Digitalisierung beeinflusst Hochschulen in Forschung und Lehre

Was Unis aus den Erfahrungen der Musik- und Medienbranche lernen können, machte die FernUni-Tagung in Berlin deutlich. Eine ausführliche Dokumentation der Veranstaltung folgt.


Blick aus dem Auditorium zum Podium
Ada Pellert (stehend, li.): „Digitalisierung ist ein gesellschaftliches Phänomen, das unsere Art des Wissenserwerbs und vor allem auch des Lernens grundlegend verändert.“

„Wenn wir unsere Stärken als Hochschule – etwa unsere forscherische Neugier, die Reflexion zu gesellschaftlichen Entwicklungen und unseren Bildungsauftrag als Institution für lebenslanges Lernen – mit den neuen Herausforderungen verknüpfen, wird es eine interessante Reise in die digitale Welt.“ Prof. Dr. Ada Pellert, Rektorin der FernUniversität in Hagen zieht Bilanz nach der Konferenz der FernUniversität „Veränderung durch Digitalisierung – Lernen von anderen Branche“ in der Landesvertretung NRW in Berlin. Dazu hatte die FernUniversität Vertreterinnen und Vertreter anderer Hochschulen, aus der Bildungspolitik, Medien- und Musikbranche eingeladen.

„Open Access eröffnet neue Formen der Gemeinschaftlichkeit.“

„Digitalisierung ist ein gesellschaftliches Phänomen, das unsere Art des Zusammenlebens, der Kommunikation, des Wissenserwerbs und vor allem auch des Lernens grundlegend verändert“, sagte Ada Pellert. „Hochschulen als gesellschaftliche Institutionen sind vielfältig betroffen.“ In einigen Branchen der Wirtschaft hat die Digitalisierung bereits zu einem tiefgreifenden Wandel geführt. In den Pionierbranchen Medien und Musik sind Anpassungen über völlig neue Geschäftsmodelle erfolgt.

Weitere Veranstaltungen:

Mit dieser Konferenz beginnt 2017 eine Serie mit insgesamt drei Veranstaltungen, die den Forschungsschwerpunkt „Diversität, Lebenslanges Lernen, Digitalisierung. Konsequenzen für die Hochschulbildung“ begleiten.

Zwar lässt sich der Begriff „Geschäftsmodell“ nur schwer auf Hochschulen übertragen, dennoch können sie von den Erfahrungen und Anregungen aus anderen gesellschaftlichen Bereichen profitieren: was bei der Gestaltungen von institutionellen Änderungsprozessen zu beachten ist, wie Veränderungen durch Strategie und Leitung unterstützt werden müssen. „Hochschulen müssen den Blick darauf werfen, wie sie künftig Forschung und Lehre organisieren. Der Bereich Forschung etwa wird schon heute stark durch die Digitalisierung beeinflusst: Wir können sehr große Datenmengen verarbeiten. Open Access eröffnet neue Formen der Gemeinschaftlichkeit zwischen Forschenden respektive Forschenden und Öffentlichkeit“, so Pellert.

In der Lehre verschieben sich die Rollen: zwischen Lehrenden und Lernenden. Studierende werden noch stärker als früher zu Ko-Produzentinnen und -produzenten von Wissen. „Sie werden darüber hinaus zu souveräneren Konsumentinnen und Konsumenten. Denn Lehre wird durch die Digitalisierung transparenter und vergleichbarer, auch international“, ergänzt die Rektorin.

Blick ins Podium
FernUni kommt in die Hauptstadt: Die Konferenz „Veränderung durch Digitalisierung – Lernen von anderen Branchen“ fand in der Landesvertretung NRW in Berlin statt.

Rolle der Politik und Wirtschaft

Ein wichtiger Part fällt der Politik zu: Das Zusammenspiel zwischen der politischen und der institutionellen Ebene ist entscheidend in der Bewältigung der digitalen Herausforderung. Politik müsse sicherstellen, dass Chancengerechtigkeit, Zugänglichkeit des Wissens, internationale Wettbewerbsfähigkeit, kulturelle Vielfalt unter den Rahmenbedingungen der Digitalisierung bewahrt wird.

Auf dem Abschlusspodium in Berlin resümierte FernUni-Rektorin Ada Pellert: „An den Hochschulen müssen gesellschaftliche Veränderungen, die durch Digitalisierung ausgelöst werden, gemeinsam reflektiert und bewertet werden. Denn Hochschulen sind ein zentraler Ort des Diskurses.“

Anja Wetter | 26.01.2017