Kapitel 1: Grundlagen
Warum zitieren?
Das wissenschaftliche Zitieren dient dazu
- deine wissenschaftliche Arbeit objektiv und intersubjektiv überprüfbar zu machen.
- die Zitierpflicht nach dem Urhebergesetz zu erfüllen, wenn du fremde Leistungen nutzt und sie in deine eigene Arbeit integrierst.
- das ethische Gebot der Fairness zu erfüllen, indem du die fremde Leistung durch die Nennung des Urhebers/der Urheberin anerkennst.
- ein Plagiat und damit geistigen Diebstahl zu vermeiden.
- die Eigenständigkeitserklärung, die du unterschreibst und deiner Arbeit hinzufügst, zu erfüllen.
Diese Grundsätze sind erfüllt, wenn du jede Quelle, die du in deiner Arbeit verwendest, angibst und so beschreibst, dass Interessierte die Originalquelle beschaffen und zur Prüfung nachlesen können. Dabei ist jeder übernommene Gedanke, jeder mit eigenen Worten zusammengefasster Abschnitt und jede wörtlich übernommene Textstelle als Zitat zu kennzeichnen. [2] S. 253-254 [10] S. 3-6
Übernimmst du eine Textstelle wortwörtlich, spricht man von einem wörtlichen oder direkten Zitat. Fasst du einen Gedanken oder einen Abschnitt mit eigenen Worten zusammen, handelt es sich um ein indirektes Zitat oder eine Paraphrase. Indirektes Zitieren wird auch Paraphrasieren genannt.
Quellen - Grundlagen
Typische wissenschaftliche Quellen sind:
- Fachzeitschriften (Journals, Periodika)
- Monographien (Fachbücher zu einem Thema)
- Sammelwerke (Fachbücher mit Kapiteln unterschiedlicher Autorinnen unter der Verantwortung von Herausgeberinnen)
- Dissertationen
- Forschungsberichte
Quellen können als Druckversion oder digital vorliegen. Weitere Arten von Quellen werden in Kapitel 4 vorgestellt.
Quellen müssen zitierfähig und zitierwürdig sein.
Eine Quelle ist zitierfähig, wenn sie durch einen Verlag veröffentlicht ist. Darüberhinaus sind Quellen zitierfähig, die eindeutig identifiziert und dauerhaft verfügbar sind. Das trifft auf Quellen wie z. B. Forschungsberichte zu, die von Hochschulen intern herausgegeben werden.
Eine zitierfähige Quelle muss diese Kriterien erfüllen:
- Eindeutigkeit
- Verortbarkeit
- Zugänglichkeit
- Dauerhaftigkeit
Die Zitierfähigkeit kennzeichnet eine Quelle nach technisch-formalen - - Gesichtspunkten. Hier setzen Zitationsstile und -regeln an. [10] S. 10-13
Eine Quelle ist zitierwürdig, wenn sie die wissenschaftlichen Qualitätsansprüche erfüllt. Tut sie das nicht, ist aber unverzichtbar für den Erkenntnisgewinn der Arbeit, kann sie als zitierwürdig eingestuft werden.
Ist eine Quelle weder wissenschaftlich anerkannt noch unverzicht- und unersetzbar für deine Arbeit, solltest du sie möglichst nicht verwenden. Ein Verbot, nicht zitierwürdige Quellen zu verwenden, gibt es nicht. Die Zitierpflicht besteht in jedem Fall für alle Quellen.
Kriterien für die Zitierwürdigkeit einer Quelle sind:
- Wissenschaftliche Fachautor*in
- Thema gehört zum Fachbereich
- Typische Veröffentlichung: Fachverlag, Fachzeitschrift, Universitätsserver
- Primärquelle (mit eigenem Aussagewert)
Hilfe zur Einordnung bietet die Aufwärtsregel: Danach sollte nur aus Werken zitiert werden, die höher als die eigene Arbeit stehen. Für eine Abschlussarbeit sind damit andere Abschlussarbeiten nicht zitierwürdig.
Lehrbücher und Vorlesungsskripte gelten in der Regel nicht als zitierwürdig, da sie Inhalte anderer Fachliteratur zusammentragen und keine eigenen Aussagewerte vertreten. Es handelt sich um Sekundärquellen. [10] S. 13-17
Werke, die nicht in Bibliotheken archiviert werden, nennt man “graue Literatur”. Es handelt sich um Veröffentlichungen von Institutionen, Unternehmen oder Einzelpersonen ohne ISSN/IBSN Nummer. Dazu zählen
- Forschungsberichte
- Vorlesungsskripte
- Vorträge
- Dissertationen
- Abschlussarbeiten (Diplom, Magister, Master)
Ist eine graue Literatur sowohl zitierfähig als auch zitierwürdig, kann sie als Quelle in deine Arbeit aufgenommen werden. [10] S. 10-12
Zitierweise und Zitationsstile
Die Zitierweise legt fest,
- an welcher Stelle in der Arbeit der Beleg für ein Zitat eingebaut wird und
- wie der Beleg selbst zu gestalten ist.
Das erste Kriterium bezieht sich auf die Position. Belege können direkt im Text platziert werden oder sie können als Fußnoten am Ende einer Seite bzw. als Endnoten am Ende des Textes stehen.
Das zweite Kriterium betrifft den Informationsgehalt. Wenn der Beleg direkt die gesamte Quelleninformation enthält, spricht man von einem Vollbeleg. Ein Kurzbeleg enthält dagegen nur wenige prägnante Informationen, die sich zur Identifikation der Quelle eignen. Das Zitieren mit Kurzbelegen wird auch als Autor-Jahr-System bezeichnet. Die vollständige Quelleninformation befindet sich dann in einem Literaturverzeichnis am Ende des Textes.
Die Regeln und Standards, wie in einer wissenschaftlichen Arbeit auf Quellen zu verweisen ist, werden in Zitationstilen zusammengefasst. Es gibt zahlreiche Zitationsstile, die in unterschiedlichen Institutionen und Vereinigungen entstanden sind. In der Regel geben diese Institutionen ein offizielles Handbuch heraus.
Die Wahl des Zitationsstils ist an diese Grundregeln gebunden:
- Vorgabe des Lehrgebiets bzw. der Universität
- Eignung für den wissenschaftlichen Fachbereich
- Einheitlichkeit
[10] S. 23-24
Bekannte Zitationsstile sind Deutsche Zitierweise, Harvard und APA.
Deutsche Zitierweise
- Fachbereich: Geisteswissenschaften
- Fuß- oder Endnoten-System
Harvard
- von der Harvard Universität in Cambridge (USA) entwickelt
- Fachbereiche: Natur-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
- Autor-Datum-System
APA
- von der American Psychology Association (APA) entwickelt
- Fachbereiche: Verhaltens-, Sozial-, Natur- und Geisteswissenschaften
- Autor-Datum-System
- aus Harvard entstanden
[10] S. 24-32
Zitieren nach APA 7th
Kurze Geschichte von APA 7th
Als Vorläufer des APA-Manuals gilt ein Artikel in einer Fachzeitschrift der Psychologie von 1929. Er behandelt auf sieben Seiten die Notwendigkeit von Standards und macht erste Vorschläge [4] . Seitdem wuchsen Umfang und Länge des APA-Manuals kontinuierlich, dabei wurde es an die Bedürfnisse von Forschenden, Studierenden und Lehrenden in Sozial- und Verhaltenswissenschaften, im Gesundheitswesen, in Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften angepasst. [2] S. xv
Die 6. Ausgabe des APA-Manuals (APA 6th) bildete zehn Jahre lang das Regelwerk für die APA-Zitation.
Im Oktober 2019 brachte APA die siebte Ausgabe des APA-Manuals heraus. Seitdem ist “APA 7th” das offiziell gültige Regelwerk für die Zitation nach APA.
Inhalte des APA-Manuals
Das APA-Manual zu APA 7th enthält Regeln für den gesamten wissenschaftlichen Schreib- und Publikationsprozess, nicht nur für die Zitation von Quellen. Es enthält folgende Kapitel:
- Wissenschaftliches Schreiben und Publikationsprinzipien
- Elemente und Formate wissenschaftlicher Texte
- Standards für Fachzeitschriftenartikel
- Schreibstil und Grammatik
- Richtlinien für wertfreie Sprache
- Formale Standards für wissenschaftliches Schreiben
- Tabellen und Abbildungen
- Quellenangaben im Text
- Quellenverzeichnis
- Zitationsbeispiele
- Zitieren von Gesetzestexten
- Publikationsprozess
[2]
Für das wissenschaftliche Zitieren nach APA 7th in deutschen Arbeiten sind die Kapitel 7-11 relevant. Die anderen Kapitel beziehen sich speziell auf die englische Sprache und die Publikation in den USA.
Elemente der Zitation nach APA 7th
APA 7th nutzt das Autor-Datum-System. Das bedeutet, dass im Text selbst ein Kurzbeleg eingetragen wird: Autor und Datum. Der Kurzbeleg im Text wird im Folgenden In-Text-Zitation genannt. Am Ende des Textes gibt es ein Literaturverzeichnis, in dem die vollständigen Quellenangaben enthalten sind. Jedes Zitieren in APA 7th besteht aus den beiden Elementen
- In-Text-Zitation
- Eintrag ins Literaturverzeichnis
APA-Begriffe englisch/deutsch
APA Abkürzungen engl./deutsch
Das APA-Manual ist auf Englisch und richtet sich an Forschende, Studierende und Lehrende, die auf Englisch schreiben. Die Übersetzungen relevanter Begriffe und Abkürzungen für Arbeiten in deutscher Sprache findest du in folgender Tabelle.
Tabelle 1 APA Abkürzungen engl./deutsch
Englisch | Deutsch | ||
---|---|---|---|
Begriff | Abk. | Begriff | Abk. |
and others | et al. | und andere | et al. |
Edition | ed. | Auflage | Aufl. |
Editor/s | Ed./Eds. | Herausgeber | Hrsg. |
Figure | Abbildung | ||
no date | n.d. | ohne Datum | o.D. |
Note | Hinweis | ||
Page/Pages | p./pp. | Seite/n | S. |
Table | Tabelle | ||
see | siehe |
Keine APA-Begriffe
Diese Abkürzungen gehören nicht zur offiziellen In-Text-Zitation nach APA 7th:
- ebd. (ebenda)
- f./ff. (nachfolgende Seite/n)
- vgl. (vergleiche)
APA-Varianten im Studium
Richtlinien im Studium
Im Studium werden die Regeln des Zitierens von den Prüfenden, dem Lehrgebiet bzw. Institut vorgegeben. Oftmals richten diese sich nach den Regeln der APA-Zitation mit kleinen Abweichungen. Im APA-Manual wird dazu ermutigt, die von APA herausgegebenen Regeln anzupassen oder zu ergänzen, wenn es sich um Arbeiten außerhalb des Veröffentlichungskontextes in psychologischen Fachzeitschriften handelt. [2] S. 10
Wenn dir in deinem Studium Vorgaben begegnen, die von denen im offiziellen APA-Manual und von den Aussagen hier in ZitFIt abweichen, hast du es mit einer adaptierten APA-Version zu tun. Diese Vorgaben kann die Benutzung von Abkürzungen enthalten, die nicht Bestandteil des APA-Stils sind, sondern aus anderen Zitationsstilen stammen. Folge diesen Regeln, denn sie sind die entscheidenden für deine studentische wissenschaftliche Arbeit. Wenn du die strikten APA-Regeln kennst, wird es dir leicht fallen, die gewünschten Ergänzungen einzuordnen und einzuarbeiten.