Wissenschaft ist Berufung und nicht Beruf zum Geldverdienen

Mario Kubek stellte sich in der Fakultät Mathematik und Informatik mit seiner Antrittsvorlesung als Privatdozent vor und bekam gleichzeitig den Fakultätspreis 2019 überreicht.


Ein Mann steht vor einder Grafik, die an eine Leinwand projiziert wird. Foto: FernUniversität
Mario Kubek stellte in seiner Antrittsvorlesung als Privatdozent die WebEngine vor.

Mit einem Thema, das viele interessiert, stellte sich Dr. Mario Kubek als neuer Privatdozent in der Fakultät Mathematik und Informatik der FernUniversität in Hagen vor: „Die WebEngine – Wie baut man eine dezentrale Websuchmaschine?“ Für seine Habilitationsschrift zu dieser Entwicklung im Lehrgebiet Kommunikationssysteme, die er gerade einmal sechs Jahre nach seiner Promotion vorlegte, überreichte ihm Dekan Prof. Dr. Jörg Desel im Fakultätskolloquium zudem den Fakultätspreis 2019.

Mit dem Preis wird jedes Jahr die beste Arbeit einer Nachwuchswissenschaftlerin oder eines Nachwuchswissenschaftlers ausgezeichnet.

Prof. Dr. Herwig Unger, in dessen Lehrgebiet Kommunikationssysteme Mario Kubek zehn Jahre tätig war, hielt die Laudatio. Er schilderte ihn als immer neugierigen und im besten Sinn ehrgeizigen Kollegen, der „den Disput noch als Wesen der Wissenschaft sieht und begeistert ist und sich berufen fühlt, auch noch nachts um elf Uhr zu diskutieren. Wissenschaft ist für ihn Berufung und nicht Beruf zum Geldverdienen.“

Besser als Google

Gemeinsam entwickelten sie die Idee, eine dezentrale Websuchmaschine zu schaffen, die besser ist als Google: Im Gegensatz zu herkömmlichen Suchmaschinen sollten ihre Nutzerinnen und Nutzer die Hoheit über die Daten behalten, die sie ins Netz gestellt haben.

Drei Männer stehen nebeneinander, der mittlere hält ein Dokument in den Hände. Foto: FernUniversität
Mario Kubek mit dem Dekan der Fakultät Mathematik und Informatik, Prof. Jörg Desel (re.), und dem Laudator Prof. Herwig Unger.

„Mario kam aus dem NLP-Gebiet, während ich mich mit den Themen Peer to Peer und Netzwerke beschäftigt hatte – zwei gar nicht so nahe Gebiete, die nun aber gut zusammenpassten“, blickte Prof. Unger auf die Zusammenarbeit zurück. Es zeigte sich bei der Arbeit an der „WebEngine“, wie wichtig es ist, dass Kubek, ein Fachmann für Natural Language Processing (NLP), über den eigenen Tellerrand blicken kann. Bei NLP geht es darum, Techniken und Methoden zur maschinellen Verarbeitung natürlicher Sprache zu entwickeln, auf deren Grundlage Menschen und Computer direkt miteinander kommunizieren können.

Mit Unterstützung von fünf Programmiererinnen und Programmierern der thailändischen Kooperationspartnerin King Mongkut’s University of Technology North Bangkok gelang es, die dezentrale Web-Suchmaschine zu entwickeln.

Zielgerichtet suchen mit dem „DocAnalyser“

Bei der kontextbasierten und interaktiven Suche nach und mit Textdokumenten mithilfe der WebEngine spielt die ebenfalls neue Software „DocAnalyser“ eine zentrale Rolle. Die Federführung bei dieser Entwicklung lag bei Mario Kubek. Der „DocAnalyser“ war ein Teil seiner Habilitationsarbeit. Die Software sucht nicht nach einer Flut von Dokumenten, sondern genau denjenigen, die das aktuelle Informationsbedürfnis unter Vorgabe thematischer Kontexte – bestimmt durch die Inhalte lokaler und im Web veröffentlichter Textdokumente – tatsächlich befriedigen.

Mario Kubek stellte die „WebEngine“ anschließend in seiner Antrittsvorlesung vor. Er hat inzwischen andere Aufgaben in der Fakultät übernommen. Herwig Unger wünscht ihm, dass er einen Ruf auf eine Professur erhalten wird.

Gerd Dapprich | 05.12.2019