Fernlehre auf kurzer Distanz

Die Arbeitsstelle „Kulturwissenschaftliche Grundlagen“ hat 2017 den FernUni-Lehrpreis für ihr beliebtes Einstiegsmodul gewonnen. Was ist seither passiert – und wie geht es weiter?


Protrait von Schubbe-Åkerlund und Hausmann Foto: Veit Mette
Freude am Fortschritt: Daniel Schubbe-Åkerlund und Nicole Hausmann

„Wir nutzen, was wir nutzen können“, bekräftigt Nicole Hausmann ihre Offenheit gegenüber digitalen Werkzeugen in der Lehre. Das Team der Arbeitsstelle „Kulturwissenschaftliche Grundlagen“ folgt dabei nur einer Prämisse: Jedes Tool muss den Studierenden einen echten Mehrwert bringen. Digitalisierung erfüllt keinen Selbstzweck. An der FernUniversität in Hagen betreut Hausmann als Mitglied der Arbeitsstelle das gleichnamige Einstiegsmodul. Über die Grenzen des sogenannten K-Moduls hinaus bietet das Team zudem eine Schreibwerkstatt an. Dr. Daniel Schubbe-Åkerlund leitet die Arbeitsstelle.

An den Start ging das K-Modul im Sommersemester 2016. Bereits 2017 nahmen Schubbe-Åkerlund und Hausmann dafür einen Lehrpreis beim Hagener Dies Academicus entgegen – Lorbeeren, auf denen sich die beiden nicht ausgeruht haben, im Gegenteil: In den letzten Jahren brachten sie das Angebot in großen Schritten voran. „Trotz aller Entwicklung ist noch Luft nach oben, was uns aber viel Spaß macht! Wir haben noch sehr viele Möglichkeiten in der digitalen Lehre“, unterstreicht Hausmann. In dieser liege auch weiterhin der „Kommunikationsschlüssel“, um die Studierenden auf verschiedene Arten zu erreichen.

Das Individuum zählt

„Wir wollen das Wissen nicht einfach bei den Studierenden abladen, sondern gemeinsam diskutieren. Dafür braucht es vor allem Wege, die ein gemeinsames Gespräch ermöglichen.“, erklärt sie. Nur so entstehe ein echtes Verständnis für die Inhalte. Diese konsequente Ausrichtung an studentischen Bedürfnissen folgt einer Idee, für die sich die FernUniversität generell starkmacht: Als Impulsgeberin des Hagener Manifests regt sie die öffentliche Debatte zu New Learning im digitalen Zeitalter an. Die Unterzeichnenden des Manifests fordern unter anderem, den althergebrachten Lernbegriff zu reformieren und mehr als bisher von den Lernenden her zu denken – eine Haltung, mit der sich auch Hausmann und das Team der Arbeitsstelle identifizieren: „Wir können viele Wege eröffnen, an deren Ende ein gelungenes Studium steht. Lasst uns das machen!“

Strukturiert, divers, transparent

Die Betreuerinnen und Betreuer des K-Moduls sind jederzeit für die Studierenden da. Dabei kommunizieren sie stets auf Augenhöhe, betont Hausmann: „Wir sind vollkommen transparent. Wir wollen zeigen, dass wissenschaftliches Arbeiten kein Hexenwerk ist.“ Generell soll das Angebot keine Blackbox, sondern jederzeit in Aufbau und Zielsetzung nachvollziehbar sein. Deshalb hat das Team die Moodle-Lernumgebung didaktisch und visuell überarbeitet. Sie ist barrierearm gestaltet, hat einen niederschwelligen Vorstellungsbereich und FAQs. Regelmäßige Online-Kolloquien und eine kleinteilige, wiederkehrende Struktur machen es den Studierenden leicht, sich zurechtzufinden und Lernfortschritte festzuhalten. Auch die Studienmaterialen sind entsprechend modernisiert.

„Oft ist die Lösung: Erzähl‘ es nochmal locker, in anderen Worten!“

Nicole Hausmann

Studierende an die Hand nehmen

Der Erfolg des K-Moduls zeigt auch: Der Ton macht die Musik. So stellt Schubbe-Åkerlund etwa zu Beginn der einzelnen Arbeitsphasen die thematischen Schwerpunkte in einem kurzen Videobeitrag vor und heißt die Modulteilnehmenden auch persönlich in einem kurzen Vorstellungsvideo willkommen. Aufgaben sind so formuliert, dass sie Tipps zur Umsetzung gleich mitliefern. Übungen werden persönlich und individuell kommentiert. „Das sind zwar vermeintliche Kleinigkeiten“, so Hausmann, „am Ende aber genau die Stellschrauben, die die Kommunikation und den Ablauf der Fernlehre deutlich verbessern.“ Viele der neuen didaktischen Impulse hat das K-Modul durch seine Pilotierung im Rahmen des hochschulweiten Projekts Lehrbetrieb erhalten. Dabei stand vor allem Markus Kroll, Fachmediendidaktiker im B.A. Kulturwissenschaften, dem Team zur Seite. Mit seiner Expertise eröffnete er neue Lernszenarien und verbesserte bestehende Konzepte.

Weitere Unterstützung kam durch das Förderprogramm „Innovative Lehre“ (FILeh) der FernUniversität. Auch der kollegiale Austausch sei äußerst produktiv, so Hausmann – zum Beispiel mit der Arbeitsstelle „Quantitative Methoden“, geleitet von Dr. Markus Tausendpfund, über neue Wege und Möglichkeiten der digitalen Wissensvermittlung. So sei eine Arbeitsatmosphäre entstanden, in der Probleme und Ideen auf kurzem Weg diskutiert und zügig umgesetzt werden.

Lensing am Schreibtisch mit Laptop Foto: David Johann Lensing
David Johann Lensing gewann 2019 den FernUni-Filmwettbewerb. Inzwischen arbeitet er als studentische Hilfskraft mit am Podcast-Angebot.

Podcastreihe und Social Readings

Die Studierenden können inzwischen auf ein ganzes Portfolio von Lernwerkzeugen zugreifen – zum Beispiel Social Readings in der Studieneingangsphase, die von der Wissenschaftlichen Online-Tutorin Annika Lucht mitbetreut werden: Hier können Modulteilnehmende Fragen direkt im Text stellen und diskutieren. Außerdem flankieren jetzt Podcasts jede einzelne Phase des Lernprozesses. „Die Podcasts erklären die Inhalte noch einmal aus einer anderen Perspektive“, so Hausmann. Gerade diese unprätentiöse Ansprache beseitige die Fragezeichen über den Köpfen der Studierenden – egal ob in Podcasts, Kolloquien, Social Readings oder der persönlichen Beratung: „Oft ist die Lösung: Erzähl‘ es nochmal locker, in anderen Worten!“

Modulübergreifende Schreibwerkstatt

Neben dem „Was“ und „Warum“ spielt auch das „Wie“ eine wichtige Rolle – nicht nur im K-Modul: Eine Schreibwerkstatt für den gesamten Studiengang B.A. Kulturwissenschaften unterstützt die Fernstudierenden dabei, wissenschaftliche Schreib- und Arbeitskompetenz zu entwickeln. Mittlerweile gibt es neben vielfältigen Möglichkeiten synchroner und asynchroner Kommunikation auch ein umfassendes Online-Lexikon, einen Newsletter, Arbeitsmaterialien und eine Reihe von Tutorial-Videos, die zum Beispiel erklären, wie man richtig zitiert und bibliografiert. Nicole Hausmann unterstreicht aber auch, dass bei aller Angebotsfülle nur wenig Zwänge bestehen. Immerhin erarbeiten sich viele Studierende die Inhalte parallel zum Berufs- und Familienleben. Flexibilität steht an erster Stelle: „Das Fernstudium muss ein Fernstudium bleiben, aber wir können durch die Digitalisierung viel an Distanz abbauen.“

Benedikt Reuse | 29.10.2020