Intensivkurs Europarecht: FernUni-Studierende erkunden Mailand

Studierende der Rechtswissenschaft setzten sich bei einer Exkursion nach Mailand mit der Rechtsstaatlichkeit innerhalb der Europäischen Union auseinander.


Studierende vor Gebäude Foto: Olesya Zaglada
Die Studierenden im Innenhof der Universität Mailand. Das imposante Gebäude aus dem 15. Jhd. diente bis zum Zweiten Weltkrieg als Krankenhaus.

Die EU steckt in einer Vertrauenskrise. Nationale Verweigerung und Nichtanwendung des europäischen Rechts bestimmen täglich die Nachrichtenlage. Während eines fünftägigen Intensivkurses befassten sich 15 Studierende der FernUniversität in Hagen Anfang November mit der Frage, worum es in der europäischen Rechtsstaatlichkeitskrise im Kern geht.

Ganz praktisch führte sie die Exkursion nach Mailand und dort auf die Sitze der Abgeordneten des Landesparlaments der Region Lombardei. Darüber hinaus besuchten sie den Ratssaal der Stadt Mailand und weitere Institutionen. Vertreterinnen und Vertreter der kooperierenden Universität Mailand unterstützen die Exkursion nicht nur mit einem Seminarraum, der während der Reise für Referate zur Verfügung stand, Prof. Dr. Diana-Urania Galetta lieferte mit einem Gastvortrag zudem wichtige Impulse zur Rechtsstaatlichkeit angesichts der digitalisierten öffentlichen Verwaltung.

„Es ist wichtig, Europa physisch zu erfahren.“

Im Regionalrat für die Region Lombardei mit Sitz in Mailand erfuhren die Studierenden unter anderem, welch hohen Stellenwert europäisches Recht für die italienische Legislative und Exekutive hat. Der Kontrast zeigte sich besonders im direkten Vergleich zu den illiberalen Strömungen in Ungarn und Polen – eines der Themen, die die Studierenden in ihren Seminararbeiten und daran anknüpfenden Referaten zum Thema aufbereitet hatten.

„Die Studierenden haben zahlreiche neue Aspekte erfahren, die ihnen vielleicht vor der Exkursion noch nicht bewusst waren.“

Prof. Dr. Andreas Haratsch

„Die Studierenden haben zahlreiche neue Aspekte erfahren, die ihnen vielleicht vor der Exkursion noch nicht bewusst waren“, sagt Prof. Dr. Andreas Haratsch, Leiter des Lehrstuhls für Deutsches und Europäisches Verfassungs- und Verwaltungsrecht sowie Völkerrecht an der FernUniversität in Hagen. Die englischsprachigen Vorträge und Referate seien außerdem eine gute Vorbereitung, etwa auf den Arbeitsalltag als international tätiger Jurist oder international tätige Juristin.

Vorbereitung auf neue Herausforderungen

In vielen interessanten Gesprächen und Diskussionen konnte die Gruppe zudem ein umfassendes Verständnis davon erlangen, vor welchen Herausforderungen die Rechtsstaatlichkeit der Europäischen Union aktuell steht.

Es zeigte sich, dass die Mailänder Stadtgeschichte zahlreiche Schmankerl für Juristinnen und Juristen zu bieten hat. An der Piazza dei Mercanti, die im 13. Jahrhundert zentraler Markt- und Handelsplatz war, besuchten die Studierenden nicht nur den Justizpalast, der bis ins 18. Jahrhundert für Versammlungen und Sitzungen des Konzils diente.

Auch die imposanten historischen Bauten einer Juristenschule und der Sitz der Notare fand sich an der Piazza. Nicht mehr im Einsatz, aber dennoch eindrucksvoll war zudem der „Stein der Gescheiterten“. Hier mussten sich Händler, die bei ihren Geschäften betrogen hatten, zur Strafe mit heruntergelassenen Hosen hinsetzen, um vom Volk verspottet zu werden, bevor es für sie ins Gefängnis ging, das sich ebenfalls an der Piazza befand.

Fazit fällt positiv aus

„Es ist wichtig, europäisches Recht nicht nur theoretisch zu lernen, sondern Europa auch physisch zu erfahren, und das geht am besten vor Ort“, sagt Prof. Dr. Andreas Haratsch, der die Exkursion und das Rahmenprogramm thematisch vorbereitet hat. Angebote für das Abend- und Freizeitprogramm nach den straffen Studientagen hatte Studiengangskoordinator Dr. Timo Zeiske zusammengestellt. In lockerer Atmosphäre bei gemeinsamen Abendessen konnten die Studierenden die seltene Gelegenheit nutzen, um sich untereinander über das Fernstudium an der FernUniversität auszutauschen.

Gefördert wurde die Exkursion durch das PROMOS-Programm zur Steigerung von Mobilität von Studierenden. An der Organisation beteiligt waren Dr. Juan J. García Blesa von der Stabsstelle für internationale Angelegenheiten der Rechtswissenschaftlichen Fakultät sowie die Lehrstuhl-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter Dr. Yury Safoklov und Maja Holtfreter.

Sarah Müller | 20.12.2019