Scholars at Risk: Unterstützung für türkischen Wissenschaftler
An der FernUniversität hat Dr. Serdar M. Değirmencioğlu online Zugang zur Bibliothek und anderen Diensten. Damit kann der entlassene Wissenschaftler in der Türkei forschen.
Mit Dr. Serdar M. Değirmencioğlu wird der erste Wissenschaftler im Ausland über Remote Affiliation an der FernUniversität unterstützt. Die Initiative dazu ging vom Lehrgebiet Community Psychology von Prof. Anette Rohmann aus. Im Rahmen des internationalen Netzwerkes Scholars at Risk werden gefährdete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an einer Universität im Ausland angebunden, bekommen online Zugang zu Angeboten und können etwa die Bibliokthek nutzen.
Forschung ermöglichen
Für Prof. Anette Rohmann liegt die Motivation als gastgebendes Lehrgebiet im Engagement für wissenschaftliche Freiheit. „Mit den Ressourcen der FernUniversität können wir gefährdete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei unterstützen, ihre Forschungsaktivitäten weiterzuführen. Serdar M.Değirmencioğlu ist auch im Bereich der Community Psychology tätig und weist inhaltliche Bezüge zu dem Forschungsschwerpunkt der Fakultät für Psychologie Psychologie, Diversität und sozialer Zusammenhalt auf.“ Entstanden ist der Kontakt zu Dr. Değirmencioğlu über die Plattform „The Social and Political Psychology Platform of Turkey“. Dort hatte Dr. Jolanda van der Noll, Mitarbeiterin im Lehrgebiet Community Psychology, im Namen des Lehrgebiets für Remote Affiliation geworben – für Forschende, deren Schwerpunkte zu denen des Lehrgebiets passen.
Serdar M. Değirmencioğlu wurde aufgrund seines Engagements für Frieden von seiner Position als Professor in Istanbul entlassen. „In einem totalitären Regime können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von einem Tag auf den anderen ihre akademische Zugehörigkeit verlieren. Das Regime handelt frei von wissenschaftlichen Interessen und nutzt sein Machtmonopol, um Akademikerinnen und Akademiker verstummen zu lassen.“ Mit der Remote Affiliation an der FernUniversität überbrückt er nun die Zeit bis zur Wiederaufnahme seiner Forschungstätigkeit nächstes Jahr. „Bestimmte wissenschaftliche Tätigkeiten erfordern eine Zugehörigkeit zu wissenschaftlichen Institutionen, insbesondere solche, die Forschung unterstützen. Die Remote Affiliation hilft mir, von diesen Möglichkeiten zu profitieren, die sonst nicht verfügbar wären.“
Internationale Wissensgemeinschaft stärken
„Die Remote Affiliation ist eine kreative und flexible Möglichkeit, um gefährdete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der ganzen Welt dabei zu unterstützen, sich häufig aus einer aufgrund von politischer Verfolgung erzwungenen Isolation heraus wieder mit der akademischen Welt zu vernetzen“, sagt Desiree Kampmeier vom International Office. „Damit kann die FernUniversität einen wichtigen Beitrag leisten, um eine weltweit starke und vernetzte Wissenschaftsgemeinschaft zu fördern, die für Werte wie Wissenschaftsfreiheit und -integrität eintritt.“ In Kooperation mit Scholars at Risk unterstützt und informiert das International Office der FernUniversität interessierte Hochschulmitglieder gerne über mögliche Aktivitäten und Aktionen und stellt Kontakte her.
Das Netzwerk Scholars at Risk
In Zeiten, in denen sich in vielen Regionen der Welt sowohl der Hochschulsektor als auch einzelne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit zunehmender Repression bis hin zur politischen Verfolgung konfrontiert sehen, ist es ein Anliegen vieler Hochschulen sowohl als Institution oder von einzelnen Hochschulmitgliedern aus einen Beitrag zur wissenschaftlichen Integrität und akademischen Freiheit leisten zu können. So ist die FernUniversität seit Oktober 2019 auf Initiative von Dr. Jolanda van der Noll Mitglied im Netzwerk Scholars at Risk (SAR), das sich für den Schutz von in ihrer Heimat bedrohten und verfolgten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern einsetzt.
In Zusammenarbeit mit diesem Netzwerk unterstützt die FernUniversität Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Fluchthintergrund dabei, ihre Forschungstätigkeit weiterzuführen. SAR hilft auch bei einer Gefährdungsprüfung für die „Philipp-Schwartz-Initiative“ der Alexander-von-Humboldt Stiftung. Über das Programm erhalten Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Deutschland die Möglichkeit, gefährdete Forschende im Rahmen eines Vollstipendiums für 24 Monate aufzunehmen.