Prof. Wolfram Schiffmann Finalist beim Innovationspreis der Deutschen Luftfahrt

In der Kategorie „Fliegen neu Denken“ ist das Notlandeassistenzsystem nominiert, das an der FernUniversität entwickelt wurde. Die Gewinner werden am 6. Juni bekannt gegeben.


Ein Mann sitzt in der Kanzel eines kleinen Flugzeugs und blickt in Richtung Kamera. Foto: Veit Mette
Prof. Wolfram Schiffmann ist einer der Finalisten beim Innovationspreis der Deutschen Luftfahrt

Der Innovationspreis der Deutschen Luftfahrt (IDL 2019) geht in die vierte Runde. Nach einer mehrwöchigen Bewerbungsphase wurden zwölf Finalistinnen und Finalisten in insgesamt vier Kategorien von einer Fachjury unter Vorsitz des DLR-Luftfahrtvorstands Prof. Rolf Henke aus zahlreichen Einreichungen ausgewählt. Zu den drei in der Kategorie „Fliegen neu Denken“ gehören auch Prof. Dr. Wolfram Schiffmann und sein Team von der FernUniversität in Hagen. Die vier Gewinneren und Gewinner und ihre Konzepte werden am 6. Juni 2019 in Berlin vorgestellt und ausgezeichnet. Wie die anderen Finalisten-Konzepte vereint auch das am Hagener Lehrgebiet Rechnerarchitektur entwickelte Notlandeassistenzsystem innovative Ansätze mit zukunftsweisenden Ideen.

Der Ausfall des Flugzeugantriebs stellt für jede Pilotin und jeden Piloten ein großes Problem dar und erfordert schnelles und zielgerichtetes Handeln. Es gibt verschiedene Gründe, weshalb der Antrieb vollständig ausfallen kann. z. B. ein Vogelschlag bei allen Triebwerken. Bei Sportflugzeugen genügt oft schon ein einziges technisches Problem am Motor, um die Notsituation herbeizuführen. Häufig ist auch Treibstoffmangel die Ursache.

Flugzeug wird zum Segelflieger

Nach dem Ausfall des Antriebs wird auch eine motorisierte Maschine zum Segelflugzeug. Die Pilotin bzw. der Pilot muss im Gleitflug einen geeigneten Flugpfad fliegen, auf dem das Flugzeug in einer passenden Höhe am Beginn einer Landebahn ankommt. Hierbei sind die Gleitflugeigenschaften des Flugzeugs und insbesondere bei langsam fliegenden Flugzeugen auch die momentane Windsituation zu berücksichtigen. Weil sich die Gleitflugeigenschaften im Kurven- und im Geradeausflug voneinander unterscheiden, ist die Festlegung eines Flugpfads schwierig. Da eine schnelle Entscheidung für eine von meist sehr vielen möglichen Landebahnen getroffen werden muss und viele Einflussgrößen wie Wind und Flugverhalten nur intuitiv geschätzt werden können, ist die Gefahr groß, dass die Notlandung misslingt. Eine getroffene Entscheidung ist kaum noch zu korrigieren.

Schnell zuverlässigen Gleitpfad finden

Der Engine-out Emergency Landing Assistant (ELA), den Prof. Schiffmann in seinem Forschungsbereich Notlandeassistenzsysteme entwickelt hat, unterstützt Pilotinnen und Piloten dabei, in kurzer Zeit einen zuverlässigen Gleitpfad zu finden und leitet sie oder ihn sicher zu einer Landebahn. ELA berechnet unter Berücksichtigung des Windes für jede Landebahn in der näheren Umgebung vier verschiedene Gleitpfade. Während bisherige Verfahren auf Basis sogenannter Trochoiden nur eine konstante Windkomponente berücksichtigen können, ist das an der FernUniversität entwickelte in der Lage, beliebig komplexe Windkonfigurationen zu modellieren und selbst bei schwierigen Windszenarien in Echtzeit einen optimierten Gleitpfad zu berechnen. Außerdem prüft ELA den „besten“ berechneten Gleitpfad hinsichtlich möglicher Hindernisse. Gegebenenfalls sucht es einen anderen Notlandeplatz und berechnet den optimalen Weg dorthin. Mit dem ELFI-Verfahren können anhand von Satelliten- und Höhendaten automatisch Notlandefelder mit den für einen Flugzeugtyp spezifischen Neigungs- und Größenvorgaben bestimmt werden. ELFI steht für Emergency Landing Field Identification.

Innovationspreis der Deutschen Luftfahrt

Der Innovationspreis der Deutschen Luftfahrt (IDL) wurde 2016 erstmalig verliehen. Er bündelt die Innovationskraft von Unternehmen und Start-ups im Kontext Luftfahrt, Industrie 4.0 und digitaler Wirtschaft. Ziel ist es, ein neues gemeinsames Verständnis darüber zu entwickeln und zu fördern, wo und wie Innovationen in der Luftfahrt in Zukunft entstehen. Hinter dem Preis stehen die wichtigsten Vertreterinnen und Vertreter der Luftfahrt in Deutschland. Er steht unter der Schirmherrschaft des Bundeswirtschaftsministeriums.

Die Bewertung und Auswahl der Finalistinnen und Finalisten erfolgte in einem mehrstufigen Verfahren. Die Besten werden am Abend des 6. Juni 2019 im Rahmen der Digital Aviation Conference des Bitkom in der Kalkscheune in Berlin bekanntgegeben.

Ein Sportflugzeug steht auf der Startbahn eines Flugplatzes. Foto: Veit Mette
Sein Assistenzsystem hat Prof. Schiffmann selbst in der Praxis erprobt.
Gerd Dapprich | 20.05.2019