Menschen aus Syrien fühlen sich mehrheitlich wohl in Hagen

Arbeit, Wohnen, Sprache – das sind laut einer Studie der FernUniversität die größten Herausforderungen für Syrerinnen und Syrer, um ihr Leben nach eigenen Wünschen zu gestalten.


Teil eines Banners mit der Aufschrift „Farbe bekennen in Hagen” Foto: Nicole Grote
Das Bundesprogramm „Demokratie leben“ hat die Umfrage unterstützt.

Rund 3.900 Syrerinnen und Syrer leben inzwischen in Hagen, sie stellen damit die zweitgrößte Gemeinschaft aus einem außereuropäischen Land. Die Mehrheit von ihnen fühlt sich mit der Stadt verbunden und sieht eine längere Perspektive hier. Das ergab eine Studie aus dem Lehrgebiet Community Psychology an der FernUniversität.

Gute Erfahrungen mit Behörden

Eine große Rolle für die Zufriedenheit der Befragten spielen die positiven Erfahrungen mit städtischen Behörden. „Das hat uns erstaunt“, sagt Dr. Jolanda van der Noll, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Initiatorin der Studie. „Wir haben eher erwartet, dass ein besonders gutes Aufnahmeklima für die emotionale Stabilität ausschlaggebend ist.“ Im Umkehrschluss bedeutet das: „Die Hagener Behörden haben eine Schlüsselposition. Es ist wichtig, wie sie mit Geflüchteten umgehen.“

Insgesamt konnten Daten von 112 Personen im Alter von 18 bis 61 Jahren ausgewertet werden. „Die Studie ist zwar nicht repräsentativ, aber aussagekräftig genug. Da wir sie über verschiedene Medienkanäle beworben haben, konnten wir auch unterschiedliche Gruppen erreichen“, ist Van der Noll zufrieden. 30 Prozent der Teilnehmenden sind weiblich; knapp die Hälfte hat mindestens zehn Jahre Schulbildung genossen und 36 Prozent haben einen Hochschulabschluss.

Mehr Kontakt gewünscht

Um sich wohl zu fühlen in der neuen Heimat finden es 82 Prozent wichtig, die eigene Kultur (Religion, Sprache und Kleidung) beibehalten zu können. „Fast alle haben angegeben, dass ihnen der Kontakt zu Deutschen wichtig oder sehr wichtig sei“, fasst Van der Noll zusammen. „Der Integrationswille ist also sehr hoch, ohne dabei die eigenen Wurzeln kappen zu müssen.“

Ergebnisse

Von 112 Personen zwischen 18 und 61 Jahren,

  • fühlen sich 88 Prozent mit der Stadt verbunden.
  • sehen 65 Prozent längerfristig für sich eine Perspektive in der Stadt.
  • haben 59 Prozent positive Erfahrungen mit Behörden gemacht.

Dazu passt, dass sich viele mehr Kontaktmöglichkeiten mit Deutschen wünschen, „nicht über Unterstützungsangebote, eher über Begegnungen auf Augenhöhe“, so die FernUni-Wissenschaftlerin. Ebenfalls gewünscht werden Kurse für Kinder im Bereich Sport, Musik und Sprache sowie mehr Angebote für Frauen. „Eine Geschlechtertrennung bei Aktivitäten ist in der syrischen Kultur üblicher.“

Als größte Herausforderungen, das Leben nach eigenen Bedürfnissen zu gestalten, erweisen sich: Arbeit, Wohnen, Sprache. Etwa die Hälfte der Befragten befindet sich in Aus- oder Weiterbildung, ein Viertel arbeitet. „Die meisten allerdings in einem artfremden Beruf, der nicht ihren in Syrien erworbenen Qualifikationen entspricht.“

Save the Date

Wie geht es weiter nach der Umfrage? „Wir wollen daraus nun Handlungsempfehlungen für die Praxis ableiten, für die Geflüchteten und die Institutionen, die mit ihnen zu tun haben“, stellt Jolanda van der Noll in Aussicht. Gemeinsam mit der Diakonie Hagen sowie der Migrationsberatung der Arbeiterwohlfahrt Hagen/Märkischer Kreis plant sie am 24. September auf dem FernUni-Campus eine Diskussionsveranstaltung im Rahmen der Interkulturellen Woche Hagen.

Anja Wetter | 09.07.2019