Veranstalter*innen: Prof. Dr. Thomas Bedorf, Sarah Kissler, Dr. Thorben Mämecke
Hermeneutiken als Deutungspraktiken sind nie machtfrei gewesen. Schon immer wurde ihnen ein Verfehlen des eigenen Wahrheitsanspruchs nachgewiesen. Unter Bedingungen der Digitalität verschieben sich die Weisen, das Verhältnis von Macht, Deutung und Wirklichkeit zu befragen. Wo sich Bilder, Texte und ihre Produzent*innen in Hinsicht auf Verfügbarkeit, Kommunizierbarkeit und technische Manipulierbarkeit vervielfältigt haben und volatiler geworden sind, werden Deutungsprozesse zunehmend technologisch opak und unreflektiert. Eine Analyse der digitalen Deutungsmacht, die selbst an der Erzeugung von Wirklichkeiten beteiligt ist, soll in diesem Panel erprobt und diskutiert werden.
Macht und Ohnmacht in der automatisierten Öffentlichkeit
Ingo Dachwitz (netzpolitik.org)
Uploadfilter, Real-Time-Bidding, Such- und Newsfeed-Algorithmen: Die digitalen Öffentlichkeiten sind geprägt von maschinellen Prozessen. Wer verstehen will, wie sich die zunehmende Automatisierung auf gesellschaftliche Deutungsprozesse und Machtverhältnisse auswirkt, muss auf den größeren Strukturwandel schauen, der damit verbunden ist. Noch nie konnten so viele Menschen wie heute an Wissen, Kultur und Diskursen teilhaben. Gleichzeitig scheint die politische Öffentlichkeit so fragil wie lange nicht mehr. Die Ursache liegt in der Funktionsweise der neuen Diskursarenen, denn die Plattformkonzerne haben Manipulation, Polarisierung und Eskalation in ihrem Quellcode eingeschrieben. Doch es geht auch anders…
Ingo Dachwitz ist Kommunikationswissenschaftler und seit 2016 Redakteur bei netzpolitik.org. Er schreibt und spricht über Datenpolitik, Überwachungskapitalismus und den digitalen Strukturwandel der Öffentlichkeit. Er moderiert Diskussionen, gibt Workshops für junge und ältere Menschen in digitaler Selbstverteidigung und lehrt gelegentlich an Universitäten zur politischen Ökonomie digitaler Medien.