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Psychopathie – Gehirn und Genetik

[02.10.2018]

Zwei aktuelle Aufsätze unter Beteiligung von Prof. Dr. Andreas Mokros beschäftigen sich mit Veränderungen der Hirnfunktion bei Psychopathie und deren genetischen Ursachen.


Foto: Peshkova/iStock/Getty Images

Psychopathie ist eine Persönlichkeitsstörung, die von emotionaler Kälte, Impulsivität und einer Neigung zur Täuschung geprägt ist. Sie gilt als Sonderform der Antisozialen Persönlichkeitsstörung. In einem aktuellen Beitrag, der als elektronische Vorabveröffentlichung (e-pub) bei der Zeitschrift Molecular Psychiatry erschienen ist, haben Timm Pöppl et al. die Befunde aus Bildgebungsstudien zur Psychopathie zusammengetragen.

Im Rahmen einer Meta-Analyse wurden die Ergebnisse aus 28 Originalarbeiten ausgewertet. Die Hirnregionen, die dabei eine außerordentlich starke (vordere Inselrinde) bzw. geringe Aktivierung zeigten (rechte laterobasale Amygdala, dorsomedialer präfrontaler Cortex und lateraler präfrontaler Cortex beidseits) wurden anhand einer Datenbank funktional charakterisiert. Die Ergebnisse weisen eine gute Übereinstimmung mit der klinischen Beschreibung der Störung auf. Die genannten Bereiche spielen u.a. eine maßgebliche Rolle bei der semantischen Verarbeitung von Sprache, der sozialen Kognition sowie bei der emotionalen und kognitiven Bewertung von Belohnung. Somit trägt die Meta-Analyse wesentlich dazu bei, die Suche nach Hirnarealen einzugrenzen, die für Psychopathie bedeutsam sind.

Verhaltensgenetische Befunde sprechen dafür, dass psychopathische Persönlichkeitseigenschaften genetisch mitbedingt sind. Molekulargenetisch stehen aber Belege für Zusammenhänge mit konkreten Genvarianten aus. Ein naheliegender Kandidat ist das Monoamin-Oxidase-A (MAO-A)-Gen, das eine Rolle für Antisozialität spielt, jedenfalls im Zusammenhang mit erlittener Traumatisierung in der Kindheit. Ob das auch für Psychopathie gilt, haben Pia Hollerbach et al. in einer Studie überprüft, die im September 2018 in der Zeitschrift Psychoneuroendocrinology erschienen ist. Danach spielen Varianten von MAO-A eine Rolle für die Ausprägung von Psychopathie bei Frauen (nicht bei Männern); ebenso besteht ein positiver Zusammenhang zu erlittener Traumatisierung. Es existiert aber keine Wechselwirkung zwischen MAO-A und Traumatisierung im Hinblick auf die Intensität psychopathischer Eigenschaften.

Prof. Dr. Mokros hat Frau Hollerbachs Dissertation an der Universität Zürich extern betreut; die mündliche Prüfung hat im August 2018 stattgefunden. Vor Jahren war Prof. Dr. Mokros auch an der Betreuung der medizinischen Dissertation von Dr. Timm Pöppl beteiligt. Herr Dr. Pöppl tritt zum 01.10.2018 eine Professur an der RWTH Aachen an.


Prof. Dr. Andreas Mokros Foto: Hardy Welsch

Prof. Dr. Andreas Mokros

Lehrgebiet Persönlichkeitspsychologie, Diagnostik und Beratung

E-Mail: andreas.mokros

Telefon: +49 2331 987 - 1273

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