Veranstalter: Prof. Dr. Peter Risthaus, Helmut Hofbauer
Die ‚Computerdichtung‘ hat erheblich aufgerüstet und zwar nicht allein technisch: Lyrik-Bots und vergleichbare Textgeneratoren laufen jetzt auf Twitter und in anderen sozialen Medien, von diversen Websites ganz zu schweigen. Was wird Dichtung unter digitalen Bedingungen gewesen sein?
Chanson d‘ EURATOM. Die Geburt des digitalen Oulipo aus der KI-Forschung der 1960er Jahre
Prof. Dr. Simon Roloff
Der Beitrag analysiert eine bisher weitgehend unbekannte epistemologische Verknüpfung zwischen der Ouvroir de la litterature potentielle (Oulipo) und der KI-Forschung der 1960er Jahre. Die Gründung der französischen Avantgardevereinigung fiel nicht nur in die Zeit der frühen Experimente der Computerliteratur in Deutschland, Frankreich und den USA, die Gruppe interessierte sich auch von Beginn an für die Möglichkeiten von Rechenmaschinen zur Generierung literarischer Texte.
Dr. Simon Roloff ist Autor, Literatur- und Medienwissenschaftler. Er promovierte als Stipendiat des Graduiertenkollegs „Mediale Historiographien“ zu Robert Walser und war zuletzt Juniorprofessor am Institut für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft der Universität Hildesheim. Im Zentrum seiner Arbeit stehen Fragen einer Kulturtechniktheorie der Literatur, der politischen Literatur sowie des literarischen Forschens. In Vorbereitung ist sein Buch Kunstbemühung – Wie ich ein kreatives Subjekt wurde.
Poetische Künstliche Intelligenz. Herman Melville und Felix Weinold: Bartleby
PD Dr. Bernhard Dotzler (Universität Regensburg)
»I would prefer not to« lautet die berühmte Formel von Herman Melvilles Schreiber Bartleby. In Felix Weinolds gleichnamiger Installation (Bartleby, 2020) schreibt ein Roboter diesen Satz an die Wand, ihn auf die sich entwickelnde KI beziehend. Aber wenn er denn auf KI verweisen soll, widerlegt der Akt seiner Niederschrift durch einen Roboter genau die Ausflucht, die er ausdrückt. Aus einer exemplarischen Figur der Sinnverweigerung entspringt so – neuer, anderer Sinn.
Prof. Dr. Bernhard Dotzler ist seit 2004 Ordinarius für Medienwissenschaft am Institut für Information und Medien, Sprache und Kultur an der Universität Regensburg. Der Fokus seiner Forschung liegt auf der IT-Geschichte/History of Computing, der Archäologie der Medien(theorie), der Medien- und Wissenschaftsgeschichte (Media & Science), dem Verhältnis von Literatur und Medien, sowie der Werbeforschung.