Ulrike Schultz in der Hall of Fame der Rechtssoziologie
Eine Auszeichnung mit viel Vorlauf: FernUni-Mitarbeiterin Ulrike Schultz wurde für ihre jahrzehntelange Forschung auf der internationalen Bühne der Rechtssoziologie ausgezeichnet.
Bands, die das große Privileg haben, in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen zu werden, vereint neben der von Gitarrenriffs getragenen Musik vor allem eines: jahrzehntelanges Schaffen. Wenn es in der Laudatio dann heißt, der oder die Aufgenommene sei „very talented“, habe „herausragendes Talent“, soll das keineswegs die harte Arbeit herabwürdigen. Ganz ähnlich verhält es sich mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die für ihr „besonderes Engagement“ ausgezeichnet werden.
Das Gebiet, in dem sich Ulrike Schultz seit den 1970er Jahren engagiert, heißt „Law and Society“. Und der amerikanische Verband Law and Society Association (LSA) ist tatsächlich ein bisschen so etwas wie die Rock and Roll Hall of Fame der Rechtssoziologinnen und -soziologen. Jedes Jahr würdigt die LSA bei ihrer Jahrestagung herausragende wissenschaftliche Publikationen und Beiträge, die Entwicklungen in Recht und Gesellschaft auf der ganzen Welt vorantreiben.
Die langjährige Mitarbeiterin und derzeitige Lehrbeauftragte der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der FernUniversität in Hagen, Ulrike Schultz, wurde für eben dieses Engagement jetzt mit dem 2020 Law and Society Association International Prize ausgezeichnet. Die Auszeichnung erhielt sie „für ihre Beiträge und ihre Forschungsaktivität zur Förderung des Wissens auf dem Gebiet von Recht und Gesellschaft“, heißt es in der offiziellen Mitteilung.
An der FernUni von Anfang an
Die 73-jährige Ulrike Schultz kam 1976 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an die FernUniversität in Hagen. Schon davor, während ihres Jura-Studiums, beschäftigte sie sich mit Rechtsvergleichung und Rechtssoziologie und wurde Teil einer Forschungsgruppe, die internationale Sammelbände über juristische Berufe herausbringen wollte. „Damals habe ich einen Lagebericht über die Situation in Deutschland verfasst, und so wurde die Rechtssoziologie zu meiner Leidenschaft“, erinnert sich die Juristin.
Es folgten zahlreiche Projekte, die Ulrike Schultz geleitet oder geplant hat – an der FernUniversität, vom Wissenschaftsministerium des Bundes und des Landes NRW gefördert oder von internationalem Interesse. Und immer lagen ihr neben der Soziologie Frauenrechte und Geschlechterfragen am Herzen. „Seit 1984 habe ich bei allen internationalen Tagungen, zu denen ich fahren konnte, Arbeitsgruppen gebildet über Frauen in juristischen Berufen oder um Genderdefizite im Recht aufzudecken“, sagt Schultz. In einem vom NRW-Justizministerium geförderten Projekt untersuchte sie etwa, warum es nur wenige Frauen in Führungspositionen in den Justizbehörden in Nordrhein-Westfalen gibt.
Keine Zeit für den Ruhestand
Kurzum hat sie selbst auf nationaler und internationaler Ebene Führungsaufgaben im Bereich der Rechtssoziologie übernommen. Darüber hinaus organisiert die umtriebige Wissenschaftlerin regelmäßig verschiedene juristische Veranstaltungsreihen und kümmert sich als Präsidentin des Research Committee for the Sociology of Law (RCSL) der Internationalen Soziologischen Vereinigung (ISA) auch weiterhin darum, wichtige Forschungsvorhaben anzustoßen. Inzwischen ist die Akademische Oberrätin zwar offiziell außer Dienst, doch für den Ruhestand bleibt keine Zeit.
Ihre Aktivitäten erstrecken sich nun über mehrere Jahrzehnte, auf die sie gerne im Rahmen einer Zeremonie zurückgeblickt hätte. „Ich wäre auch wirklich gerne nach Denver zur offiziellen Preisverleihung geflogen“, sagt Schultz, die die Flugtickets schon vor längerer Zeit gekauft hatte. Doch die Reisebeschränkungen in Zusammenhang mit der Corona-Situation machten aus der Jahrestagung der Law and Society Association erstmals eine Live-Übertragung im Internet. Selbst wenn Ulrike Schultz ihre Laudatio nur über den Videochat verfolgen konnte, ihre „herausragende Leistung“ schmälern diese Umstände gewiss nicht.