Einstellungen zu Diversität und ihrem Nutzen

Die Fakultät für Psychologie hat ein Jahr nach ihrer Gründung die erste Venia Legendi an Privatdozent Dr. Mathias Kauff verliehen.


drei Männer in Anzügen stehen nebeneinander Foto: FernUniversität
Venia Legendi für Privatdozent Mathias Kauff (Mitte): Es gratulieren Dekan Prof. Stefan Stürmer (li.) und Prof. Oliver Christ.

Der neue, türkische Nachbar ist nett und hilfsbereit. Wie wirken sich positive Begegnungen zwischen Menschen unterschiedlicher ethnischer Gruppen im Alltag aus? Welche Konsequenzen haben dagegen negative Erfahrungen auf die Einstellung zu Diversität und ihrem Nutzen für die Gesellschaft? „Unsere Forschung ist gerade in Zeiten des erstarkenden Rechtspopulismus sehr wichtig“, sagt Privatdozent Dr. Mathias Kauff. Der 35-jährige Psychologe hat in seiner Habilitation erforscht, was Menschen über ethnische Diversität denken und wie sie deren Nützlichkeit für die Gesellschaft beurteilen. Für das Fach Psychologie bekam er jetzt die Venia Legendi verliehen. Es ist die erste Venia Legendi, die in der vor einem Jahr gegründeten Fakultät für Psychologie vergeben wurde.

Von Marburg nach Hagen

Nach seiner Promotion in Marburg entschied sich Mathias Kauff bewusst für Hagen als nächste Station seiner wissenschaftlichen Karriere. Die psychologische Forschung zur Diversität an der FernUniversität gab dafür den Ausschlag. Das perfekte Umfeld für sein von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) gefördertes Projekt auch zur dunklen Seite der Wertschätzung von Diversität war gefunden. „Ich habe in meinen gut vier Jahren an der FernUni stark profitiert von der Forschungsstärke der Fakultät für Psychologie und einem Fokus auf sozialpsychologische Themen“, blickt Kauff auf seine Zeit in Hagen zurück.

Als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Lehrgebiet Psychologische Methodenlehre und Evaluation von Prof. Dr. Oliver Christ veröffentliche er im Zuge seiner Habilitation zwischen 2016 und 2019 insgesamt acht Publikationen. Es fließen Ergebnisse aus mehr als 20 Studien in seine kumulative Habilitationsschrift ein, für die Fernstudierende und ausgewählte Bevölkerungsgruppen befragt wurden.

Einstellungen zu Diversität

Basis ist die klassische Annahme der Intergruppen-Kontakttheorie. „Der Kontakt zwischen unterschiedlichen ethnischen Gruppen reduziert Vorurteile. Wenn Menschen positive Erfahrungen machen, verbessert sich die Einstellung zu Diversität“, erklärt Kauff. „Bei negativen Erfahrungen kann das allerdings umschlagen.“ In seiner Forschung berücksichtigt Kauff sowohl die Perspektive der Mehrheitsgesellschaft als auch die Sicht ethnischer Minderheitsgruppen. Mediale Debatten und ihre Auswirkungen sowie die Diskriminierung von Minderheiten durch Polizei und Sicherheitskräfte fließen als weitere Aspekte ein.

Habilitation und DFG-Projekt

Die Fakultät für Psychologie hat ein Jahr nach ihrer Gründung ihre erste Venia Legendi an Privatdozent Dr. Mathias Kauff verliehen. Der Titel seiner kumulativen Habilitationsschrift lautet: „Konsequenzen positiver und negativer Begegnungen zwischen Mitgliedern unterschiedlicher ethnischer Gruppen in diversen Gesellschaften – Untersuchungen aus Majoritäts- und Minoritätsperspektive“. Sein DFG-Projekt trug den Namen: „Die Dunkle Seite nutzenbezogener Wertschätzung von Diversität – Outgroup-Abwertung durch Personen mit Pro-Diversity Beliefs als Reaktion auf nicht-nützlichen Intergruppenkontakt“. Es wurde von 2015 bis 2018 gefördert.

Empfehlungen für die Praxis

Aus der Habilitation von Mathias Kauff lassen sich Implikationen für die Praxis ableiten, zum Beispiel für Diversity-Maßnahmen und interkulturelles Training. „Diese können dazu beitragen, Überzeugungen über den Nutzen von Diversität zu verbessern“, sagt Kauff. Positive Überzeugungen über Diversität hätten vor allem positive Effekte, wenn Nützlichkeitserwartungen auch erfüllt würden.

Von Hagen nach Hamburg

Nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Habilitation wechselt Kauff von Hagen an die private Medical School Hamburg. Dort übernimmt er eine Vertretungsprofessur für Sozialpsychologie. „Ich freue mich besonders auf die Einführungsvorlesungen in Sozialpsychologie für Studierende im Bachelor“, sagt er. Der FernUniversität bleibt er weiter verbunden: „Ich behalte ein Standbein an der Fakultät für Psychologie. Unsere gemeinsame Forschung läuft weiter.“

Carolin Annemüller | 01.10.2019