku Närhi, Leiter des IT-Bereichs an der University of Jyväskylä. Wie Prüfungssysteme digital, sicher und resilient aufgestellt werden können, wird ein Thema der nächsten Jahre sein.
Außerdem werden sich die Partneruniversitäten auch in der europäischen Arbeitsgruppe zu eAssessment einbringen, die sich gerade in der EADTU (Europäische Vereinigung für Fernlehre) formiert. „Wir brauchen dringend eine europäische Lösung und eine einheitliche Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung“, stellt Prof. Dr. Jose Janssen von der Open Universiteit fest. Diese kann nur im Dialog der Fernuniversitäten mit den politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern auf europäischer Ebene erreicht werden.